Mit Fotovoltaik-Anlagen, hier auf dem Kompostwerk Kirchheim, reduziert der Landkreis heute schon den CO 2 -Ausstoß. Foto: Jacques Quelle: Unbekannt

Für seine eigenen Gebäude verfolgt der Landkreis Esslingen seit Jahren ein klares Klimaschutzziel: die CO2-Emission bis zum Jahr 2020 um 35 Prozent zu reduzieren. Jetzt sollen durch ein integriertes Klimaschutzkonzept (IKK) alle Kommunen ins Boot geholt werden, die noch kein eigenes Konzept aufgestellt haben. Zudem sollen Privatpersonen sowie Firmen angesprochen werden. Zunächst wird der Kreis einen Förderantrag stellen.

Von Roland Kurz

In ihrem Zuständigkeitsbereich ist die Kreisverwaltung seit 2007 bei der Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes gut vorangekommen. Auch der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) hat mit mehreren Heizanlagen mit Holzhackschnitzeln, einem Energiewald und Fotovoltaikanlagen auf den Deponien und dem Kompostwerk etliche Öko-Punkte gesammelt. Doch die Kreisverwaltung kann mit gerade mal elf Gebäuden - Landratsämtern und beruflichen Schulen - die Welt nicht vor dem Klimakollaps retten. Deshalb soll ein umfassendes Konzept erarbeitet werden, in das möglichst viele Städte und Gemeinden einbezogen werden. Die sechs Großen Kreisstädte habe jedoch schon eigene Klimakonzepte. Auch die Gemeinde Aichwald hat seit Januar ein eigenes Konzept und strebt damit an, den CO2-Ausstoß bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren.

Der Kreistags-Ausschuss für Technik und Umwelt hat nun beschlossen, einen Förderantrag ausarbeiten zu lassen. Schon das kostet 15 000 Euro. Das Klimaschutzkonzept selbst dürfte 100 000 bis 150 000 Euro kosten, wovon das Bundesumweltministerium bis zu 65 Prozent übernimmt - falls dem Antrag zugestimmt wird. Zum Start wird dann eine Energie- und CO2-Bilanz erstellt. Daraufhin wird eine Potenzialanalyse entwickelt und ein konkretes CO2-Minderungsziel aufgestellt. Als Orientierungsmarke dient das nationale Klimaschutzziel: eine Reduktion des Treibhausgases um 55 Prozent bis zum Jahr 2030 und um 70 Prozent bis 2040. Angestrebt wird eine „größtmögliche Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern“. Die Gesamtstrategie mündet in einen Maßnahmenkatalog für den ganzen Landkreis.

Die kommunale Seite soll mit gutem Beispiel vorangehen, empfiehlt das Umweltministerium, beispielsweise beim Fuhrpark, bei Dienstreisen, bei der Anfahrt zum Arbeitsplatz, Straßenbeleuchtung, aber auch bei der Ernährung (Kantine) oder der Abfallentsorgung. Um private Haushalte sowie Gewerbe und Industrie einzubeziehen und zu motivieren, soll die Öffentlichkeit informiert, beteiligt und beraten werden.

Um das Klimaschutzkonzept umzusetzen, wird zusätzliches Personal benötigt. Dies könne ein Klimaschutzmanager sein, sagte Marion Leuze-Mohr, die Stellvertreterin des Landrats. Die Fördermittel dürfe man dafür verwenden. Wie viel Geld der Landkreis selbst aufbringen muss, könne man momentan nicht sagen. Dies hänge von der Zahl der beteiligten Kommunen und der privaten Förderer ab.

Hoher Aufwand und schwierige Umsetzung, so schätzt Günter Riemer (Freie Wähler) das Konzept ein. Peter Nester (CDU) ist skeptisch: Wenn es „ans Eingemachte“ gehe, an die Einschränkung persönlicher Freiheiten, werde sich zeigen, was das Konzept nütze. Marianne Gmelin (SPD) sieht auch die Landwirtschaft beim Klimaschutz gefordert. Jürgen Menzel (Grüne) fragte nach Zuschüssen für Kommunen, die sich eventuell später doch noch ein eigenes Konzept entwickeln wollen. Das Umweltministerium will Doppelförderung eigentlich vermeiden. Es empfiehlt den Kreisen, die Konzepte so detailliert auszuarbeiten, dass die Gemeinden selbstständig damit weiter arbeiten können.

Der Zeitplan der Kreisverwaltung sieht vor, den aufwendigen Antrag bis Juli 2017 mit Hilfe eines Fachbüros zu erstellen. Kommt eine Zusage aus Berlin, könnte das Integrierte Klimaschutzkonzept bis Mitte 2019 fertig sein.