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Der Bodenbach läuft in einer Dole durch die Wernauer Stadtmitte. Auch das Hallenbad liegt direkt über dem Bach. Jetzt wird die Verdolung für eine Million Euro saniert.

WernauDer Bodenbach in Wernau ist ein Bach in der Betonröhre. Diese Röhre muss saniert werden, weil der Beton abplatzt und die rostenden Stahlmatten zum Teil schon offen liegen. In den nächsten Monaten ist der 280 Meter lange Abschnitt zwischen Hallenbad und St. Lukas dran. Eine Million Euro wird dort unter Tage verschwinden. Aber Aufschub duldet das Projekt nicht, weil sonst die Tragfähigkeit gefährdet ist.

Die Firma Repass aus Munderkingen, sie sanierte auch den ersten Abschnitt, hat letzte Woche die Baustelle eingerichtet und räumt derzeit das Geröll aus der Röhre. „Da hat sich viel angesammelt, bis zu einem halben Meter hoch“, berichtet Polier Stephan Piotrowski. Ein Radlader fährt durch das Bachbett und bringt Steine und Schlamm zum Tunnelausgang. Obwohl die Baustelle unter Tage liegt, ist sie im Winter attraktiv: weder Minustemperaturen noch Schnee können die Arbeit bremsen. Das Ausschreibungsergebnis fiel deshalb günstiger aus als geschätzt. Direkt unter dem Hallenbad im Quadrium ist die Verdolung hallenartig breit. Man kann die Form des Schwimmbads erkennen. Unterm Nichtschwimmer-Bereich ist die Röhre etwa fünf Meter hoch, im Schwimmerbereich entsprechend niedriger. Auch etliche Wasserleitungen, die zum Hallenbad gehören, führen an der Dolendecke entlang. Am deutlichsten sind die Schäden am Beginn der Verdolung zu erkennen: Die Gitterstruktur der Stahlmatten zeichnet sich an der Betonwand ab, das Eisen liegt zum Teil offen da.

Zwei Ursachen beschreibt Ingenieur Siegbert Spies vom Büro Infra-Teck: Der Stahlbeton wird durch CO2 im Lauf der Jahre umgewandelt, carbonalisiert. Sein PH-Wert, der mal bei zwölf lag und als basischer Schutz wirkt, sinkt kontinuierlich. Zweitens war die Norm, die die Überdeckung des Stahls festschrieb, früher niedriger. Die Folge: Der Stahl korrodiert, nimmt an Volumen zu und die dünne Betonschicht platzt auf.

Zur Sanierung müssen zunächst die losen Betonteile mit Höchstdruck-Wasserstrahl weg gespritzt werden. Bis zu 2000 bar beträgt der Druck. „Da sollte man keinen Finger dazwischen bringen, sonst ist er weg“, sagt Spies. Der Rückstoß der Wasserlanze sei so gewaltig, dass der Mann nach zwei Stunden ausgewechselt werden muss, ergänzt Polier Piotrowski.

Einen Teil der Arbeit übernimmt deshalb der Roboter, eine Art Kleinbagger, auf den die Maschine mit der Wasserlanze montiert ist. Auf den sauberen Untergrund wird Spritzmörtel oder Spritzbeton aufgetragen, eventuell muss das Eisen noch behandelt werden. An manchen Stellen ist die Decke schon so schwach, dass Stahlstützen eingezogen werden. Unter dem Hallenbad wird nicht nur saniert, sondern auch gedämmt. Offenbar geht bislang unglaublich viel Energie im Untergrund verloren. Gemeinderat Bernhard Adolf, der als Energieberater tätig ist, glaubt, dass im Bad bis zu 80 Prozent Energie gespart werden kann. Eine optimistische Annahme, meint Stadtbaumeister Patrick Klein, aber dass sich diese Investition lohnt, daran zweifelt er ebenso wenig wie Ingenieur Spies. 15 Zentimeter starke Heraklitplatten sollen künftig die Unterseite des Schwimmbeckens isolieren.

Noch fließt der Bodenbach in seinem Betonbett. Jetzt soll aber am Eingang der Dole ein Damm aufgeschüttet werden und der Bach in ein Rohr geleitet werden. Würde das basische Material, das an Wänden und Decken weggespritzt wird, ins Gewässer fallen, „dann bekämen wir ein Fischsterben“, erklärt Siegbert Spies. Das Material und das Spritzwasser – PH-Wert elf bis zwölf – wird deshalb extra herausgepumpt und in eine Neutralisationsanlage geleitet. Die Sanierung der Verdolung wird voraussichtlich bis Anfang oder Mitte August dauern.