Anita Ulrich malt auch technische Motive Foto: oh - oh

Die Malerin Anita Ulrich aus Augsburg kommt seit 30 Jahren nach Deizisau, um Aquarellkurse zu geben. Derzeit stellt sie unter dem Titel „Souvenirs“ im Quadrium in Wernau aus.

WernauIn Augsburg ist Malerin Anita Ulrich zuhause. Doch seit etwa 30 Jahren kommt sie nach Deizisau, um Aquarellkurse zu geben – und ihren Freund Horst Hermann zu besuchen. In Wernau macht sie sich derzeit ebenfalls bekannt: Im Quadrium wird bis zum 20. Dezember ihre Ausstellung „Souvenirs, Souvenirs“ gezeigt. Bilder hat Anita Ulrich aus New York mitgebracht, aus Paris, aus Italien und Kroatien. Der Wernauer Besucher entdeckt aber auch das Quadrium, die Deizisauer finden ihren Schulhof und die Esslinger den Marktplatz und den Wehrneckar. „Malen kann man überall, in Wernau ebenso wie in Deizisau und in Paris“, meint die 54-jährige Künstlerin, die schon seit Jahrzehnten das betreibt, was man heute Urban Sketching nennt – Eindrücke aus Städten oder Urlaubsorten schnell festzuhalten. Der Unterschied: Heute postet man sein Bild auch noch online. Das lehnt Anita Ulrich nicht ab, sie gibt inzwischen sogar Online-Malkurse.

Die Bilder aus Manhattan sind nicht en passant auf einer Reise entstanden. Anita Ulrich ist zum Malen nach New York geflogen. Ein Künstler, den sie sehr verehrt, hat dort einen Kurs angeboten. Das hatte den Vorteil, dass sie auf der Straße malen durfte, was in dieser Stadt ohne Genehmigung gar nicht erlaubt ist. Das Bild aus der Central Station, dem Bahnhof, zeigt, was der Malerin wichtig ist: „Ich will Lichtstimmungen einfangen, nicht die Postkarten-Highlights wiedergeben.“

Das Heitere bevorzugt Ulrich eindeutig, das Düstere nimmt sie aber ebenfalls auf. In der riesigen Halle der Central Station überfiel sie ein Wow-Gefühl, das sie unbedingt festhalten wollte. Genauso hat sie das Licht vor dem Wernauer Quadrium inspiriert: „Die Bäume warfen Schatten, das Gebäude wurde toll angestrahlt.“ Mit diesem Hell-Dunkel-Spiel hat sie ein fast abstraktes Bild gestaltet, obwohl sie sich zu den gegenständlichen Malern zählt. Aber das Abbild der Realität ist nicht das anliegen beim Aquarell, eine Stimmung ausdrücken ist wichtiger.

Neben der Stimmung ist der „Akt des Schaffens“ für Anita Ulrich ein Wert an sich. Sich zu konzentrieren und in das Malen zu versenken, ist für sie eine Art Meditation. Was bei Ulrich nicht heißt, die Zeit zu vergessen. Im Gegenteil. Bei manchen Objekten setzt sie sich unter Zeitdruck und stellt den Wecker: 20 Minuten für ein Fahrrad, 20 Minuten für Flip-Flops. „Wenn ich länger dran herum fummle, dann wird der Strich nicht mehr so gut. Die Schönheit des Pinselstrichs ist wichtig.“ Mit einer geschwungenen Linie setzt sie auch Personen aufs Bild, etwa die Menschen auf der Rolltreppe in Paris. Die brauchen keine Hände, kein Gesicht, meint die Malerin. Um ihnen einen Ausdruck zu verleihen, reiche es, den Kopf leicht anzuwinkeln oder Stand- und Spielbein entsprechend zu setzen.

Anita Ulrich hat Grafik-Design studiert, ist aber seit 25 Jahren selbstständig als Malerin und Dozentin unterwegs. Ein wichtiges Standbein sind ihre Malkurse. Sie hat viele Stammteilnehmer, gelegentlich leitet sie auch Anfänger an. Dieses Jahr hat die Künstlerin etwa 20 Malkurse gegeben, in Augsburg, Deizisau und im Allgäu. Seit sechs Jahren gibt sie auch E-Kurse über das Internet. Die Teilnehmer bekommen Aufträge, Tipps und Rückmeldung. „Das funktioniert absolut gut“, berichtet sie, allerdings müsse sie den Kurs vorher „in echt“ gehalten haben. Außer ihren Bildern verkauft Anita Ulrich eine Reihe von Postkarten und Kalender. Aus dem Deizisauer Rathaus, in dem sie mehrfach ausgestellt hat, bekommt sie jedes Jahr einen Auftrag: Die Weihnachtskarte mit einem örtlichen Motiv zu gestalten. Romantisch-winterlich wünsche sich der Bürgermeister die Grußkarte immer. „Ich gehe gern auf Wünsche ein“, sagt die Malerin, „ich betrachte mich als Handwerkerin.“