Quelle: Unbekannt

I like to move it move it“ so grooven im Film „Madagascar“ allerlei lustig-schrille Tiergestalten und freuen sich ganz offensichtlich ihres Lebens, indem sie tanzen. „I like to move it move it“ - geht es auch mir durch den Kopf, wenn ich demnächst mal wieder ein Wochenende auf hohen Bergen verbringe und das Gefühl habe, mich auf meinen Körper verlassen zu können. Wohlwissend, dass mein bisschen menschliche Kraft nicht viel ist, wenn eine Lawine abgehen sollte und wir uns ausgerechnet im betroffenen Hang aufhalten sollten. Wie rasch man in eine solche Lage kommen kann, habe ich mit zwei Freunden im letzten Winter erlebt. Wir haben auf einer Skitour gerade einen kleinen Plauderstopp bei der Abfahrt eingelegt, als direkt vor uns ein gewaltiges Stück Hang in Bewegung geriet. Aufgrund unserer kleinen Pause haben wir gemütlich zugeschaut, anstatt mitten drinzustehen.

Sich selbst zu spüren: Nicht wegen Schmerzen, nicht wegen einer Bewegungseinschränkung, sondern gerade weil man sich gut bewegen kann und auf diese Weise dem Himmel ein Stück näher kommt - so wünschen wir Menschen uns das. Alles ist in Bewegung, alles soll vorangehen, vorwärtskommen, wachsen: die Kinder, die Wirtschaft, die Gesellschaft. I like to move it move it. Da ist viel Gutes dran, da geschieht viel Gutes. So könnte ich den Artikel nun eigentlich beenden und sagen: Bleiben wir in Bewegung, denn - so ein anderes Liedzitat - „Stillstand ist der Tod“ (Herbert Grönemeyer)!

Doch jeder weiß doch, dass es auch die andere Seite gibt: Sich selbst spüren, gerade weil man Schmerzen hat, gerade weil manche Bewegung nicht so einfach von der Hand geht. Wie kommt der Himmel dem Menschen näher, der - im Rollstuhl sitzend - nur müde lächeln kann über meine alpinen Ambitionen? Wie dem Prüfling, der das Gefühl hat, unter dem Druck der Erwartungen zusammen zu brechen? Wie den Menschen, die nicht wissen, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen? Nicht nur der Körper ist in Bewegung, auch Geist und Seele sind es. Und so wie ein Bergsteiger abstürzen kann, so kann auch die Seele in der Dunkelheit sich selbst verlieren.

„I like to move it move it“ - das ist jedem Menschen nur zu wünschen: Tanzend durchs Leben gehen zu können. Manchmal klappt das ganz gut, und manchmal eben nicht. Wohl dem, der weiß, dass es auf unseren bewegten Lebenswegen viele Möglichkeiten gibt, im guten Sinne durchzukommen. Hoffentlich hat jeder ein paar Menschen, mit denen man dem Himmel ein Stück näher kommen kann. Und hoffentlich fällt jedem ein Mensch ein, der auch mal die traurigen Geschichten anhört. Die Geschichten, bei denen scheinbar nichts mehr vorwärts und nichts mehr rückwärts geht. Die, bei denen Stillstand eintritt und vieles ausweglos erscheint. Ganz nebenbei: Es gibt Menschen, die von Berufs wegen zu schweigen haben über alles, was ihnen ein hilfesuchender Mensch anvertraut. Oftmals hören die sogar ganz umsonst zu, kaum zu glauben heutzutage.

„I like to move it move it“ - als Christ, der ich bin, glaube ich, dass wir Menschen uns aufeinander zubewegen sollen: weil jeder von uns gewollt und einmalig ist. Weil jeder von uns mal stark und mal schwach ist. Weil jeder von uns etwas beizutragen hat zu einer Gesellschaft, in der allen Menschen ein gutes Leben ermöglicht wird.

Was das gute Leben ist? Darüber haben schon viele kluge Menschen viele Seiten geschrieben. Vielleicht können wir uns auf diesen Mindestnenner einigen: Ein gutes ist ein bewegtes Leben. Jedenfalls für mich trifft das zu.

Stefan Schwarzer, Pfarrer in Oberesslingen