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Laut der Stadt Ostfildern ist die Neuhauser Straße in Nellingen durch die Bauarbeiten am Körschtalviadukt verstärkt vom Umleitungsverkehr belastet. Eine Baustelle in der Straße sorgt für doppelte Belastung.

Ostfildern Bewohner der Neuhauser Straße in Nellingen brauchen starke Nerven: Seit das Körschtalviadukt wegen der Bauarbeiten für einen Radweg in Richtung Esslingen gesperrt ist, fahren mehr Autos und Lastwagen als sonst durch die stellenweise enge Neuhauser Straße (die EZ berichtete). Und als wäre das für die Anwohner nicht schon ärgerlich genug, sorgt seit Montag eine Baustelle mit beidseitiger Ampelanlage in der Neuhauser Straße 18 für zusätzlichen Unmut.

„Wenn die Ampeln in Betrieb gehen, dann geht so gut wie gar nichts mehr auf der Straße. Wir können nicht mehr gefahrlos aus unserer Garage fahren. So geht es auch weiteren Anwohnern. Ich frage mich, was dann erst nach den Sommerferien los ist“, sagt Heinz Neuffer, der in unmittelbarer Nähe zur Baustelle wohnt. Zudem passierten täglich hunderte Lastwagen trotz des Durchfahrtsverbots die enge Straße, sagt er. „Wir haben hier einen Krach und Gestank durch stoppende und anfahrende Autos und Lkws, der nicht mehr auszuhalten ist“, ergänzt Neuffer.

Der Radweg auf dem Körschtalviadukt soll Anfang Oktober fertig gestellt sein, sagt Andreas Reinhardt, Sachbearbeiter im Straßenverkehrsrecht der Stadt Ostfildern. Bis dahin müssen die Anwohner der Neuhauser Straße die doppelte Belastung von Umleitungsverkehr und Baustelle wohl hinnehmen. Bis Mitte 2019 sollen auf der Baustelle in der Neuhauser Straße Wohnungen gebaut werden, sagt Reinhardt. In den kommenden drei Wochen fänden deshalb Abbruch- und Aushubarbeiten statt.

Dass die Baustelle gerade dann eröffnet wird, wenn die Neuhauser Straße von Umleitungsverkehr belastet ist, dafür sei die Stadtverwaltung nicht verantwortlich, erklärt Oberbürgermeister Christof Bolay. „Es ist keine Baustelle von der Stadt, und wenn eine Baugenehmigung erteilt wird, dann kann dort auch gebaut werden. Da können wir nichts dagegen machen, außer darum zu bitten, die Bauzeit zu verschieben.“ Einen Baustart zu erteilen, das gehe formal aber nicht. Die Ampeln an der Baustelle sollen dafür sorgen, dass Baustellenfahrzeuge die Straße ohne Probleme passieren können. Die Ampeln werden nur „sporadisch“ eingesetzt, sagt Andreas Reinhardt.

Anwohner Heinz Neuffer befürchtet, dass die Ampeln den Verkehr noch weiter bremsen. „Wenn die tonnenschweren Lkw stark bremsen und wieder anfahren, dann macht das einen unheimlichen Krach.“ Dabei dürfen Lastwagen, die von der Autobahn kommen, gar nicht in die Neuhauser Straße abbiegen, sondern müssen die Umleitung über Denkendorf nehmen. An der Autobahnausfahrt gebe es zwar ein Umleitungsschild, so Neuffer. Dass man aber nicht nach Nellingen fahren darf, sei nicht ersichtlich. „Erst wenn die Lkw Richtung Neuhauser Straße abgebogen sind und dann nicht mehr wenden können, ist ein eindeutiges Durchfahrtsverbotsschild vorhanden“, berichtet er. Oberbürgermeister Bolay hält die Beschilderung dagegen für angemessen. Es gebe auch ein Durchfahrtsverbotschild an der Ausfahrt. Zu Beginn der Bauarbeiten am Körschtalviadukt habe es Probleme mit der Beschilderung gegeben, räumt er ein. Jetzt habe sich die Situation aber deutlich verbessert. „Bereits auf der Autobahn ist beschildert, dass Lkw ab 7,5 Tonnen Durchfahrtsverbot haben. Lieferverkehr und leichtere Fahrzeuge dürfen natürlich dennoch über die Neuhauser Straße fahren“, sagt Bolay.

Lkw-Blitzer, die auch überhöhte Geschwindigkeiten messen, sollen die Lastwagen zusätzlich von der Neuhauser Straße fernhalten. „Seit Beginn der neuen Baustelle haben wir mit den Messungen begonnen“, teilt Bolay mit. „Wir werden die Situation in der Neuhauser Straße kontinuierlich kontrollieren – aber das geht nicht pausenlos und flächendeckend.“

Kein Parkverbot in Sicht

Wenn trotz Beschilderung und Blitzer dennoch zu viele Lkw auf der engen Straße durchfahren, könnte sich Anwohner Neuffer ein Parkverbot vorstellen, um Staus und Chaos zu vermeiden. „Der Vorteil von parkenden Autos ist,“, entgegnet Bolay, „dass die Geschwindigkeit reduziert wird, und zu hohe Geschwindigkeiten wollen wir auf der Straße vermeiden. Das ist eine Abwägungssache .“

Bis der Radweg fertig ist, wird das Durchfahrtsverbot für bestimmte Zeiten in Richtung Neuhausen weiterhin ausgesetzt bleiben, sagt Bolay. Für Neuffer ist das überhaupt nicht verständlich: „Die Brücke ist in Richtung Neuhausen ja befahrbar. Das Ganze würde eine erhebliche Verbesserung bringen, weil dann beim Berufsverkehr nur in eine Richtung starker Verkehr wäre. Dies gilt besonders dann, wenn auch noch die Ampelschaltung in Betrieb geht.“ Bolay findet auch, dass Autofahrer, die aus Nellingen herausfahren, die Körschtalbrücke nutzen sollten – dies geschehe aber auch bereits. Ein Durchfahrtsverbot komme eher nicht in Frage.