Aktionstag „Generation plus“ in Deizisau: Elisabeth Gutmann (im bunten Kleid) gibt Helga Rühs Rollatoren-Training. Foto: Ait Atmane - Ait Atmane

Vom Rolatorentraining bis zum Geschirr, das nicht aus der Hand rutscht: Beim Aktionstag „Was heißt schon alt?!“ war für Senioren in Deizisau viel Information geboten.

DeizisauAlt werden möchte jeder, dabei aber möglichst lange mobil und selbstständig bleiben. Eine Vielzahl von Hilfsmitteln, Angeboten und Dienstleistern unterstützen Senioren bei diesem Ziel. Der Deizisauer Aktionstag „Was heißt schon alt?!“ informierte und lud auf verschiedene Weise zum Aktivwerden ein.

Der Zulauf beim Aktionstag war groß, bei Elisabeth Gutmann hielt er sich allerdings zeitweise in Grenzen – was schlicht daran lag, dass ihr Rollatoren-Trainings-Parcours vor dem Rathaus der prallen Sonne ausgesetzt war. Die Schwestern Helga und Elfriede Rühs und ihre Schwägerin Sonja ließen sich davon nicht abschrecken, sie suchten Tipps zum Umgang mit dem Rollator, den Helga Rühs sich kürzlich angeschafft hat. Vorher hatte sie sich lieber bei ihrer Schwester untergehakt, was für beide ziemlich anstrengend war. Jetzt sei die Schwägerin „happy“, sagte Sonja Rühs, „und wir auch, weil wir jetzt miteinander fortgehen können“.

Von Ergotherapie bis zu Geschirr

Elisabeth Gutmann zeigte den Dreien, wie der Rollator mittels seiner Kipphilfe und den Handbremsen leichter den Bordstein überwindet und gab weitere Tipps. Die ausgebildete Rollatoren-Trainerin ist ehrenamtlich für die Deutsche Verkehrswacht im Einsatz, und weiß, dass immer wieder Unfälle passieren, weil Rollatoren nicht richtig arretiert sind – auch das erklärte sie genau. Helga Rühs mit ihren 81 Jahren absolvierte einen flotten Durchlauf durch den Parcours, vorher war sie schon eine Runde auf dem Paralleltandem des Vereins Altenhilfe mitgefahren – sie habe eben „alles mitgenommen“, sagte sie fröhlich.

Zum Mitnehmen gab es tatsächlich eine Menge. Im Foyer des alten Rathauses waren Rollstühle ebenso auszuprobieren wie durchdachte Hocker für die Dusche. Im Raum daneben konnte man sich von den Mitarbeiterinnen der Sozialstation den Blutdruck messen lassen. „Mal sehen, ob er besser ist als heute Morgen“, sagte Erhard Kirchner und freute sich dann über optimale Werte. Im oberen Geschoss des Rathauses stellten sich der Verein Altenhilfe, die AMSEL und weitere vor. Auch Ergotherapie könne bei Senioren viel bewirken, sagte Irene Lung, ob man spielerisch die geistigen Fähigkeiten trainiere, die Beweglichkeit verbessere oder Schmerzen reduziere. „Es geht immer um höchstmögliche Selbstständigkeit“, so die Ergotherapeutin. Für dieses Ziel kommen auch verschiedene Hilfsmittel zum Einsatz, beispielsweise spezielles Besteck und Geschirr. Ein älterer Herr im Rollstuhl, dem beim Essen öfter mal das Besteck aus der Hand fällt, freute sich über Löffel und Gabel mit dickem Griff, die zusätzlich durch einem Gurt an der Hand fixiert werden können.

Im noch jungen Pflegeheim Palmscher Garten konnten Interessierte an einer Hausführung teilnehmen, das Bewegungstraining „B.U.S“ ausprobieren oder in der Cafeteria Pause machen. Überhaupt warteten an vielen Stellen Sitzgelegenheiten und Bewirtung, auch in der Kelter bei Kaffee, Kuchen und Vorträgen, im Kelterhof, wo gegrillt wurde, oder in der Zehntscheuer, in der es um kulturelle und andere Freizeit-Angebote ging. Angelika Lauppe informierte über autobiografisches Schreiben – ein Thema, dass vor allem die Altersgruppe ab 50 interessiert, und da ihrer Erfahrung nach vor allem die Frauen. „Es ist einfach wunderbar, was da für tolle Texte entstehen, nur auf eine kleine Anregung hin“, sagte sie. Aus dem Nebenzimmer tönten indes Klavierklänge und Gesang: Gerhard Werz lud zum Mitsingen ein, was eifrig genutzt wurde. „Das finde ich das Schöne, dass sich die Leute tatsächlich auf die Workshops einlassen“, sagte Gemeinderat Maik Vosseler, der zu den jüngeren Besuchern zählte. „Das hätte ich nicht gedacht.“