Jugendliche räumen an den Baggerseen tote Gehölze weg. Foto: Sebastian Großhans - Sebastian Großhans

Ehrenamtliche Helfer des Nabu aus dem Kreis Esslingen waren am Samstag zum Pflegeeinsatz an den Wernauer Baggerseen. Das Schilfgebiet muss regelmäßig gepflegt werden.

WernauManchmal heißt Umweltschutz auch, der Natur nicht alles selbst zu überlassen. Der Kreisverband Esslingen des Naturschutzbunds (Nabu) hat am Samstag zum großen Pflegeeinsatz an den Wernauer Baggerseen gerufen. Würde man das 45 Hektar große Naturschutzgebiet sich selbst überlassen, dann hätte man dort nach einigen Jahren ein wildes Waldstück – doch gerade das ist nicht das Ziel, erklärte Roland Appl vom Nabu.

„Wenn man nichts machen würde, dann würde alles mit der Zeit zu Wald werden“, sagte der ehemalige Vorsitzende der Nabu-Gruppe Nürtingen und zuständiger Beauftragter für die Wernauer Seen. Wald ist in Deutschland der natürliche Zu-stand, „doch hier haben wir Schilfgebiet und das wollen wir fördern“. Nist- und Lebensraum, den Vögel wie den Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger oder die Rohrammer brauchen – und in der Umgebung zu wenig finden. Begradigte und bebaute Flüsse, Baggerseen mit eher tiefen als flachen Stellen, das macht Schilfgebiet rar.

In Wernau wurde daher das Gehölz zurückgestutzt und am Samstag aus dem Schilf und hohen Gras gezogen. Rund 30 Helfer aus Nürtingen, Kirchheim, Esslingen, Wernau und allgemein der Umgebung beluden zwölf Anhänger voll mit Weidenruten und anderem Weichholz. Das Holz wird schließlich auf einen Sammelplatz gefahren, zerhäckselt und in Ostfildern verheizt.

Die Arbeit zahlt sich aus. Seit 1979 sind die Baggerseen als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Mittlerweile ist sogar die Rohrweihe, ein habichtartiger Greifvogel, zu-mindest immer wieder zu Gast. Die Hoffnung ist groß, dass der Raubvogel sich irgendwann dauerhaft niederlässt. Und auch für den Menschen ist die Pflegeaktion da. „Auch dort wird Holz entfernt, wo der Bewuchs den Blick versperrt“, so Appl. Damit man auch vom Weg aus ins Naturschutzgebiet sehen kann und niemand verlockt werde, näher hinein zu gehen, weil Gestrüpp die Sicht versperrt.

Einer der Helfer an diesem Wochenende war Holger Fitzek, seit zehn Jahren beim Nürtinger Nabu. „Ich hatte schon immer einen Hang zu Tieren und der Natur“, sagte der selbstständige Landschaftsgärtner. Die Nachbarschaftshilfe zwischen den Ortsgruppen sei selbstver-ständlich, aber auch nötig: „Weil das hier auch ein recht großes Objekt ist“, erklärte Fitzek, „können die das rein von der Menpower in Wernau nicht allein stemmen.“ In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel an den Baggerseen getan, so der Landschaftsgärtner. Er merke, wie sich der Schilfbestand ausgebreitet hat. „Das hier ist eine Perle der Umgebung“, meinte Fitzek. „Aber man merkt auch, dass es an der Größe fehlt.“ Für Kraniche seien die Flächen zwischen der Bundesstraße und dem Neckar zu klein – die fliegen zum Überwintern lieber direkt weiter Richtung Frankreich. Mit der Kettensäge zerlegte Fitzek am Samstag Weiden und andere Hölzer im Schilf. Die Äste schleppten dann unter anderem neun Firmanten der katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim weg. Zur Firmung gehört es, bei einem von acht sozialen Projekten zu helfen, erklärte Gemeindereferentin Susanne Appl.

Dabei halfen nicht nur Kirchheimer, sondern auch Jugendliche aus Köngen und Schlierbach. Für den 15-jährigen Tom Wille war es nicht die erste Aufräumaktion: „Ich habe schon in Kirchheim andere Aufräumarbeiten gemacht. Da vor allem Müll und Gestrüpp“, erzählt der Firmant vonb seinem Engagement für die Gemeinschaft. Warum er sich unter den acht Projekte gerade die Pflegeaktion des NABU aus-gesucht hat? „Es ist einfach gut für die Umwelt.“ Zudem packt er gerne an, „lieber so etwas, als rumsitzen“.