Der Park-and-Ride-Platz vor dem Einrichtungshaus Behr gehört bald der Vergangenheit an. Die Volksbank Mittlerer Neckar baut hier ihre Zentrale. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Im Oktober wurde bekannt, dass auf dem Otto-Areal in Wendlingen 330 neue Wohnungen und 47 000 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen soll.

WendlingenZentrale Lage und gute Anbindung an die Verkehrsnetze – von diesen Vorzügen profitiert die Stadt Wendlingen derzeit wie kaum eine andere Kommune im Landkreis Esslingen. Im Oktober wurde bekannt, dass die CG-Gruppe AG das Areal der ehemaligen Weberei und Spinnerei Otto zu einem modernen Stadtquartier mit 330 Wohnungen und 47 000 Quadratmetern Gewerbefläche umwandeln will. Jetzt kommt die nächste positive Nachricht für den Standort Wendlingen: Auf dem freien Gelände neben dem Einrichtungshaus Behr soll ein großes Verwaltungsgebäude entstehen, das die soeben gegründete Volksbank Mittlerer Neckar, ein Zusammenschluss aus den bislang selbstständigen Volksbanken Esslingen und Kirchheim-Nürtingen, als ihre Zentrale nutzen wird.

„Wir freuen uns über diesen Impuls für unsere Stadt“, sagt Bürgermeister Steffen Weigel. Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt er, dass die Volksbank das bislang vor allem von Berufspendlern als Park-and-Ride-Fläche genutzte Grundstück vor kurzem von der Stadt erworben habe. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Man habe sich entschieden, die Verwaltungszentrale der künftigen Groß-Volksbank mitten im Geschäftsgebiet zu platzieren, sagt Heinz Fohrer, der Vorstand der Volksbank Esslingen, der künftig als Sprecher des vierköpfigen Vorstands des Instituts Mittlerer Neckar fungieren wird. Ein ganz gewichtiges Argument für die Wahl des Standorts sei die unmittelbare Nähe zum Bahnhof gewesen. Dieser ist nur einen Steinwurf von der künftigen Bankzentrale entfernt.

Untergebracht werden in dem Verwaltungsgebäude alle internen Abteilungen des Geldinstituts. Dazu zählen die Kreditverwaltung, die Innenrevision und das Rechnungswesen. 200 bis 250 Beschäftigte sollen laut Bank-Vorstand Fohrer in der Verwaltungszentrale einen Arbeitsplatz bekommen. Die bisherigen Hauptstandorte in Esslingen, Kirchheim und Nürtingen bleiben erhalten. Die dort frei werdenden Kapazitäten werde man vermieten. Auch in der neuen Zentrale auf dem Behr-Parkplatz werde es Büro-Flächen geben, die man externen Mietern zur Verfügung stellen will. Eine klassische Filiale werde dort allerdings nicht entstehen, erklärt Fohrer. Höchstens ein Geldausgabe-Automat.

Bei den beiden Volksbanken, die nach der Fusion mit einer Bilanzsumme von 3,7 Milliarden Euro nach Stuttgart die zweitgrößte Volksbank in der Region bilden, sind derzeit 595 Mitarbeiter beschäftigt. Mit der Verschmelzung will man Doppelstrukturen abbauen und Arbeitsprozesse verschlanken. „Natürlich wollen wir auch unsere Marktanteile erhöhen“, sagt Heinz Fohrer. Trotz der Zentralisierung der internen Abteilung werde man aber weiter auf ein Grundprinzip der Volksbanken bauen: die Nähe zu den Kunden. Ziel der Fusion sei, „jetzt die Voraussetzungen zu schaffen, damit wir in einem schwierigen Markt auch in Zukunft erfolgreich sind.“

Für den Neubau in Wendlingen läuft bereits ein Architektenwettbewerb. Geplant ist nach den Worten Fohrers „kein Prachtbau, sondern ein multifunktionales Gebäude“. Mitte nächsten Jahres soll die Entscheidung für einen der Architektenentwürfe fallen. „Wir möchten Ende 2020 mit dem Bau beginnen“, sagt der Bankvorstand. Bis zur Fertigstellung rechne man mit eineinhalb Jahren Bauzeit.

Und wo können die Berufspendler künftig ihre Fahrzeuge abstellen? Das habe man im Vorfeld geregelt, berichtet Bürgermeister Weigel. Auf dem Otto-Areal auf der anderen Seite der Bahnlinie soll ein Parkhaus entstehen, das etwa genau so viele Fahrzeuge, sprich 140, fassen wird. Weil dieses allerdings nicht vor 2022 fertiggestellt sein wird, habe die Stadt von der CG-Gruppe eine Fläche gemietet, auf der Interimsparkplätze entstehen werden. Ende 2020 werde dieses Grundstück als neue Park-and-Ride-Fläche zur Verfügung stehen, sagt Wendlingens Rathauschef.

Von der neuen Volksbank-Zentrale erwartet sich Weigel auch einen Impuls für die Innenstadt. Wenn mehr als 200 Bankangestellte dort arbeiten, werde davon auch der Einzelhandel profitieren. Eine große Chance für die Stadt am Neckar sieht er in den Plänen für das Otto-Areal. Den Zeithorizont von sechs bis sieben Jahren, den sich der neue Eigentümer für die Realisierung seiner Pläne gesetzt hat, bewertet der Bürgermeister als „sehr sportlich“. Doch gibt er sich optimistisch, weil der Investor die Dinge „mit hoher Professionalität“ angehe.

Wie berichtet, will das Unternehmen von Christoph Gröner (CG) aus dem Otto-Areal „das deutschlandweit erste Null-Energie- und Null-Emissions-Quartier“ machen. Bisher war das Areal neben dem Wendlinger Bahnhof ein reines Gewerbegebiet. Im Masterplan der Stadt ist nun eine Aufteilung von Gewerbe und Wohnen im Verhältnis von 75:25 vorgesehen. Diese Öffnung hat die Stadt mit der Region Stuttgart abgestimmt. Durch den S-Bahn-Anschluss, der 2009 erfolgte, eignet sich das Gelände ideal für den Wohnungsbau. Die CG-Gruppe möchte etwa 330 Wohnungen mit einer Fläche von 22 000 Quadratmetern errichten.