Frank (links) und Alexander Hummel sind vom Erfolg ihrer neuen Ladesäule überzeugt. Foto: Sauer Quelle: Unbekannt

Im energieeffizienten Haus der Zukunft sind die elektrischen Installationen im Gebäude miteinander vernetzt. Wie wäre es da, dachten sich die Macher bei Hummel Systemhaus, wenn auch die Ladesäule fürs Elektroauto in dieses Netzwerk eingebunden werden könnte? Das Ergebnis ist eine Ladestation, die das Auto nur lädt, wenn Strom dafür vorhanden ist.

Von Henrik Sauer

Herkömmliche Ladesäulen sind in der Regel darauf ausgerichtet, Autos möglichst schnell mit voller Power zu laden, doch die von Hummel entwickelte Ladesäule ermittelt die Stromerzeugung im Gebäude - von der Fotovoltaikanlage oder anderen Stromerzeugern - sowie den Verbrauch und nutzt dann den Stromüberschuss zum Laden des Elektrofahrzeugs. Es wird nur so viel Ladestrom freigegeben, wie Überschuss vorhanden ist. So wird vermieden, dass teurer „Fremdstrom“ verwendet wird. Der Ladeverlauf kann über das Smartphone verfolgt werden.

Das vor über 20 Jahren von Frank Hummel gegründete Unternehmen geht erstmals mit einem eigenen Produkt an den Markt. Hummel hat sich auf Gebäudetechnik, regenerative Energiesysteme, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Sicherheitstechnik spezialisiert. Beim „Smart Home“ werden diese drei Bereiche miteinander kombiniert und die Stromverbraucher bedarfsgerecht gesteuert. Die Ladesäule sei da ein ergänzender Schritt in Richtung ressourcenschonender Komplettlösungen, erklärt Frank Hummel: „Das passt wunderbar zu einem energieeffizienten Gebäude.“

Etwa 30 solcher Säulen hat Hummel bislang installiert. Das erste Großprojekt hat die Firma inzwischen auch an Land gezogen: Ein großer Autozulieferer hat 88 Ladesäulen für 25 Standorte angefordert, berichtet Projektmanager Alexander Hummel, Neffe des Firmengründers. Beim Einsatz mehrerer Ladestationen kommunizieren diese untereinander, um die zur Verfügung stehende Energie optimal zu verteilen. Beim Innovationspreis der Initiative Mittelstand wurde die Ladesäule mit dem Prädikat „Best of 2017“ ausgezeichnet. Den Markennamen „Revolution E“ hat sich das Unternehmen schützen lassen.

Der intelligente Einsatz selbsterzeugter Energie ist für Hummel der Zukunftsmarkt. Stromspeicher, die immer effizienter und günstiger würden, machten die Technologie noch interessanter. Sei die Solarenergie bislang wegen der Energieumlage vor allem als Kapitalanlage gesehen worden, rücke die Eigennutzung immer mehr in den Mittelpunkt. Das Systemhaus in Linsenhofen bietet entsprechende Konzepte für private wie für gewerbliche Gebäude an, von der Planung bis zur Ausführung.

Fünf Gebäude mit diesem Gesamtkonzept habe man bereits realisiert, ein sechstes sei im Entstehen. 2016 hatte Hummel für sein eigenes Firmengebäude, das alle diese modernen Anforderungen erfüllt, den zweiten Platz beim Smart-Home-Award der gleichnamigen bundesweiten Initiative belegt.

Der Erfolg mit diesen ganzheitlichen Konzepten für energieeffiziente Gebäude schlägt sich in den Unternehmenszahlen nieder: Zehn Millionen Euro Umsatz strebt Hummel dieses Jahr an, das ist eine Verdoppelung in den vergangenen drei Jahren. 45 feste Mitarbeiter sind in Linsenhofen beschäftigt. Für die neue Lade-Säule, die mit dem Gebäude kommuniziert, wurde ein Software-Entwickler eingestellt.

Mit seiner neuen Ladesäule engagiert sich Hummel auch in dem Projekt Hubject für ein europaweites Ladenetzwerk. Der Hintergrund: Der eine oder andere Inhaber der Ladesäule möchte diese vielleicht auch der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, aber nichts mit der Abrechnung zu tun haben. Die erfolgt dann über Hubject. Im Moment laufe die Zertifizierung als Partner, berichtet Alexander Hummel: „Ende des Jahres wollen wir damit fertig sein.“

Mit der neuen intelligenten Ladesäule wird das Fahrzeug mit der maximal zur Verfügung stehenden Leistung geladen und Spitzenlasten beim Stromverbrauch im Gebäude werden vermieden. Falls man das Auto bei leerem Akku trotzdem einmal schneller wieder braucht, ist das kein Problem, wie der passionierte Teslafahrer Frank Hummel berichtet: Die Säule verfügt auch über eine Schnelllade-Option.