Sarah Panten ist im Landratsamt für Kunst, Partnerschaften und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Sarah Panten erarbeitet im Auftrag des Landrats ein Kulturkonzept für den Kreis. Die 31-Jährige will unter anderem Kinder stärker einbeziehen.

Kreis EsslingenSeit eineinhalb Jahren ist Sarah Panten im Esslinger Landratsamt für die Bereiche Kultur, Kommunalpartnerschaften und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Erste Akzente hat sie bereits gesetzt, etwa mit Kunst im Freilichtmuseum Beuren. Jetzt erarbeitet sie im Auftrag des Landrats ein Kulturkonzept für den Kreis Esslingen. Die 31-Jährige, die in Mettingen aufgewachsen ist, kann sich vorstellen, dass die Kultur verstärkt in den ländlichen Bereich getragen wird. Das macht sie bereits mit der Wanderausstellung der Kreis-Stipendiaten. Auch Kinder möchte sie stärker einbeziehen und den Fokus nicht mehr nur auf die Bildende Kunst beschränken.

Eine Woche lang haben Sie jetzt die jungen Tischtennisspieler der israelischen Partnerstadt Givatayim betreut. Haben Sie anschließend ein paar Tage Urlaub benötigt?
Erholung wäre gut gewesen, aber es ging tapfer mit dem Alltag weiter. Für eine Woche habe ich mein Privatleben quasi an der Garderobe abgegeben. Es war schon eine Herausforderung, Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren und ihre Begleiter zu betreuen. Die Jungen haben auch Flausen im Kopf und die Mentalität unserer israelischen Gäste ist eine andere als die uns vertraute. Bei aller Vorbereitung gibt es spontan manches zu organisieren. Die meisten israelischen Jugendlichen wollten zum Beispiel ansatzweise koscher essen und im Restaurant musste man immer klären, was in den Speisen drin ist. Letzen Endes hat aber die Freude an der Begegnung überwogen, denn wenn man mittendrin steckt, merkt man nicht, wie anstrengend es ist.

So ein Austausch muss vorbereitet werden. Waren Sie dazu in Israel?
Ich war im Mai 2017 in Israel. Es war meine erste Reise in dieses faszinierende Land und zugleich das erste Mal, dass der Tischtennisaustausch mit Givatayim stattfand. Da konnten wir schon viel für den Gegenbesuch klären. Es galt, geeignete Gastfamilien zu finden und ein Programm zu gestalten, das Teenager bei Laune hält und andererseits Pflichtpunkte berücksichtigt, zum Beispiel den Besuch von Gedenkstätten. Wir haben jetzt einen Stadtrundgang zur jüdischen Vergangenheit Esslingens gemacht und die KZ-Gedenkstätte am Flughafen besucht.

Waren am Ende alle zufrieden?
Die Jugendlichen waren zufrieden und total vom ersten Schnee in ihrem Leben begeistert. Ihre Trainer haben die Herzlichkeit der Gastfamilien gelobt und die deutschen Eltern haben von den Begegnungen geschwärmt.

Wie gut kennen Sie schon die anderen Partnerstädte?
Pruszków in Polen kenne ich gar nicht, da gab es noch keinen Kontakt und das ist aufgrund der politischen Verhältnisse in Polen derzeit auch schwierig. Wir versuchen, die Partnerschaft am Leben zu erhalten, immerhin läuft der Schüleraustausch zwischen der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule Nürtingen und der Beruflichen Schule in Pruszków weiter. Mit den Landkreisen München und Leipzig hatte ich bislang wenig zu tun, da läuft der Austausch vor allem auf der Ebene der Kreistage.

In der Sparte Kultur haben Sie im vergangenen Jahr schon ein innovatives Projekt im Freilichtmuseum Beuren begleitet. Wird Beuren künftig häufiger ein Podium für Künstler werden?
Ich hoffe es. Es hat sich gezeigt, dass die Präsentation der Kunst und die Veranstaltungen mit Künstlern bei den Besuchern gut ankommen und den Künstler gefällt der außergewöhnliche Ausstellungsort. Momentan habe ich aber keine konkrete Idee für ein weiteres Museumsprojekt. Ich möchte aber die Kunst stärker in den ländlichen Raum tragen.

Das passiert gerade schon mit der Wanderausstellung der Stipendiaten. War die Idee von Ihnen und kommt sie gut an?
Zu dieser hat mich ein Antrag der Kreistags-SPD verleitet, die Sammlung des Landkreises einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Wanderausstellung anlässlich 25 Jahre Stipendiaten-Förderung wollte ich ohnehin gerne einem größeren Publikum zeigen. Sie ist nun seit Juli 2017 unterwegs und soll bis April 2019 an 13 Standorten gezeigt werden. Manche Gemeinden sind richtig euphorisch dabei. Lichtenwald will im April eine große Vernissage aufziehen und dazu viele Künstler einladen.

Vermutlich sind Sie schon mit der nächsten neuen Idee unterwegs.
Ich habe mich im Namen des Landkreises bei der Landesvereinigung für kulturelle Jugendbildung beworben. Am Pilotprojekt Kinder und Kultur nehmen zehn Kulturämter aus Baden-Württemberg teil. Ich lasse mich dort nächstes Jahr zur Kultur-Koordinatorin schulen, um dann ein Projekt für Kinder bis zwölf Jahre zu konzipieren. Das wird von der BW-Stiftung und der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg gefördert.

Ist es überhaupt Aufgabe des Landkreises, sich um Kunst für Kinder zu kümmern?
Die Kulturförderung ist eine freiwillige Aufgabe, das bedeutet aber auch, dass man die Grenzen selbst bestimmen kann. Bisher hat der Landkreis vor allem die Bildende Kunst gefördert. Ich möchte neue Akzente setzen. Kulturelle Bildung und Inter-Kultur gehören für mich zwingend dazu.

Was bedeutet Inter-Kultur?
Kultur kann zur Integration beitragen, weil beispielsweise Tanz oder Malerei ohne gute Sprachkenntnisse funktionieren.

Haben Sie den Landrat zu den neuen Ideen überredet oder ist das auch für ihn Herzensangelegenheit?
Den Auftrag für eine Kultur-Konzeption habe ich von Landrat Eininger erhalten. Ich finde die Aufgabe spannend und sie eröffnet die Chance, das Kulturprofil zu öffnen – über die Kreiskunstsammlung und die Stipendiatenförderung hinaus. Und innerhalb des Stipendiatenprogramms könnte man neue Medien in der Kunst einbeziehen. Um neue Wege zu gehen, könnte man zusätzliche Experten in die Kunstkommission des Landkreises berufen. Der Landrat war meinen Vorschlägen bislang immer gut gesonnen, das spricht schon dafür, dass er dahinter steht. Ob ich dann Geld für die Projekte kriege, das wird der Kreistag entscheiden.

Ihr Herz schlägt vor allem für die Musik, oder?
Das ist meine große Leidenschaft. Mit acht Jahren habe ich Mozarts Zauberflöte im Fernsehen gesehen und davon geträumt, auch mal so singen zu können wie die Königin der Nacht. Später habe ich in mehreren Chören gesungen, zum Beispiel im Projektchor des Landratsamtes. Und zu meinem 30. Geburtstag habe ich mir selbst Gesangsunterricht geschenkt. Meine Lehrerin hat mich jetzt ermutigt, mich als Chorsängerin für das Musical „Der Glöckner von Notre-Dame“ zu bewerben. Im Mai werde ich vorsingen. Ich kann mich aber für viele Musikstile begeistern, auch A-ha, Abba oder Grönemeyer finde ich klasse.

Hobby und Beruf passen bei Ihnen gut zusammen.
Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und sehe das als Privileg, Kultur machen zu dürfen. Zunächst habe ich aber eine klassische Verwaltungsausbildung absolviert: Diplom-Betriebs-/Verwaltungswirtin an der Hochschule Ludwigsburg mit dem Schwerpunkt Pressearbeit und Marketing. Die Verbindung zum Hobby deutete sich aber schon an, als ich nach dem Abi am Georgii-Gymnasium freiwillig ein sogenanntes gemeinnütziges Bildungsjahr bei der Stadt Stuttgart machte. Ich arbeitete auf der Pressestelle des Kulturamtes und bin spätestens da von der Kultur überrollt worden. Ich habe so viel Faszinierendes gesehen, dass sich eine große Leidenschaft entwickelt hat.

Wie zeigt sich diese Leidenschaft?
Ich gehe mindestens 80 Mal im Jahr ins Theater oder zu Konzerten. Das ist belegt, weil ich Kritiken auf einer Internet-Plattform veröffentliche. Angefangen hat das in der Spielzeit 2006/2007, als ich als Blumendame bei klassischen Konzerten in der Liederhalle eingesetzt wurde. Ich habe Sträuße an Anna Netrebko, Lang-Lang und Ann-Sophie Mutter übergeben.

Sie sind von der Nähe zu den Stars fasziniert?
Ich bewundere deren Können! Da ich mich hinter der Bühne aufhalten darf, erlebe ich die Stars von ihrer persönlichen Seite, ich sehe, wie aufgeregt sie sind oder wie witzig. Als Studentin hätte ich mir außerdem die Karten zu einem Konzert von Netrebko nie leisten können.

Ihr drittes Aufgabenfeld ist die Öffentlichkeitsarbeit. Bezieht sich das nur auf die Kultur?
Nein, das Themenspektrum ist viel umfassender. Jedoch sind Anfragen zu politischen Themen die Sache von Pressesprecher Peter Keck. Und ich bin verantwortlich für das Corporate Design des Landratsamtes, prüfe also alle Publikationen und bin auch für manche Inhalte des Internet-Auftritts zuständig. Es ist gut, dass wir bald einen neuen bekommen. Der soll modern und bürgerfreundlich werden. Das gestalte ich derzeit mit einer Projektgruppe. Aufholen müssen wir auch bei den sozialen Medien.

Das Interview führte Roland Kurz.