John Lees (links) und Craig Fletcher begeisterten mit „Barclay James Harvest“ beim Heimatfest. Foto: Kellmayer - Kellmayer

Mit einem fulminanten Konzert startete am Freitagabend das dreitägige Heimatfest in Sielmingen. John Lees‘ Barclay James Harvest brachte das Festzelt zum Kochen.

FilderstadtMit einem fulminanten Konzert startete am Freitagabend das dreitägige Heimatfest in Sielmingen. Nachdem vor fünf Jahren beim letzten großen Fest der Vereine des Filderstädter Stadtteils die Spider Murphy Gang begeistert hatte, wurde diesmal erneut ein musikalisches Highlight geboten. Mit John Lees‘ Barclay James Harvest brachte eine Band das Festzelt zum Kochen, die seit den 1970er- Jahren zu den Größen der Pop- und Rockmusik zählt, und die trotz zwischenzeitlicher Spaltung und Neuformierung nichts an Qualität und Ausstrahlung eingebüßt hat. „Wir sind sehr stolz, dass es uns gelungen ist, diese herausragenden Musiker nach Sielmingen zu holen“, sagte Oliver Hippmann, Mitglied des Organisationsteams.

Knallharter Beat von Gracefire

Doch nicht nur die Rocklegenden aus dem nordenglischen Oldham begeisterten, auch die Vorband Gracefire legte gleich mächtig los. Die vierköpfige Formation um die Frontfrau Nicole Zeyda – sie lebt derzeit in Filderstadt – ließ nichts anbrennen, sorgte mächtig für Dampf und heizte mit ihrem rhythmusbetonten Rock’n‘Roll tüchtig ein. Knallhart fetzte der Beat, knackige Riffs paarten sich mit Zeydas Gesangslinien, und schrille Gitarrensoli setzten dem Ganzen die Krone auf.

Diese musikalische Explosion brachte das Publikum auf Touren, legte den Teppich aus für John Lees‘ Barclay James Harvest, die einen ganz anderen, wesentlich differenzierteren Stil pflegten.

Neben tempobetonten Reminiszenzen an die große Zeit der Band in den 1970er- und 1980er-Jahren standen Balladen von betörender Schönheit, die in ihrer Melodienseligkeit das Herz der Zuhörer berührten. Gestützt auf die Routine zahlloser Bühnenauftritte präsentierten John Lees (Gesang, Leadgitarre), Craig Fletcher (Gesang, Bass), Kevin Whitehead an den Drums und der Keyboarder Jez Smith souverän ihre großen Hits von „In my Life“ über „On Leave“ bis hin zum „Medicine Man“. Dabei wirkte nichts abgespielt: Bei aller Bühnenerfahrung hat sich die Band die Frische bewahrt, spielte jedoch ihre große musikalische Kompetenz voll aus, die ein Rad nahtlos ins andere greifen ließ. So entstand ein abgerundeter Sound: bestens ausgesteuert, musikalisch perfekt, und mit einem sehr homogenen Klangbild.

Starker Hall als Wermutstropfen

Und wenn es dennoch etwas zu bemängeln gab, so war es der aufgemischte starke Hall, der sowohl die mit englischem Humor gewürzten Ansagen Fletchers wie auch die Songtexte nur schwer verstehen ließ. Doch das machte „Barclay James Harvest“ mit musikalischem Tiefgang wieder wett, und als John Lees dem Titelsong der neuesten Band-CD „North“ mit sonorer Stimme Tiefe verlieh, reagierten die Zuhörer, die es längst nicht mehr auf ihren Sitzen hielt, mit Begeisterung. Lees wechselte sich bei den Gesangssoli mit Craig Fletcher ab, wobei sich das unterschiedliche Timbre Beider bestens ergänzte. Mehrstimmige chorische Passagen standen neben den Soli, „Slideshow“ und „Crazy City“ setzten mit knackigen Beats einen Kontrast zu eher ruhigen Songs, wie dem gefühlsbetonten „Poor Mans moody Blues“. Das sich mehr und mehr vor der Bühne versammelnde Publikum reagierte elektrisiert, sang mit, tanzte, und klatschte euphorisch.

Als dann als Zugabe die großen Hits von Barclay James Harvest wie „Mockingbird“ und „Hymn“ erklangen, gab es kein Halten mehr: „John Lees‘ Barclay James Harvest“ wurde frenetisch gefeiert und mit Ovationen überschüttet.