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400 Oldtimer hatte sich der Bund der Selbstständigen (BDS) in Baltmannsweiler zum Ziel gesetzt. Doch diese Zahl war bei der ersten Ausgabe der „Schurwald-Classic“ im Ortsteil Hohengehren schon gegen 13.30 Uhr erreicht. Und danach riss der Strom an Fahrzeugen aller Art nicht ab.

Von Peter Dietrich

Geschmäcker sind verschieden. Für den einen müssen es möglichst viel PS sein und das Fahrzeug soll ordentlich röhren. Das BMW 700C Coupé biete auch mit 30 PS Fahrspaß, sagte Moderator Bernhard Gottwald bei der Begrüßung von dessen Fahrer. Ein 13,5 PS starkes Goggomobil bekam ebenfalls Applaus vom Publikum. Der eine versucht, sein Fahrzeug so originalgetreu wie möglich zu belassen, der andere tunt und schraubt und stylt. So mancher Fahrer legt großen Wert auf Accessoires, seien es nun beim Eicher Traktor die Blümchen oder beim Opel Manta der Fuchsschwanz.

Was da auch immer vorfuhr, Gottwalds Frage „Was haben Sie uns denn mitgebracht?“ war rein rhetorisch. Der Oldtimerfreak, der mit seiner Frau Simone einen BMW 3.0 CSI und ein Karmann Ghia Cabrio fährt, kannte jedes Fahrzeug und erkannte sofort die Ausstattung. Ein Mercedes 220D von 1968 mit gelben Scheinwerfern war ein Modell für die Schweiz. Ein anderer Mercedes mit dritter Bremsleuchte muss ein US-Modell sein. Oldtimer machen heutzutage weite Reisen, kommen dank Internet - wie ein weiteres US-Fahrzeug - sogar aus Idaho auf den Schurwald. Der Osten war mit einem Trabant 601S von 1986 und einem Wartburg von 1981 vertreten, letzterer in Deluxe-Ausstattung und im Originalfarbton „Biberbraun“ neu lackiert. Noch weiter aus dem Osten war ein Lada. Er kam per Ebay-Kleinanzeige nach Deutschland.

Ein blitzblanker VW Samba mit Oberlichtern fuhr vor. Gottwald schätzte den Wert auf 120 000 bis 130 000 Euro. „Was haben Sie daran gemacht?“ „Alles.“ Die Arbeitsstunden hat der Fahrer, dem der VW-Bus seit 14 Jahren gehört, nicht gezählt. Elf oder zwölf Jahre lang hat ein anderer Fahrer an seinem Volvo 544 von 1964 geschraubt. Zum schwarzen Design mit roten Flammen gehört auch ein Che-Guevara-Aufkleber. Ein VW Käfer war tiefergelegt. „Das ist die Michael-Schumacher-Sonderedition“, erklärte der Fahrer das auffallend bunte Lenkrad seines BMW. Die an der B-Säule eines NSU befestigten Türen, die sich nach vorne öffnen, stellte Gottwald als „Selbstmördertüren“ vor. Bis ein VW Käfer dem Moderator seine Winker vorführen konnte, brauchte es drei Anläufe. „Da muss ich meinen Mann fragen“, sagte die Fahrerin. Beim zweiten Käfer aus den 50er-Jahren waren die Winker stillgelegt und durch Blinker an den Kotflügeln ersetzt. Beim dritten Käfer waren sie noch in Betrieb und die Fahrerin wusste Bescheid - zur großen Freude der Zuschauer.

Mancher Fahrer hatte seinen Oldtimer erst vor wenigen Jahren gekauft, der Kübelwagen von 1971 war hingegen schon 25 Jahre im Besitz des Fahrers und bis auf die erneuerten Sitze völlig naturbelassen. Hoppla, der Golf von 1985 ist - weil mehr als 30 Jahr alt - inzwischen auch ein Oldtimer, „Enten“ gab es mit historischem H-Kennzeichen und ohne.

Schon lange ein Oldtimer ist der Maybach von 1936 mit 140 PS. Er ist seit 1968 im Familienbesitz und mit weltweit 140 Stück eine Rarität. Was bei ihm auf einer Messe wohl auf dem Preisschild stünde, fragte Gottwald. „Auf Anfrage“, sagte der schlagfertige Fahrer. Bei aller Schönheit: Was der Maybach hinausblies, schien von irgendwelchen Grenzwerten noch viel weiter entfernt als bei aktuellen Dieselfahrzeugen. Zu den Autos kamen zahlreiche Traktoren wie der Porsche Super und viele Zweiräder, darunter Exoten wie eine Hercules mit Wankelmotor. Zwei kleinere Staus gab es durch den großen Andrang auch: Einen beim Warten auf die Begrüßung, einen zweiten bei der Verpflegung.

Deizisau, schon seit Jahren eine Hochburg der Oldtimerfreunde, war bei den Oldtimer-Neulingen auf dem Schurwald mindestens mit einem alten Feuerwehrfahrzeug vertreten.