Immer Zeit für ein Schwätzchen: Gudrun Münch, Erna Bäder und Hartmut Mangold (von links) im Dorflädle. Foto: Rottenfußer - Rottenfußer

Das Krummhardter Dorflädle ist für die Bürger die einzige Einkaufsmöglichkeit. Nicht nur für Lebensmittel sorgt der Laden, sonder nauch für einen kulturellen Mittelpunkt.

AichwaldAls vor knapp 50 Jahren das letzte Geschäft schloss, hatten die Krummhardter lange Zeit keine Einkaufsmöglichkeit mehr im Ort. Konsum schickte zwar eine Zeit lang noch einen fahrenden Laden, doch hatte diese Lösung nur kurzen Bestand. Überhaupt nichts bekommen, nicht einmal ein paar Lebensmittel – das ist nicht akzeptabel, sagte sich eine Handvoll engagierter Dorfbewohner. Angeregt durch das Vorbild in der Remstal-Gemeinde Schnait, schmiedeten sie die Idee, in Eigeninitiative einen Tante-Emma-Laden zu gründen. Wenn so etwas geht, dann im rund 750 Einwohner zählenden Krummhardt, wo der Zusammenhalt noch groß ist und wo Alt und Jung noch aufeinander schauen, war die einhellige Meinung.

Klar war von Anfang an: Ein solcher Dorfladen kann sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Das Vorhaben funktioniert nur, wenn möglichst viele ehrenamtlich mitarbeiten. Deshalb vereinbarte man: Jedes Vereinsmitglied zahlt einen monatlichen Beitrag, um damit die Fixkosten von Miete und Versicherungen abzudecken.

Ein freier Raum, 23 Quadratmeter groß, war schnell gefunden. Es ist derselbe, in dem bis vor knapp einem halben Jahrhundert der letzte Laden betrieben wurde. „Die Gründungsversammlung des Lädlesvereins fand im Zelt des Gold-Gelb- Festivals am 18. Juli 2006 statt“, erinnert sich Rudolf Thiel, eines der Gründungsmitglieder. Anfang Oktober, also nur ein paar Wochen später, wurde dann die Eröffnung des Dorfladens gefeiert. 66 Familien waren damals bereit, an dem Projekt mitzuarbeiten. Gudrun Münch, eine Frau der ersten Stunde, erzählt stolz: „Heute haben wir über 132 Familien als Mitglieder, das sind mehr Krummhardter als der Kulturverein Mitglieder hat und mehr als die Hälfte der Ortsbewohner, wenn man die Familienangehörigen mit rechnet.“

Jedes Mitglied zahlt heute einen Vereinsbeitrag von vier Euro pro Monat, mit dem alle Fixkosten beglichen werden. Alle anderen Leistungen sind durch ehrenamtliche Arbeit abgedeckt.

Das Verkaufsteam des Lädles umfasst 24 aktive Mitarbeiter. Mit dieser Größe ist gewährleistet, dass der Laden Montag bis Freitag morgens und abends jeweils zwei Stunden geöffnet werden kann. Jeder Verkäufer hat seinen festen Arbeitstag und ist im Schnitt alle 14 Tage an der Reihe. Der Samstagmorgen ist laut Münch der bestbesuchte Tag in der Woche. Dann kommen sehr viele, um vor allem die von der ortsansässigen Bäckerei Stolle gelieferten Backwaren zu kaufen. Alles, was bis Ladenschluss nicht verkauft ist, holt Stolle wieder ab, so dass es keine Überbestände gibt.

Außer dem Verkaufsteam gibt es noch drei Einkaufsteams. Diese haben die Aufgabe, regelmäßig den Bestand zu kontrollieren und die fehlenden Waren bei einem Discounter einzukaufen. Jedes Verkaufsteam hat aber auch die Freiheit, ein paar Besonderheiten mitzubringen.

Was geht, wird natürlich vor Ort gekauft. So liefert der Lobenroter Hof einen Teil der Eier. Die Eier von freilaufenden Hühnern kommen vom Spachbruckenhof zwischen Aichschieß und Schanbach. Immer wieder kommt es vor, dass Dorfbewohner überschüssige Ernten aus ihrem Garten dem Laden kostenfrei überlassen.

Alle eingekauften Waren werden ohne Aufschlag an die Mitglieder weiterverkauft, lautet ein Grundsatz. „Selbstverständlich gehe ich auch noch nach Schanbach zum Einkaufen, aber alles, was ich für das tägliche Leben brauche, kann ich mir hier besorgen“, freut sich Annemarie Petzold. Die 85-Jährige ist wie viele Senioren hier seit Jahren Stammkundin. Doch nicht nur ältere Mitmenschen nutzen den Laden. Insbesondere freut sich Gudrun Münch über kleine Kunden, die von ihren Eltern geschickt werden, um irgendwelche Dinge auf schnellem Weg für den Haushalt zu besorgen. „Bei uns in Krummhardt geht das noch, Kinder gefahrlos zum Einkaufen zu schicken.“

Von Anfang an war es der Plan der Initiatoren, die Dorfwohner nicht nur mit den Dingen des täglichen Bedarfs zu versorgen. Man wollte auch einen kulturellen Mittelpunkt für die Bürger des kleinen Aichwalder Ortsteils schaffen. Das ist in der Rückschau in vollem Umfang gelungen. Zwei Jahre nach der Gründung konnte der Verein einen weiteren Raum hinter dem Laden anmieten, in dem sich heute eine voll ausgestatte Küche befindet. Dort trifft sich beispielsweise eine Gruppe einmal pro Woche, um Mundharmonika zu spielen. Um die Gemeinschaft weiter zu stärken sowie auch neue Mitglieder zu gewinnen, finden diverse Feste statt. Einmal im Jahr wird für die Helfer ein Ausflug organisiert. Zuletzt besuchte man das Handball-Bundesligaspiel Göppingen gegen Stuttgart.

Der Erfolg in Krummhardt hat mittlerweile auch Nachahmer auf den Plan gerufen. Ideen für ihr Berglädle haben sich beispielsweise die Hegensberger geholt. Man wird sehen, ob die Idee in Esslingen genauso gut funktioniert wie in Aichwald. Geplante Eröffnung ist im Oktober.