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Im Landkreis Esslingen sind weniger Dieselfahrzeuge unterwegs. Die meisten alten Diesel wurden aber durch neue ersetzt, das zeigen die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes.

Kreis Esslingen Im Landkreis Esslingen sind weniger Dieselfahrzeuge unterwegs. Die meisten alten Diesel wurden aber durch neue ersetzt. Das zeigen die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Für die Kraftfahrzeuginnung ein Beleg, dass weniger Stickoxide auch ohne Fahrverbote zu erreichen sind. „Firmen und Menschen steigen um“, sagt Torsten Treiber, Obermeister der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Das wird durch die neusten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) bestätigt: Die Bestandsanalyse des KBA nach Schadstoffklassen erbrachte zum 1. Januar 2018, dass mehr als 51 300 Diesel der Euroklassen 5 abwärts binnen eines Jahres aus den Fahrzeugbeständen in der Region verschwunden sind. Allerdings sind an die Stelle der meisten wieder Diesel getreten: Mehr als 42 000 Euro-6-Diesel sind in der Region neu oder gebraucht in Dienst gestellt worden. Im Kreis Esslingen stehen rund 9500 Dieselabgängen knapp 8400 Zugänge gegenüber. Wer auf den Diesel verzichtet hat, griff aber selten zum Elektroauto, sondern vor allem zum Benziner. Dessen Zahl stieg um rund 5300 Fahrzeuge. „Unter dem Strich ist der Bestand damit deutlich moderner geworden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Diesel-Fahrverbote sind somit aus Sicht der Innung überflüssig, um die Stickoxidbelastung weiter zu senken. Sie fordert vielmehr eine gleichmäßige Verteilung der Lasten bei der Luftreinhaltung in Stuttgart und im Kreis Esslingen: „Der Straßenverkehr ist nicht einmal für die Hälfte des Stickoxidausstoßes verantwortlich, die Pkw allein für viel weniger“, sagt Obermeister Torsten Treiber und bezieht sich dabei auf den Emissionskataster der Landesanstalt für Umweltschutz (LUBW). „Bei den Pkw sorgen dabei die Flottenerneuerung und die umsteigenden Autofahrer dafür, dass immer mehr schadstoffarme Pkw eingesetzt werden. Die haben in dem Bereich für den sie verantwortlich sind, jetzt schon deutlich vorgelegt.“

Wer zahlt bei „Schummel-Diesel“ ?

Allein bei den umstrittenen Euro-5-Dieseln gab es in zwölf Monaten im Kreis Esslingen einen Rückgang von fast 3900 Pkw im Bestand. Für die verbliebenen knapp 38 000 Fahrzeuge sieht die Innung die Politik und die Hersteller in der Pflicht, Nachrüstungsmöglichkeiten anzubieten, die auch diesen Pkw-Fahrverbote ersparen. Für Menschen mit den rund 22 000 Diesel-Pkw (2900 weniger als vor einem Jahr) nach Euro-4-Norm würde das vom Verkehrsministerium laut eigener Einschätzung unumgängliche Fahrverbot schon diesen September greifen. Hier fordert die Innung „sozialverträgliche Lösungen, denn die Besitzer dieser Diesel sind nicht unbedingt Menschen mit hohem Einkommen“, sagt Innungsgeschäftsführer Christian Reher.

Die Kraftfahrzeuginnung stehe dazu, dass die Nachrüstung älterer Diesel geboten sei und dass sogenannte Schummeldiesel der Euro-5-Klasse auf Kosten der Hersteller in den ordnungsgemäßen schadstoffarmen Zustand zu versetzen seien, sagt Torsten Treiber. Sie fordert aber auch, dass die Lasten gleichmäßig unter allen verteilt werden, die Stickoxide erzeugen. Der Jahresmittelwert von Stickstoffdioxid zeige 2017 an den Messstellen in Stuttgart eine positive fallende Tendenz. Die sei allein den Autobesitzerinnen und -besitzern in der Region zu verdanken. „Der Mittelwert am Neckartor sank von 82 auf 73 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Ich wüsste jetzt auf Anhieb niemand, der sonst dazu beigetragen haben könnte.“

Die Innung fordert deshalb einen Luftreinhalteplan für Stuttgart, der alle Stickoxidquellen einbezieht: „Der Verkehr ist in Stuttgart nur für die Hälfte des Stickoxidausstoßes verantwortlich.“ Die andere Hälfte stamme nach den Daten der Regierung aus Landwirtschaft, kleinen und mittleren Feuerungsanlagen, Industrie und anderen „technischen Einrichtungen“ sowie Schienen- und Schiffsverkehr. „Sie alle müssen an den Maßnahmen zur Luftreinhaltung entsprechend beteiligt werden“, sagt Torsten Treiber. „Dann ist die Grenzwertunterschreitung bis 2020 locker zu schaffen und das ganz ohne Fahrverbote.“

Überschreitungen nur relativ gering

Die Forderung lässt sich auch auf den Kreis Esslingen übertragen: Die Messwertüberschreitungen in der Esslinger Grabbrunnenstraße und in der Hauptstraße in Leinfelden-Echterdingen seien vergleichsweise gering. Der Straßenverkehr sei laut Emissionskataster 2014 der Landesanstalt für Umweltschutz für 40,2 Prozent der NOx-Emissionen verantwortlich. Doch im Straßenverkehr seien nicht nur die Pkw enthalten. Sie allein kommen mit 1205 Tonnen „nicht einmal auf ein Viertel der NOx-Emissionen“, betont die Kraftfahrzeuginnung. Die Industrie liegt bei 1405 Tonnen und der Flugverkehr bei 432 Tonnen. Inzwischen dürften sich die Werte verringert haben, vermutet die Kraftfahrzeuginnung. Denn das Emissionskataster ist aus dem Jahr 2014. „Wir arbeiten an einem neuen“, heißt es bei der Landesanstalt für Umweltschutz. Aber das dauere noch ein bisschen. daw