Die Mehlbäume an der Karlstraße sind kränklich, den Pflanzen unter den Bäumen geht es auch nicht gut. Foto: Kaier - Kaier

Die Gemeinde Deizisau testet an der Karlstraße ein neues Pflanzkonzept. Die kränklichen Bäume sollen durch Gräser und Stauden ersetzt werden.

Deizisau Entlang der Deizisauer Karlstraße werden künftig keine Bäume mehr stehen. Der Gemeinderat stimmte einem neuen Pflanzkonzept zu, das der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Marc Lenz zusammen mit seiner Frau Jutta Karmann entworfen hat. Stauden sollen als „Straßenbegleitgrün“ gepflanzt werden, sie seien pflegeleichter und ökologisch mindestens gleichwertig. Der Verzicht auf Bäume fällt aber manchen Gemeinderäten schwer.

Die etwa 25 Jahre alten Mehlbäume zwischen Rathaus und ehemaligem „Ochsen“ tragen hübsche rote Früchte, aber ihre Kronen sind licht. Einige kränkliche Bäume wurden schon gefällt. Anfang des Jahres stellte Marc Lenz das Projekt „Deizisau blüht“ im Gemeinderat vor, danach suchte man eine geeignete Straße. Die kurze Karlstraße sei als Testgebiet ideal, findet Bürgermeister Thomas Matrohs. Bäume und Beete seien in schlechtem Zustand, man müsse sowieso neu pflanzen. Die Straße sei auch stark befahren, sodass sie von vielen Bürgern wahrgenommen werde. Das Streusalz im Winter bedeute zudem ein Härtetest für die Stauden. Falls man nach drei Jahren nicht zufrieden sei, könne man das Konzept ändern und doch neue Bäume pflanzen.

Das ganze Jahr hübsch

OGV-Vorsitzender Lenz zweifelt nicht daran, dass die Stauden für die kleinen Beete viel besser sind. Bäume hätten dort zu wenig Platz: Die Kronen entlang der Häuser müssten gestutzt werden und der Wurzelraum, der normalerweise so breit wie die Krone sei, reiche nicht aus. Mit Stauden werde man Ästhetik, Ökonomie und Ökologie gerecht. Die Gräser- und Staudenmischung „Blütenschleier“ biete das ganze Jahr über etwas fürs Auge. Ein genaues Pflanzraster mit Höhenangaben und Farbstufen sorge dafür, dass die richtige Pflanze am richtigen Standort gedeihe. Damit das Erscheinungsbild positiv auffalle, müssten sich Farben und Formen in den Beeten wiederholen. Für die Bewertung müsse man jedoch drei Jahre warten, weil sich Stauden erst entwickeln müssen.

Kostenmäßig rentiere sich die Neubepflanzung, weil der Pflegeaufwand geringer sei als bei einem Stück Rasen. Im Februar schneide man zurück, fertig. Ökologisch betrachtet, böten die Stauden mehr Blattmasse als Bäume. Eines sei aber auch klar: Das neue Konzept sei ein Eingriff ins Stadtbild.

Mit diesem Wandel tut sich mancher Gemeinderat schwer. „Für mich gehören in die Karlstraße Bäume rein“, sagte FWG-Vorsitzender Hartmut Fischer. Er habe sich in Reichenbach das neue Pflanzkonzept angeschaut und wenig Sträucher gesehen. Auch Norbert Haible (LED) konnte sich nicht richtig für die baumlose Karlstraße erwärmen. Andere Gemeinderäte lobten das Konzept. Claudia Künstle-Zeh (CDU) und Maik Vosseler (SPD) war begeistert, auch Ursula Sämann (LED) warb für den Versuch. CDU-Fraktionsvorsitzender Oliver Krüger wunderte sich über die Bedenken: „Ich habe gedacht, das wird ein Selbstläufer. Wie verlieren nichts und gewinnen viel.“

Bürgermeister Matrohs versuchte, die Baumfreunde zu beruhigen. Am Eingang zur Karlstraße wolle man zwei Bäume pflanzen, einen vor dem ehemaligen „Ochsen“, einen auf der anderen Seite, dort müsse man aber noch die Eigentümer überzeugen. Außerdem laufe die Baum-Gutschein-Aktion, die man zum Gemeindejubiläum gestartet hat, seit Sonntag sehr gut.

Pflanzaktion mit den Bürgern

15 Gemeinderäte stimmten schließlich für das Staudenkonzept, drei enthielten sich. Am Samstag, 20. Oktober, wollen Gemeinde und OGV die Bürger zu einer gemeinsame Pflanzaktion einladen. „Das kriegen wir an einem Tag gut hin“, zeigte sich Marc Lenz zuversichtlich. Der Bauhof wird die Flächen vorbereiten. Ob es in einigen Jahren auch in anderen Deizisauer Straßen blühen wird, das hänge davon ab, ob die Bevölkerung das Erscheinungsbild gutheiße, sagte Matrohs abschließend.