Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Zwischen 700 und 800 Menschen sollen einmal im Baugebiet Akademiegärten in Neuhausen ihr Zuhause finden. Das Siedlungswerk und die Gemeinde haben das ehemalige Sparkassen-Areal gemeinsam gekauft und die erschlossenen Grundstücke untereinander aufgeteilt.

NeuhausenZwischen 700 und 800 Menschen sollen einmal im Baugebiet Akademiegärten in Neuhausen ihr Zuhause finden. Das entspricht nach der aktuellen Planung 28 Einfamilienhäusern, 42 Doppelhaushälften und 14 Mehrfamilienhäusern. Wie bereits berichtet, haben das Siedlungswerk und die Gemeinde das ehemalige Sparkassen-Areal gemeinsam gekauft und die erschlossenen Grundstücke untereinander aufgeteilt.

Während das Siedlungswerk seine Grundstücke selbst bebaut, hat die Gemeinde zwar auch ihre Einfamilienhausbauplätze – inzwischen restlos – an Privatpersonen verkauft. Aber zudem wurden zwei Lose mit fünf beziehungsweise sechs Bauplätzen in einem EU-weiten Interessentenauswahlverfahren an zwei verschiedene Bauträger verlost. Die jeweiligen Bauplätze liegen bewusst nicht alle direkt nebeneinander. Das soll dem Eindruck, das Baugebiet sei sozusagen aus einem Guss, entgegenwirken und „einen wichtigen Baustein für die städtebauliche und architektonische Qualität des Quartiers“ bilden. Nach mittlerweile zwei Jahren stehen die Gewinner inzwischen fest. In vier Sitzungen im vergangenen und in diesem Jahr hatte sich ein neunköpfiger Gestaltungsbeirat mit den Einsendungen der Bewerber befasst. Bei Bedarf hatten diese ihre Entwürfe nachgebessert, um dem engen Korsett der Vorgaben gerecht zu werden. In der jüngsten Sitzung des Neuhausener Gemeinderates wurden nun die Siegerentwürfe und die zugehörigen Firmen vorgestellt. „Wir freuen uns sehr, dass wir bei der EU-weiten anonymisierten Ausschreibung zwei Firmen aus der Region an der Hand haben“, sagte Bürgermeister Ingo Hacker.

Gewonnen haben die beiden Lose die Bietigheimer Wohnbau (BW) aus Bietigheim-Bissingen mit einem Entwurf des Architekturbüros KMB Plan Werk Stadt GmbH und die Firma Pflugfelder Planen und Bauen, deren Entwurf von Bodamer Faber Architekten. Um zu verhindern, dass sich zwar ein Bauträger findet aber kein Architekt, mussten sich beide Seiten schon bei der Bewerbung abgesprochen haben.

„Bei diesem städtebaulichen Wettbewerb gab es zwei klare Sieger“, sagte der freie Architekt und Stadtplaner Sebastian Zoeppritz, der das Auswahlverfahren als Vorsitzender des Preisgerichts begleitet hatte. „Die Bewerber hatten es aber auch nicht einfach.“ Denn zu den Auflagen für potenzielle Bauträger zählten neben der Beachtung der Vorgaben im Bebauungsplan auch ästhetische Belange. „Natürlich kann man Schönheit nicht erzwingen, aber man kann durch Vorgaben das Unerwünschte vermeiden“, so Zoeppritz. Dazu waren neben Lärm- und Artenschutz auch die Einhaltung eines festgesetzten Abstandes zum Wald zu beachten. „Daran sind schon viele Bewerber gescheitert“, erklärte er.

Zoeppritz erläuterte im Anschluss, was den Gestaltungsbeirat bei den jeweiligen Bewerbern überzeugt hatte. Auch beschrieb er, was die Konkurrenten schlechter gemacht hatten. „Teils gab es nur sehr schmale, tiefe Räume oder auch Zimmer, die an Tiefgaragenrampen grenzten“, sagte Zoeppritz über die nicht gewählten Entwürfe. „Einige Bewerber hatten die vorhandene Neigung des Geländes nicht beachtet oder hatten Wohnzimmer mit direktem Blick in die gegenüberliegende Stube geplant.“ Bei den Entwürfen der BW gebe es dagegen einen guten Mix aus Gebäudetypen. Dazu kämen durch die westlich beziehungsweise östlich ausgerichteten Fassaden teils Treppenhäuser mit Tageslichteinfall. „Das ist angenehmer als Kunstlicht“, sagte er. Die Architekten um Michael Kerker, der am Dienstag den gemeinsamen Entwurf vorstellte, hatten außerdem Loggias in den Gebäudekorpus integriert und Dachterrassen auf den Mehrfamilienhäusern eingeplant. „Damit gibt es einen Ort, der wohltuende Ruhe ausstrahlt“, hieß es über die Dachterrassen. Auch beim zweiten Los äußerte sich Zoeppritz positiv über den Siegerentwurf. Die größtenteils bodentiefen Fenster ermöglichten lichtdurchflutete Räume. Zwar seien die ausladenden Balkone nicht optimal, aber dafür habe der Gesamtentwurf eine angenehm klare Gliederung.

Die Ratsmitglieder zeigten sich beeindruckt von den Planungen. „Es ist selten, dass es bei einem Wettbewerb zwei Sieger gibt“, freute sich CDU-Fraktionssprecher Marius Merkle. Insgesamt sei in der neuen Planung deutlich weniger Fläche versiegelt als zu Zeiten der Sparkassen-Akademie, bemerkte Erich Bolich, der für die SPD-Fraktion sprach. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, so Bolich. „Jetzt hoffe ich, dass wir in drei Jahren oder so Richtfest feiern können.“ Auch die IWL-Vorsitzende Gabriele Probst lobte das Projekt. „Ich bin gespannt auf die Umsetzung“, sagte sie.