Foto: Bulgrin - Bulgrin

Mit einer großen Mitmachausstellung für die ganze Familie und einer Spielwiese für Kinder feiert Ostfildern den anstehenden 50. Geburtstag der „Raupe Nimmersatt“.

OstfildernEigentlich wird die kleine Raupe Nimmersatt erst im nächsten Jahr 50 Jahre alt und ihr Schöpfer, der weltbekannte Eric Carle, feiert auch erst 2019 seinen 90. Geburtstag. Aber die kleine Raupe Nimmersatt ist dann natürlich viel unterwegs. Und Ostfildern feiert nun einfach ins Jubiläumsjahr hinein. Mit einer großen Mitmachausstellung für die ganze Familie und einer Spielwiese für Kinder. Und ein paar separat präsentierten, auserlesenen Originalen. Gestern wurde ein großes Eröffnungsfest gefeiert und mit dabei war Christa Bareis, die Schwester von Eric Carle. Sie beantwortete viele witzige und kluge Fragen von Kindern. Und Gregor Hübner spielte seine 2009 entstandene Komposition zu Carles Buch „Ich hab die Geige klingen sehn“.

Sonnenstrahlen sortieren

Die Kinder dürfen in der Ausstellung Sonnenstrahlen sortieren und Obst pflücken und sich selbst in einen Schmetterling verwandeln. Die riesige, kunterbunte Schmetterlingscollage haben Kinder aus verschiedenen Schulen und Kindertagesstätten gemeinsam für die Ausstellung gestaltet. An den Wänden kleben außerdem Käsescheiben und Kuchenstücke, saure Gurken und Erdbeeren und Lollys und Wurst und mittendrin lacht die kleine freche Raupe Nimmersatt. Ihre Verwandlung zu einem wunderbaren Schmetterling haben schon Millionen Kinder auf der ganzen Welt miterlebt. 70 Bücher hat Carle geschrieben und gestaltet und mit ihnen die Phantasie beflügelt, die Welt lebendig und bunt und verständlich gemacht. Zur Ausstellung hat er eigens einen besonderen Gruß nach Ostfildern geschickt: Die kleine Raupe mit den großen grünen Augen trägt zwei Fahnen, auf der einen Seite die deutsche Fahne und auf der anderen die amerikanische.

Eric Carle wurde 1929 in Amerika geboren, 1935 siedelte die Familie nach Stuttgart über. 1946 erhielt er bereits die Zulassung zum Grafik-Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, er war damals noch keine 18 Jahre alt. 1952 kehrte er in die USA zurück und 1969 erschien „Die kleine Raupe Nimmersatt“. Das Buch hat die ganze Welt erobert, wurde in 65 Sprachen übersetzt und mehr als 40 Millionen Mal verkauft. Und die kleine Raupe ist heute genau so faszinierend wie vor 50 Jahren.

Karim und Sami sind Zwillingsbrüder, sie sind 8 Jahre alt, wohnen in Kemnat und gehen in Parallelklassen der Pfingstweideschule in Kemnat. Ihre Mutter hat ihnen das Buch vorgelesen, als sie jünger waren und sie haben sich jetzt in der Schule wieder intensiv mit dem Buch beschäftigt, „ein tolles Buch, es hat richtig Spaß gemacht“, finden die beiden Jungs. In der Klasse haben sich alle gemeinsam spannende Fragen ausgedacht, etwa woher Eric Carle seine Ideen nimmt.

Geschichten aus Eric Carles Leben

Eric Carles Schwester, Christa Bareis sagte dazu: „Unser Vater hat immer viele Geschichten erzählt und viele der Geschichten stammen aus seinem Leben, der Fundus ist unerschöpflich.“ Ein anderes Kind fragte, wie er auf die Idee gekommen sei, Seidenpapier zu verwenden. Das habe er im Studium entdeckt, so erzählte Bareis, ein Professor hatte ihm und den anderen Studenten immer wieder den Auftrag gegeben, Papier zu zerreißen und aufzukleben, um so das Auge für Farben zu schulen. Ein rosa Hummer aus Papier legte dann auch den Grundstein für seine Karriere, sagte Bareis auf die Frage, warum Carle Kinderbücher mache. Carle hatte damals für eine Werbeagentur gearbeitet. Den Hummer entdeckte ein Autor von Kinderbüchern und fragte, ob Carle nicht Lust habe, sein Buch zu illustrieren. Carle sagte zu und „diese Arbeit hat ihm so viel Freude gemacht, dass er seinen Job in der Werbeagentur gekündigt hat“. Schon wenig später arbeitete er am Buch „Die kleine Raupe Nimmersatt“.

Als Erlebnis und Fest für alle Sinne wurde die Ausstellungseröffnung gefeiert. Da wurde viel vorgelesen und Bücher gewälzt und entdeckt, da tanzten Schülerinnen der Ballettschule Uta Stedler aus Esslingen schlichtweg bezaubernd die Geschichte der kleinen Raupe nach. Können Farben klingen und Formen hörbar werden? Gregor Hübner vertonte vor knapp zehn Jahren Carles Buch „Ich hab die Geige klingen sehen“. Am Anfang des Buches ist der Geigenspieler ein schwarzer Scherenschnitt und am Ende strahlt er vor Glück und ist angefüllt mit Farben und Formen. Hübner spielte live und brillant das Stück, in dem die Sonne in einer Mondschale schwebt und die Farben die Dunkelheit besiegen. Und tatsächlich: Farben und Formen können klingen.

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie ist noch bis 8. Januar 2019 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstags und donnerstags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 12 Uhr und sonntags 15 bis 18 Uhr.