Gibt die Gemeinde zu wenig aus für die Modernisierung der Grundschule? Foto: Bulgrin - Bulgrin

Ärger in Lichtenwald: Wenige Tage vor der Bürgermeister-Wahl gibt es mächtig Zoff. Kritiker des Rathauschefs Ferdinand Rentschler machen mobil. Der spricht von einer "Riesensauerei".

LichtenwaldWenige Tage vor der Bürgermeister-Wahl gerät das sonst eher beschauliche Lichtenwald kräftig in Wallung. Kritiker des Rathauschefs Ferdinand Rentschler, der am Sonntag als einziger Kandidat auf dem Stimmzettel stehen wird, machen mobil. In Whatsapp-Gruppen kursieren „Infos zur Bürgermeisterwahl“, in denen darauf aufmerksam gemacht wird, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, dem CDU-Politiker an den Karren zu fahren: Indem man bei der Wahl irgendeinen anderen Namen einträgt. Genannt werden als Beispiele „eure Nachbarn oder eure Schwiegermutter“. Wichtig sei, dass die Person über 18 und eindeutig identifizierbar ist. „Möglich wäre z. B. auch: Bettina Schopf, Schulleiterin der Grundschule Lichtenwald“, heißt es in der aus Elternkreisen stammenden Whatsapp-Nachricht, die in der Schurwaldgemeinde die Runde macht. „Erhält Herr Rentschler weniger als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen, muss erneut gewählt werden und es können sich neue Interessenten bewerben.“

Dahinter steckt die Unzufriedenheit über den Kurs des Bürgermeisters bei der anstehenden Sanierung der Schule. Dem 34-Jährigen und der Gemeindeverwaltung wird vorgeworfen, auf Kosten einer zukunftsfähigen Lösung zu sehr zu sparen. Diese Enttäuschung war teilweise auch vorige Woche beim EZ-Forum im Bürgerzentrum Hegenlohe zur Sprache gekommen. Ein Kritiker nannte den Kurs des Rathauses „Flickwerk“. Rentschler hatte darauf entgegnet, dass auch der im Gemeinderat mehrheitlich beschlossene Weg eine nachhaltige Lösung für die Schule sei, und um Verständnis gebeten, dass er angesichts der engen Finanzsituation immer aufs Geld schauen müsse.

Die anonymen Attacken gegen ihn empfindet Rentschler als „Riesensauerei“. Er fühlt sich persönlich diskreditiert. Fair wäre es nach seiner Überzeugung, wenn er sich mit einem konkreten Gegenkandidaten auseinandersetzen könnte. Denn er sei überzeugt, dass er eine gute Leistungsbilanz vorzuweisen habe. „Aber in einer Wahl nun gegen ein Phanton anzutreten, das hat mit einer transparenten Wahl nicht mehr viel zu tun“, wirft er den Kritikern vor. Die Lichtenwalder würden aufgefordert, „einen Amtsinhaber abzuwählen, ohne dass sie auch nur einen Hauch einer Vorstellung haben, wer dann in einem zweiten Wahlgang zur Wahl stehen könnte“, so Rentschler. Es sei lange Zeit gewesen für weitere Kandidaten, sich bekannt zu machen. „Wenn die Initiatoren dieser Aktion tatsächlich einen Kandidaten haben, wäre es spätestens jetzt an der Zeit, Ross und Reiter zu nennen.“ Über Kritik und Verbesserungsvorschläge könne man „immer mit mir reden. Für derlei Wahlexperimente ist Lichtenwald aber definitiv zu schade.“

In einer der EZ zugespielten Mail vom 16. Januar ist von „Aktionen“ die Rede, „dass unser jetziger Bürgermeister nicht 50 Prozent der Stimmen erhält und es zu einem 2. Wahlgang Ende Februar kommen kann“. Und weiter heißt es: Ute Hosch freue sich über einen Anruf, wenn sich – damals einen Tag vor Ende der Bewerbungsfrist – doch noch ein „vielversprechender Kandidat“ finden ließe. Die in der Mail angesprochene Ute Hosch ist Gemeinderätin der Lichtenwalder Bürgerliste (LBL). Ja, es sei ihr zu Ohren gekommen, dass unzufriedene Eltern solche Aktionen planten, sagt sie auf EZ-Anfrage. Selbst sei sie daran aber nicht beteiligt. Hosch räumt ein, dass sie Lichtenwalder Bürger auf Nachfrage darauf hingewiesen habe, „dass man auch einen anderen wählen kann“. Sie sehe es als ihre Aufgabe, die Bürger umfassend zu informieren. „Das ist nichts Illegales“, betont die LBL-Gemeinderätin. „Ich sehe das eher als Zeichen von Neutralität.“ Hosch macht keinen Hehl daraus, dass sie froh über eine Gegenkandidaten gewesen wäre. Doch habe sich keiner gefunden. In der Zusammenarbeit mit dem Rathauschef sehen sie und ihre Fraktion „Luft nach oben“. Rentschler habe seit 2011 „viel geschafft“, sagt sie. „Aber die Kommunikation zwischen ihm und dem Gemeinderat ist nicht die beste.“ Immer wieder werde das Gremium zu wenig informiert. Hosch: „Man wird oft vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit stelle ich mir anders vor.“

Bettina Schopf, die Leiterin der Grundschule, fiel aus allen Wolken, als sie vom Vorschlag hörte, ihren Namen auf den Wahlzettel zu schreiben. „Um Gottes willen, ich will keine Bürgermeisterin werden.“ Ihr liege es fern, sich in die Wahl einzumischen. Sie wisse, dass es unter den Eltern solche Whatsapp -Gruppen geben. Doch die Schule beteilige sich daran nicht, erklärt Schopf. Das Thema Schulsanierung sei nicht einfach. Positiv findet die Schulleiterin, „dass wir engagierte Eltern haben“. Rentschlers Sparkurs will sie nicht kritisieren. „Es ist gut, dass er auf die Finanzen schaut.“ Doch bedauert die Rektorin, „dass die Verwaltung nicht links und nicht rechts schaut“. Der Verwaltungstrakt der Schule sei zu klein. Man könne mit weniger Aufwand als von der Verwaltung aufgezeigt mehr erreichen, ist Schopf überzeugt. Zusammen mit den Eltern habe sie eine Alternativ-Lösung ausgearbeitet, die man nächste Woche dem Bürgermeister vorstellen werde. Positiv findet Schopf, „dass Herr Rentschler das nicht abblockt.“