Bild der Zerstörung: Schätzungsweise zehn Minuten brauchen Profis, um Lenkrad und Navi aus einem Auto zu stehlen. Foto: dpa - dpa

Eine Scheibe am Auto ist zerbrochen, das Lenkrad fehlt und dort, wo bisher das Navigationsgerät war, hängt nur noch ein Kabelbaum aus dem Armaturenbrett. So ist es schon vielen Besitzern eines BMW ergangen. Denn speziell auf diese Marke haben es Diebesbanden abgesehen. Auch im Kreis Esslingen hat diese Form von organisierter Kriminalität deutlich zugenommen. Mehr als 50 Fälle sind in den vergangenen eineinhalb Jahren beim Polizeipräsidium Reutlingen angezeigt worden. Der Schaden ist immens. Oftmals sind es pro Fahrzeug bis zu 10 000 Euro. Aber die Aufklärungsquote geht gegen null. Es sei sehr schwierig, den Tätern auf die Spur zu kommen, sagt Polizeisprecher Michael Schaal. Umso wichtiger sei es, dass verdächtige Beobachtungen sofort gemeldet werden.

Kreis EsslingenEine Scheibe am Auto ist zerbrochen, das Lenkrad fehlt und dort, wo bisher das Navigationsgerät war, hängt nur noch ein Kabelbaum aus dem Armaturenbrett. So ist es schon vielen Besitzern eines BMW ergangen. Denn speziell auf diese Marke haben es Diebesbanden abgesehen. Auch im Kreis Esslingen hat diese Form von organisierter Kriminalität deutlich zugenommen. Mehr als 50 Fälle sind in den vergangenen eineinhalb Jahren beim Polizeipräsidium Reutlingen angezeigt worden. Der Schaden ist immens. Oftmals sind es pro Fahrzeug bis zu 10 000 Euro. Aber die Aufklärungsquote geht gegen null. Es sei sehr schwierig, den Tätern auf die Spur zu kommen, sagt Polizeisprecher Michael Schaal. Umso wichtiger sei es, dass verdächtige Beobachtungen sofort gemeldet werden.

Aber da fängt das Problem schon an. Denn die Täter arbeiten unglaublich schnell und professionell. In aller Regel zerstören sie zunächst eines der hinteren Dreiecksfenster, um ins Fahrzeuginnere zu gelangen. „Das geht ohne großen Lärm“, sagt Schaal. Ruckzuck seien danach das Multifunktionslenkrad und das Navigationsgerät ausgebaut. Die Täter gingen dabei nicht zimperlich vor. Oftmals richteten sie an den Autos erheblichen Schaden an. Nur das Diebesgut selbst behandelten sie schonend. Denn die Lenkräder und die Navis sollen verhökert werden, um sie in anderen Fahrzeugen wieder zu verwenden. Hochwertige BMW-Teile fänden vor allem auf dem asiatischen Raum viele Abnehmer, weiß Schaal.

Aufklärung sehr schwierig

Bei der Polizei geht man davon aus, dass es sich um Diebesbanden aus Osteuropa handelt. Für ihre nächtlichen Aufbruchtouren suchten sie sich stets Standorte, die an Schnellstraßen liegen, berichtet der Polizeisprecher. Denn dort sei die Flucht besonders leicht. Die gestohlenen Geräte würden in der Regel ins Ausland verkauft. Selten gingen solche Banden den polizeilichen Ermittlern ins Netz. Im Dezember 2017 konnten Beamte des Polizeipräsidiums Reutlingen acht Litauer im Alter von 16 bis 28 Jahren festnehmen. Sie sollen in den Landkreisen Böblingen und Main-Tauber mindestens 45 Autos aufgebrochen und ausgeschlachtet haben, meistens BMWs. Doch gestaltete sich die Aufklärung sehr schwierig. „Die schweigen sich aus“, so Schaal. Dingfest könne man die Täter eigentlich nur dann machen, wenn man sie mit Diebesgut erwischt.

Wie gezielt die Diebesbanden vorgehen, zeigt allein die polizeiliche Statistik für den Kreis Esslingen. Die erste nächtliche Tour hatte im November 2016 Scharnhausen zum Ziel, wo neun Autos aufgebrochen wurden. Danach waren Wernau (7 Fahrzeuge), Leinfelden (8), Plattenhardt (16), Neckartailfingen (4) und Neuhausen (9) an der Reihe. Ausschließlich BMWs wurden dabei geplündert. Der bislang letzte bekannte Fall war am Rosenmontag: In der Danziger Straße in der Parksiedlung wurde aus zwei BMWs das Multifunktionslenkrad gestohlen. Außerdem wurde aus zwei Mercedes das Multimedia-System Comand entwendet.

Richard Briem, Inhaber einer BMW-Niederlassung in Filderstadt-Plattenhardt, ist einer der Geschädigten. In einer September-Nacht 2017 schlachteten Unbekannte auf seinem Betriebshof 16 Fahrzeuge aus, allesamt Leasing-Rückläufer. Trotz Videoüberwachung habe man die Täter nicht überführen können, berichtet Briem. „Sie waren alle verkleidet.“ Er schätzt, dass die Diebe pro Auto gerade mal zehn Minuten brauchen. Um Fahrzeugen mit Alarmanlage machten sie einen Bogen. „Die erkennen sie sofort.“ Schützen könne man sein Auto mit einer Diebstahlwarnanlage, erklärt Briem. Immer dann, wenn Eindringlinge sich am Fahrzeug zu schaffen machten und etwas bewegten, erzeuge die Anlage einen lauten Hubton. Für 800 bis 1200 Euro könne man sie nachrüsten.