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Viele Menschen sind im Alter einsam und leiden darunter. Um sie aus ihren vier Wänden zu locken, macht der Krankenpflegeverein Köngen verschiedene Angebote. Treffs für Menschen mit Demenz entlasten zudem die pflegenden Angehörigen.

Köngen Mit einem Spielenachmittag will Elisabeth Kirschner Senioren aus der Isolation locken. Am zweiten Dienstag im Monat von 14 bis 16 Uhr wird beim Krankenpflegeverein (KPV) Köngen in der Oberdorfstraße 21 gespielt. „Ich finde es toll, dass die Gruppe oft Neues ausprobiert“, schwärmt Susanne Liebhart. Die Geschäftsführerin des Vereins bietet Senioren und Menschen mit Behinderung ein breites Spektrum an Aktivitäten an. Zwar wird die eigentliche Krankenpflege längst über die Sozialstation Wendlingen organisiert und abgewickelt. Aber die Angebote des KPV werden immer vielfältiger. „Uns macht es Spaß, immer wieder neue Projekte zu entwickeln.“ Deshalb herrscht in der Geschäftsstelle immer richtig Leben. Der Duft frisch gebackener Waffeln und angeregte Gespräche dringen durch die Räume.

Das große Projekt des KPV ist ein ambulantes betreutes Wohnen für Senioren, das auf dem Gelände des alten Gemeindehauses entstehen soll. „Mit der Hausgemeinschaft Spitalgarten möchten wir im ganzen Wohnquartier neue Akzente für das Zusammenleben von Generationen setzen“, erläutert Liebhart das Konzept. Die Pläne sind aber noch nicht zu Ende gedacht. Bei der Konzeption ziehen Pfarrer Andreas Lorenz als Vorsitzender des KPV und Manfred Braun, der Chef der Wendlinger Sozialstation, an einem Strang.

„Es hat sich bewährt, dass wir uns ganz darauf konzentrieren dürfen, Begegnungsangebote vorwiegend für ältere Menschen zu schaffen“, sagt Liebhart. Die ambulante Krankenpflege lasse sich in den großen Strukturen der Wendlinger Sozialstation sehr viel besser managen. Seit 2007 ist die Krankenpflege so geregelt. 2009 stellte der KPV Susanne Liebhart ein. Sie findet es spannend, für die Seniorinnen und Senioren immer wieder neue Formate zu entwickeln. Glücklich ist sie, dass sie auf 61 Ehrenamtliche bauen darf. Oft kämen die Ideen von diesen engagierten Mitarbeitern. Das Konzept funktioniere aber nur, wenn alle gut geschult sind.

Für Menschen mit Demenz, die daheim von ihren Angehörigen gepflegt werden, gibt es eine „Fröhliche Runde“. Sie werden in der Montags- und in der Donnerstagsgruppe betreut. Einige der Senioren sind schwerhörig oder können nach einem Schlaganfall nicht mehr wie früher am Leben teilnehmen. Als Pflegeprofi hat Ellen Finkbeiner ein rühriges Team um sich geschart und geschult, das die Menschen ihren jeweiligen Möglichkeiten entsprechend fördert. Vor allem Angehörige, die in der Pflege eingespannt sind, entlastet das sehr. „Außerdem kommen die Senioren raus und erleben mal schöne Dinge“, sagt Liebhart. Jeweils am ersten Donnerstag im Monat bietet die „Fröhliche Runde“ eine Kochgruppe an. Da kochen die Teilnehmer gemeinsam und essen anschließend zusammen.

„Das ist ganz wichtig, denn vielen Seniorinnen und Senioren schmeckt es nicht mehr, wenn sie allein zuhause sitzen.“ Jene, die „Essen auf Rädern“ bekommen, seien gut versorgt, aber allein zu essen, falle schwer. Da fehle einfach die Ansprache. Wie leicht sich das ändert, beobachtet Liebhart beim Frühstück für Senioren, das jeweils zu festen Terminen stattfindet. „Da greifen die Männer und Frauen richtig gern zu“, sagt die Geschäftsführerin und lacht. Ein Team bereitet Brötchen, gesunde Aufstriche, Säfte und vieles mehr zu. Beim Essen wird geplaudert, und danach stehen Spiele, leichte Bewegungsübungen oder Gedächtnistraining auf dem Programm.

„Wir möchten Senioren helfen, fit zu bleiben und unter Leute zu kommen“, sagt Liebhart. Die Geschäftsführerin sieht es als ein gesellschaftliches Problem, dass alte Menschen immer mehr isoliert würden. Bei den gemeinsamen Aktivitäten des KPV hätten sie die Möglichkeit, gemeinsam Schönes zu erleben. Für die Männer und Frauen, die nicht mehr zu einer Veranstaltung kommen können, gibt es einen Besuchsdienst. „Wer das Angebot nutzt, bekommt einen festen ehrenamtlichen Mitarbeiter. Wichtig ist einfach, dass bei beiden die Chemie stimmt.“ Was diese Tandems dann gemeinsam unternehmen wollen, bleibt ihnen überlassen.

Wichtig sind Susanne Liebhart die Kooperationen mit anderen Köngener Gruppen und Vereinen. In Kooperation mit der Volkshochschule, der Familienbildungsarbeit (Fba) und der Gemeinde steht ein Android-Smartphone- und Tablet-Kurs für ältere Menschen auf dem Plan. In langsamen Schritten werden sie mit der Nutzung der mobilen Medien vertraut gemacht – der Kurs findet am 20. und 27. November in der Zehntscheuer statt. „BIK – Begegnung in Köngen“ lautet der Titel dieses neuen Formats. In dessen Rahmen werden auch ein Kurs in Selbstverteidigung mit dem Gehstock und Erste Hilfe am Kind für Großeltern angeboten.