Gerold Reutter feiert am Samstag seinen 95. Geburtstag. Foto: Sylvia Schmid - Sylvia Schmid

Seinen 95. Geburtstag feiert der Architekt und Maler Gerold Reutter aus Wernau. Deshalb stellt die Stadt ausgewählte Werke aus, die zum Verkauf stehen.

WernauAnlässlich des 95. Geburtstags des Wernauer Architekten, Diakons und Malers Gerold Reutter zeigt die Stadt in einer Ausstellung die Vielfalt und Differenzierung der Bildsprache des Künstlers: Neben Ölbildern und Collagen werden auch zehn Tusch-Pinselzeichnungen und Aquarelle aus vier Jahrzehnten präsentiert, die käuflich erworben werden können. Der Erlös kommt den beiden Wernauer Caritas-Stiftungen „Dem Menschen nahe“ und „Lebensfreude, Lebensqualität und Würde in St. Lukas und in Wernau“ zugute. Bürgermeister Armin Elbl wird die Ausstellung am Mittwoch, 24. April, um 10.30 Uhr im Quadrium eröffnen. Der Künstler wird bei der öffentlichen Veranstaltung anwesend sein.

Gerold Reutter, 1924 in Wernau geboren, blickt auf ein spannendes und spannungsreiches Leben zurück. Prägend war die Zeit des Zweiten Weltkriegs, dessentwegen er von 1944 bis 1949 als junger Mann in Kriegsgefangenschaft geriet. Das karge Gefangenendasein und die Barackengespräche mit Künstlern, Wissenschaftlern und Theologen prägten sein Leben. Viele Landschaftszeichnungen entstanden auf Zementsackpapier während der Gefangenschaft, wurden aber bei der Entlassung an der russischen Grenze vernichtet. Von 1950 bis 1958 studierte Reutter an der Fachhochschule und Technischen Uni Stuttgart in der Fachrichtung Architektur und belegte Zeichnen und freies Malen bei Professor Debus. Wertvolle Anregungen erhielt er von Professor Heribert Friedland.

1990 studierte Reutter Theologie und wurde zum nebenberuflichen Diakon der Diözese geweiht. Seit 1977 bis heute nimmt er an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil. Er war Delegierter und Jury-Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst in München und Mitglied verschiedener Kunstvereine und Künstlergilden.

Mit der Wernauer Architektengemeinschaft Josef Balle, Alfons Denzinger, Josef Denzinger und Karl Schmitt hat Reutter die Wernauer Stadthalle mit Hallenbad planerisch entwickelt. Den Anbau des heutigen Verwaltungs- und Tagungszentrum hat er mitbegleitet. Seit Eröffnung des Quadrium im Jahr 2004 präsentiert die Stadt Wernau einige seiner Bilder in einer Dauerausstellung. Von 1962 bis 1975 war Reutter Mitglied des Gemeinderats.

Für Reutter ist die Malerei „eine stille Sprache der Mitteilung und des Gebetes an den Schöpfer und ein Ausdruck der Hoffnung“. Dieser geistigen Grundstruktur folgen auch die Aquarelle und Zeichnungen der Ausstellung im Quadrium. Vom tief Dunklen bis zum befreienden Licht sind sie verborgene Metapher der Bildkomposition. „Linien und Farben können die Dunkelheit durch das Licht befreien und den Lebenssinn erschließen“. Die kleinen, oft Handteller großen Federzeichnungen, die zum Verkauf stehen, finden sich als Abbildungen zum Teil auch in dem Katalog „Er war immer dabei“. In dieser Biografie erzählt Reutter in Wort und Bild von seinen Erlebnissen aus der Kriegs- und Gefangenenzeit. Spannend und ergreifend werden Geschichten geschildert, die nur mit einer schützenden Hand überlebt werden konnten. Die körperlichen und seelischen Wunden dieser Zeit malte sich Reutter nach seiner Rückkehr in die Heimat von der Seele. Der Katalog ist zum Selbstkostenpreis von zehn Euro erhältlich.

Zu allen Gemälden und Zeichnungen, die zum Verkauf stehen, sind vorab Mindestpreise festgelegt worden, nach oben gibt es keine Beschränkungen. Sie liegen zwischen 180 und 350 Euro.

Der Erlös der Zeichnungen und Aquarelle sowie die Einnahmen aus dem Katalogverkauf kommen den beiden Wernauer Caritas-Stiftungen zugute. Die „Stiftung Lebensfreude, Lebensqualität und Würde in St. Lukas und in Wernau“ wurde 2011 von Antonie Hanninger zunächst als Fonds gegründet. Sie fördert die Altenhilfe im Seniorenzentrum St. Lukas und alte Menschen in Wernau, in Bereichen, in denen staatliche Sicherungssysteme dies nicht gewährleisten. Zugute kommt das Geld auch der Caritas- und Seelsorgestiftung „Dem Menschen nahe“. Zweck der 2009 gegründeten Stiftung ist, die gemeinnützigen und mildtätigen Ziele der kirchlichen und karitativen Arbeit in Wernau zu unterstützen.

Im ehemaligen Notariat im Gartengeschoss des Quadrium ist neben der Verkaufsausstellung im Atrium (Bürgerbüro im Erdgeschoss) die Dauerausstellung „Sichtlinien als Zeitzeichen“ zu sehen. Die Bilder aus dem Jahr 1984 sind eine Dauerleihgabe und reichen von Themen des räumlich Transzendenten bis zu floralen Bildaussagen. red