Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Bei einem Milliardenprojekt wie Stuttgart 21 mit der Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm ist es ein Trauerspiel, dass die Bahn ein geplantes Informationszentrum gestrichen hat. Dafür waren 750 000 Euro vorgesehen. Auch das S-21-Infomobil darf nicht mehr durch betroffene Kommunen rollen, weil Mittel fehlen. Bei allem berechtigten Ärger über diese Rotstiftpolitik ist die Infoecke, die nun im Wendlinger Rathaus steht, alles andere als ein halbseidener Ersatz.

Der Kampf von Bürgermeister Steffen Weigel hat sich gelohnt. Ihm war es immer wichtig, die Bürger zu informieren und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Der kreative Turmforum-Chef David Bösinger hat eine kompakte, multimediale Informationsecke geschaffen, die Fragen klärt. Mit neuen Medien, Modellen und Infobroschüren erreicht das Angebot alle Generationen. Dass ab Herbst Führungen auf der Großbaustelle stattfinden sollen, die für Wendlinger, Köngener, Unterensinger und Oberboihinger kostenlos sind, ist ein Plus. Weil es keinen festen Ansprechpartner der Bahn gibt, hat Bauamtsmitarbeiter Ulrich Scholder nun einen Nebenjob. Der erfahrene Stadtplaner steht Bürgern als „Lotse“ zur Seite. Er versucht, Probleme mit der Bahn in deren Sinn zu klären. Nicht zuletzt, weil die Stadt keine Mühen scheut, halten sich Konflikte im Umfeld der Großbaustelle bisher in Grenzen.

Die Bahn darf sich glücklich schätzen, einen kommunalen Partner wie die Stadt Wendlingen zu haben. Dabei sollten die Verantwortlichen aus dem erbitterten Kampf um S 21 doch gelernt haben, dass ihre Informationspolitik immer wieder versagt hat. Unter anderem führte das zum Aufstand der Wutbürger. Nun zeigen die Wendlinger im Schulterschluss mit dem S-21-Förderverein, dass Kommunikation auch mit knappen Mitteln machbar ist. An Professionalität lässt der Auftritt im Rathaus wenig zu wünschen übrig. Das Modell sollte in anderen Kommunen Schule machen. Aber ob das auf lange Sicht reicht? Da wohl nicht alle so viel Einsatz zeigen, ist die Bahn nun am Zug, ihr Infomobil wieder in Betrieb zu nehmen. Bürgerinformation braucht ein Forum.