Der Angreifer hatte kurz vor 8.30 Uhr das Jobcenter in Nürtingen betreten und dort einen Mitarbeiter mit einem Hammer attackiert. Foto: Jürgen Holzwarth - Jürgen Holzwarth

Der Mann, der einen Mitarbeiter des Nürtinger Jobcenters mit einem Hammer attackiert hat, war der Polizei bisher nicht bekannt. Gegen ihn wird wegen versuchten Totschlags ermittelt.

NürtingenDie Arbeit beim Jobcenter ist oft nicht einfach und manchmal sogar lebensgefährlich: Am Mittwochmorgen griff ein 32-jähriger Mann einen 46-Jährigen Jobcenter-Mitarbeiter mit einem Hammer an und verletzte ihn glücklicherweise nur leicht. Nun sitzt der Angreifer in Untersuchungshaft.

Wegen versuchten Totschlags ermitteln Staatsanwaltschaft Stuttgart und Kriminalpolizei Esslingen gegen einen 32-Jährigen, der unter dringendem Verdacht steht, am Mittwochmorgen im Gebäude des Jobcenters in der Galgenbergstraße versucht zu haben, mit einem Hammer auf einen 46-jährigen Mitarbeiter einzuschlagen.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand betrat der 32-jährige Besucher kurz vor 8.30 Uhr das Büro des Mitarbeiters. Anschließend soll er mit dem Werkzeug unvermittelt zum Schlag ausgeholt haben. Dem 46-Jährigen gelang es offenbar, den Arm des Angreifers zu fassen und den Schlag zu verhindern. Hierbei zog sich der Mitarbeiter eine leichte Verletzung an der Hand zu. Laut Aussagen von Polizeipressesprecher Martin Raff wird er von seinen Vorgesetzten betreut, um damit zurechtzukommen, dass ihm jemand nach dem Leben trachtete.

Der Angreifer konnte schnell überwältigt werden: „Ein Kunde, der mit dem Mitarbeiter im Raum war, und Kolleginnen und Kollegen waren sehr engagiert und couragiert. Sie haben sofort eingegriffen und haben dem Mitarbeiter geholfen, bis weitere Hilfe kam. Sie haben den Kunden festgehalten. Der Sicherheitsdienst war zu diesem Zeitpunkt nicht präsent“, berichtet Kerstin Fickus, Pressesprecherin der Arbeitsagentur. Der Tatverdächtige wurde durch Polizeibeamte vorläufig festgenommen. Die Hintergründe der Tat könnten den ersten Ermittlungen zufolge in der Unzufriedenheit des 32-Jährigen mit einer Entscheidung des Jobcenters liegen. Der Mann war bis zu diesem Zeitpunkt nicht polizeilich bekannt und hat keine Vorstrafen. Am Donnerstagvormittag wurde er beim Amtsgericht Nürtingen dem Haftrichter vorgeführt. Dieser setzte den von der Staatsanwaltschaft Stuttgart beantragten Haftbefehl und setzte ihn in Vollzug. Der 32-Jährige wurde daraufhin in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.

Sicherheitsdienst und Schulung

Laut Pressesprecherin Fickus gibt es an allen Standorten des Jobcenters im Landkreis seit Frühjahr 2018 einen Sicherheitsdienst. Auslöser dafür war, dass es bundesweit vermehrt Vorfälle in Jobcentern mit Kunden gab. Zunächst gab es einen Sicherheitsdienst am Standort Esslingen. Dem Vorschlag, den Sicherheitsdienst an allen Standorten einzusetzen, wurde seitens des Landratsamts und der Arbeitsagentur Göppingen als Träger des Jobcenters zugestimmt. Das scheint Erfolge zu zeigen. Der Polizei liegen laut Martin Raff zwischen November 2018 und heute nur drei Vorfälle vor – eine Beleidigung und zwei Verstöße gegen ein bestehendes Hausverbot.

Das Jobcenter setzt jedoch nicht nur auf den Sicherheitsdienst. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden geschult, in Gesprächssituationen deeskalierend zu agieren. „Es gibt im sozialen Bereich schon immer Situationen, in denen sich die Gespräche herausfordernd gestalten, da wir es mit Menschen zu tun haben, die sich in existenziellen Notlagen befinden. Eskalationen sind absolute Einzelfälle. Bei rund 14.000 Hilfeberechtigten des Jobcenters werden jährlich nur rund 30 Hausverbote ausgesprochen“, informiert Kerstin Fickus. Notfalls gebe es ja noch den Sicherheitsdienst, den Mitarbeiter, die sich bedroht fühlen, über eine Direktwahlnummer über das Handy holen können.