Das Leitungsteam des AK Altbach - Sarah Schiffler, Paul Hemming, Stefanie Späth und Magdalena Keltsch - wünscht sich Öffentlichkeit. Foto: Gramberg Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Verhüllte Gaumenfreuden aus allerlei Küchen von Thailand bis Syrien - vergangene Woche hat die Veranstaltungsreihe „Über den Tellerrand“ des Lokalen Bündnisses für Flüchtlinge Plochingen 48 Leute ins katholische Gemeindezentrum gelockt. Gekocht und gegessen haben Geflüchtete und Einheimische. „Wenn man zusammen isst, ist das einfach Gemeinschaft“, sagt Sprecher Gottfried Gienger. Die ehrenamtliche Integrationsarbeit in der Hundertwasserstadt funktioniert, das Bündnis ist rührig. Doch bald ist die Belastungsgrenze erreicht. „Wir brauchen mehr Leute“, so Gienger. Das geht vielen Asylkreisen so.

Derzeit kümmern sich in Plochingen 30 bis 40 Leute regelmäßig um die Geflüchteten. Die Aufgaben haben sich verändert. Während vor zwei Jahren noch das Willkommen-Heißen eine Rolle gespielt hat, werden nun die Behörden-Gänge aufwendiger. Wohnungssuche und Umzüge nehmen die Ehrenamtlichen so ein, dass der Fokus weg von der Erstunterbringung im ehemaligen Hotel Prisma, wo 70 Geflüchtete leben, hin zu den etwa 60 Menschen in der Anschlussunterbringung geht. Und während viele neue Prisma-Bewohner ihr Netzwerk andernorts haben, verliert Plochingen Ehrenamtliche, deren Schützlinge in andere Kommunen ziehen mussten. Das Bündnis will sich neu aufstellen, klären, wie die Arbeit künftig aussieht. „Das hängt stark davon ab, wie die Stadt ihr Integrationskonzept ausgestaltet“, so Gienger. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung sei gut.

Anders sieht das in Altbach aus. Hier ist laut dem Leitungsteam im Arbeitskreis Asyl (AK) zwar mit der Schaffung einer Integrationsbeauftragtenstelle im Rathaus einiges besser geworden. Doch man ist unzufrieden mit dem Landkreis als Träger der Erstunterkunft in der Industriestraße mit 40 Geflüchteten. Eine von zwei Küchen könne seit Monaten nicht zum Kochen benutzt werden, weil dabei ein Rauchmelder losgehe. Auf Probleme wie Stromausfälle oder Ungeziefer wird laut den Ehrenamtlichen spät oder nicht zielführend reagiert. „Man könnte meinen, dass mit Absicht eine Nicht-Wohlfühlatmosphäre geschaffen wird“, sagt Sarah Schiffler.

Hinzu kamen Vorfälle bei Räumungsaktionen von Erstunterkünften in diesem Jahr: Eines morgens seien drei Männer zwei Wochen vor Räumungsdatum plötzlich aufgefordert worden, innerhalb von einer halben Stunde umzugsbereit zu sein - nachdem die Helfer eigenen Aussagen nach schon Wochen zuvor um Informationen gebeten hatten, um die ängstlichen Bewohner vorzubereiten. Die Pressestelle des Landratsamts widerspricht dem. Im Vorfeld der Räumung sei über Aushänge in der Unterkunft auf zwei Infoveranstaltungen aufmerksam gemacht worden. „Alle Bewohner wurden von der Unterkunftsverwaltung rechtzeitig über den Auszugstermin und über die Adresse der neuen Unterkunft informiert.“

Wie in Plochingen läuft auch in Altbach die Arbeit der 20 Flüchtlingshelfer gut - doch bald reicht das nicht mehr. Denn ab Februar kommen 60 Menschen in die Anschlussunterbringung der Gemeinde. „Dafür brauchen wir mehr Ehrenamtliche“, sagt Magdalena Keltsch. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung Altbachs ist das Thema kaum präsent - nicht mal im Bürgermeisterwahlkampf. Zwar helfe das Rathaus bei materiellen Fragen, habe Räume für die Kleiderkammer und die Fahrradwerkstatt gestellt. „Aber dass sich die Gemeinde öffentlich positioniert und sagt, Altbach muss sich integrieren, das fehlt“, so Keltsch. „Wenn wir einen Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin haben, die sich auf die Aufgabe freut, dann hat das sicher eine Wirkung auf die Bevölkerung.“