Neben online eingesandten Tierstorys stellt Edith Nebel eigene Buch-Rezensionen ins Netz. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Wer Haustiere hat, könnte ein ganzes Buch mit skurrilen Geschichten füllen. Edith Nebel bietet mit ihrer Webseite „tiergeschichten.de“ eine Plattform dafür. Seit 15 Jahren sammelt sie Tierstorys von Hobbyautoren.

Von Pia Hemme

Denkendorf - Egal ob Tassen mit Hundemotiv oder Katzenfiguren aus Porzellan, sie haben alle eines gemeinsam: Wer diese tierischen Exemplare sammelt, braucht genügend Platz und muss sie regelmäßig entstauben. Edith Nebel sammelt auch etwas mit Tieren, allerdings Tiergeschichten. Egal ob skurril, poetisch, spannend oder lustig – sie hat vieles in petto. Doch ihre Sammlung hat einen Vorteil: „Es liegt nichts rum und es staubt nichts ein.“ Warum ist das so? Edith Nebel sammelt Werke von Hobbyautoren auf ihrer Webseite „tiergeschichten.de“ und macht das schon seit 15 Jahren. Geschichten und Gedichte von Hunden, Katzen, Pferden, ja sogar lila Osterhasen oder Alpakas mit Helm sind dabei. „Wir wollen Tierfreunden eine Plattform für das Erzählen eigener Geschichten bieten, über Tiere allgemein oder über die eigenen“, erklärt Nebel. Und das kommt gut an: Mittlerweile kratzen sie und ihr Webdesigner Dietmar Nächilla an der Marke zum 7000. Beitrag.

Ein eingespieltes Team

Die Idee kam aber nicht von Edith Nebel selbst. Ihr heutiger Webdesigner Dietmar Nächilla startete 2003 einen Aufruf für eine Online-Tiergeschichten-Sammlung auf dem Internetforum der Zeitschrift „Ein Herz für Tiere“. Edith Nebel war sofort begeistert. Die Werbetexterin hatte damals schon Katzen. Über sie hat sie viele Geschichten geschrieben. „Ich hab die Storys dann an Dietmar geschickt.“ Die beiden hatten gleich einen guten Draht zueinander und ihnen war schnell klar, dass sie „tiergeschichten.de“ zusammen betreiben wollen. Seit 15 Jahren machen sie das nun, Nebel ist fleißig am Sammeln und Illustrieren, Nächilla kümmert sich um die Technik. Und das, obwohl sie sich nur ein einziges Mal persönlich gesehen haben. Für ihre Zusammenarbeit sei das nie ein Problem gewesen, sagt Nebel. „Deswegen tauschen wir uns per E-Mail aus, das klappt super.“ Im Laufe der Jahre haben die Macher von „tiergeschichten.de“ Stammautorinnen und -autoren gewonnen. Edith Nebel freut sich aber immer wieder über Neuzugänge. „Jeder kann mitmachen und Geschichten schreiben. Dafür muss man kein Profiautor sein“, sagt sie. Bevor sie eine Geschichte online stellt, sichtet Edith Nebel jede einzelne. „Ich gucke nicht nach jedem Komma, aber ich sorge schon dafür, dass sich keiner der Autoren blamiert“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Aber nicht jeder meint es ehrlich. Nebel habe ein paar „Schlauberger“ dabei erwischt, wie sie sich mit fremden Federn schmücken wollten und Geschichten von Profiautoren als ihre eigenen ausgegeben haben. „Ich habe ein Gefühl dafür entwickelt. Wenn es zu professionell klingt, dann prüfe ich vorher, ob die Texte tatsächlich vom Einreichenden stammen.“

Auch beim Aussuchen der passenden Bilder spielt das Urheberrecht eine große Rolle. Deshalb sucht sie im Internet in rechtefreien Datenbanken. „Das macht mir mit am meisten Spaß. Ich freue mich wie ein Kleinkind, wenn ich zu irgendeinem exotischen Thema ein passendes Bild finde.“ Und wenn es dann doch mal kein Material gibt, zeichnet Edith Nebel selbst. „Einen Hasen mit violetten Tigerstreifen, oder einen Elefanten aus grüner Jade findet man nicht kostenfrei im Internet .“

Hackerangriff legte Seite lahm

Aber nicht jeder Internetnutzer hat gute Absichten. Das haben Edith Nebel und Dietmar Nächilla am eigenen Leib erfahren. Ein Hackerangriff im Jahr 2006 legte die komplette Webseite lahm. Sie musste dann neu aufgezogen werden. Edith Nebel war Monate lang damit beschäftigt, tausende Geschichten erneut in die Seite einzupflegen und zu illustrieren. Dietmar Nächilla hat sich bei der Neuauflage um ein neues Erscheinungsbild der Webseite gekümmert. Seit dem Neustart ist sie ein interaktiver Blog geworden, Leser können die Geschichten kommentieren.

Wer von den Geschichten nicht genug bekommt, der liest am besten gleich ein ganzes Tierbuch. Edith Nebel gibt auf ihrer Webseite Tipps dafür. Sie beurteilt aber nicht nur Tiergeschichten, sondern auch Rezensionen von Büchern, die von Menschen handeln: „Der Mensch ist ein Homo sapiens, also auch nur ein Säugetier.“ Hobbyautoren können deshalb auch Geschichten über Menschen auf „tiergeschichten.de“ online stellen.

Man glaubt gar nicht, was man alles sammeln kann. Wir haben unsere Leserinnen und Leser aufgerufen, uns von ihrer Sammelleidenschaft zu berichten. Die Resonanz war sehr erfreulich, und so werden wir in loser Folge unter dem Titel „Gesammelte Werke“ einige Menschen und natürlich das vorstellen, was ihre Sammelleidenschaft geweckt hat.