Über die Herausforderungen bei der Flüchtlingsarbeit wurde im Bürgerhaus in Hohengehren gesprochen. Foto: Dietrich - Dietrich

Ein Dankeschöntag für ehrenamtlich Engagierte in der Flüchtlingsarbeit fand im Bürgerhaus in Hohengehren statt. Thema: Die Situation in Aichwald, Lichtenwald und Baltmannsweiler.

BaltmannsweilerBeim Dankeschöntag im Bürgerhaus in Hohengehren für ehrenamtlich Engagierte in der Flüchtlingsarbeit gab es leckeres westafrikanisches Essen, internationale Musik, Kabarett und viel Austausch über die Situation der Geflüchteten in den Gemeinden Aichwald, Baltmannsweiler und Lichtenwald. Manches unterscheidet sich deutlich, andere Entwicklungen verlaufen an allen drei Orten so ziemlich parallel.

In Lichtenwald haben inzwischen rund 40 Geflüchtete eine private Wohnung gefunden. In Aichwald hingegen, so die Ehrenamtskoordinatorin der Gemeinde, Martina Wendt, ist das eher die große Ausnahme. „Die Situation ist sehr vielschichtig“, sagte Brunhilde Clauß, bei der Caritas als Ehrenamtskoordinatorin für die Gemeinde Lichtenwald angestellt. Es mache einen großen Unterschied, ob ein Geflüchteter eine Bleibeperspektive habe oder nicht. Kurt Hilsenbeck vom Kreisdiakonieverband, in Baltmannsweiler als Ehrenamtskoordinator tätig, beobachtet das ebenfalls: „Ohne Bleibeperspektive schwindet die Motivation, die Atmosphäre ist schwierig.“

Am Anfang des Dankeschöntags stand ein Rückblick auf die Jahre 2015 und 2016: „An einem Tag kamen 70 bis 80 Geflüchtete an und wir hatten keine Ahnung von Flüchtlingsarbeit“, sagte Seher Dohn. Heute kümmern sich in Baltmannsweiler 25 bis 30 Aktive um das Begegnungscafé, die Fahrradwerkstatt, um Kleiderkammer und Sprachkurse – und um die Wohnungssuche, und zwar händeringend.

Fehlentwicklungen angesprochen

In Lichtenwald ist die Kleiderkammer derzeit mangels Nachfrage geschlossen. Bei ihrer Mobilität brauchen die Geflüchteten kaum noch Hilfe, sie sind autark geworden. Auch in Aichwald wurde die Gebrauchtwarengruppe zurückgefahren, das Sprachcafé ist dort zum Weltcafé geworden. So manche Erfolgsgeschichte wurde unter den 50 Ehrenamtlichen ausgetauscht. Marion Wiesler aus Baltmannsweiler berichtete von einer geflüchteten Familie mit fünf Kindern: „Es ist erfreulich, wie die sich entwickelt haben. Jedes Kind erzählt inzwischen in sehr gutem Deutsch.“

Doch es gab aus Sicht der Ehrenamtlichen auch Fehlentwicklungen. Walter Knapp aus Aichwald kritisierte den Bau von großen Unterkünften ohne jede Nachbarschaft. „Besser sind 40 Plätze mitten im Ort.“ Insgesamt sei das vergangene Jahr aber gut verlaufen. Erfreulich ist, dass sich geflüchtete Familien inzwischen untereinander helfen. In Lichtenwald konnten Frauen mit kleinen Kindern nicht zum VHS-Kurs. Seit ein paar Wochen gibt es für sie zwei Treffen in kirchlichen Räumen, dort wird über den Alltag geredet und auch gemeinsam gekocht.

Was Martina Wendt nun sich und den Geflüchteten wünscht, sind „natürliche Begegnungen in der Nachbarschaft“. Was bisher bei der Arbeits- und Wohnungssuche ging, sei auf einzelne Kontakte zurückzuführen. Für die Integration brauche es Ehrenamtliche: „Es freut uns, dass es Sie alle gibt.“ In Gesprächsrunden trugen die Ehrenamtlichen die aktuellen Herausforderungen zusammen. „Wie kann ich Deutsche motivieren, Kontakt mit Flüchtlingen aufzunehmen, in der Schule, im Verein oder in der Nachbarschaft?“, fragte eine Teilnehmerin. Intensiv diskutiert wurde über geeignetes Material für die Sprachvermittlung.

Burger mit Kochbananen

Bürgermeister Simon Schmid aus Baltmannsweiler, sein Kollege aus Lichtenwald, Ferdinand Rentschler, und der 1. stellvertretende Bürgermeister von Aichwald, Volker Haug, waren gekommen, um den Ehrenamtlichen zu danken. Alle drei sehen den Schurwald als positives Beispiel für die Integration. „Kämpfen Sie weiter so, Sie haben uns an Ihrer Seite“, sagte Schmid. Er mahnte: „Das Thema Integration ist noch nicht vorbei.“ Er bat den Landkreis und das Land dringend, die befristeten Hauptamtlichen weiterhin zu finanzieren.

Von den drei Gemeinden finanziert war das westafrikanische Essen, liebevoll zubereitet von Vanessa Ezzine Obi, die als Start-Up-Unternehmerin einen Catering-Service begonnen hat. Ihre Burger mit Kochbananen, mit Rind und vegetarisch waren sehr gefragt. „Die Sauce ist wirklich scharf“, warnte ihr Freund und Mitkoch Jan Velimsky, „manche glauben das nicht.“ Das Duo „Two anywhere“, bestehend aus der Sängerin Aber Jasin und dem Pianisten Papken Kamaia, bewies enorme Vielfalt. Für das deutschsprachige „Muss i denn zum Städtele hinaus“ der beiden Syrer gab es viel Applaus. Viel zum Lachen und Nachdenken gab es mit „Bruder Theo“, der Ausschnitte seines Kabarettprogramms „Bruder Theo kehrt zurück“ präsentierte.