Um diese gestern in der Parksiedlung gefällten Bäume hat sich ein Streit zwischen Anliegern und Stadt entwickelt. Foto: Bulgrin Foto: EZ

Von Harald Flößer

Dass auf dem Gelände des früheren Gartenbaubetriebs Raisch gestern damit begonnen wurde, Bäume zu fällen, hat viele Bewohner der Parksiedlung aufgebracht. Aus artenschutzrechtlichen Gründen hätte das nicht passieren dürfen, beklagen Frank und Katrin Huber aus der Danziger Straße. Zuvor hätte man ein aktuelles Gutachten erstellen müssen. Sie werfen der Stadt vor, zur Vorbereitung des umstrittenen Baugebiets Parksiedlung Nord-Ost vorschnell Fakten zu schaffen. Ostfilderns Stadtverwaltung stellt das in Abrede. „Wir entfernen nur Bäume und nicht den Kleinbewuchs“, sagt Baubürgermeisterin Monika Bader. Die Lebensräume von geschützten Arten wie Zauneidechse oder Großer Rosenkäfer würden damit nicht zerstört oder beeinträchtigt.

Suspekt finden Hubers, dass die Baumfällarbeiten erst Mitte voriger Woche und damit „extrem kurzfristig“ in der „Stadtrundschau“ angekündigt worden seien. Den Eingriff halten sie für nicht rechtens, da das artenschutzrechtliche Gutachten für das Gebiet nicht mehr gültig sei und längst hätte erneuert werden müssen. Wie Karin und Frank Huber in ihrem Beschwerdebrief schreiben, sei das artenschutzrechtliche Gutachten bereits fünfeinhalb Jahre alt. Die Geländebegehungen seien noch zwei Jahre früher erfolgt. Somit basiere das Gutachten auf siebeneinhalb Jahre alten Daten. Es sei davon auszugehen, dass sich in Fauna und Flora auf dem Gelände in der Zwischenzeit einiges verändert habe. Mit den Baumfällarbeiten hätte man daher erst beginnen dürfen, wenn eindeutige Rechtssicherheit bestehe, sprich von einem Gutachter festgestellt sei, dass der Artenschutz nicht verletzt werde. Das sei auszuschließen, betont Baubürgermeisterin Bader. Dass Bäume gefällt werden, hätte man gar nicht ankündigen müssen. Die Arbeiten erfolgten im normalen rechtlichen Rahmen zwischen Oktober und Februar. Habitate von geschützten Arten würden damit nicht gefährdet, betont Bader. Ein Biologe begleite die Arbeiten. Auf dessen Anweisung werde zum Beispiel ein Baum nur teilweise gefällt, weil dort der Große Rosenkäfer als geschützte Art entdeckt worden sei. Nach Angaben der Baubürgermeisterin wird das Gutachten regelmäßig durch ein sogenanntes Monitoring aktualisiert. Die jüngste Nachschau habe erst im Herbst 2017 stattgefunden. „Der Kleinwuchs bleibt erhalten“, sagt sie. Deswegen verzichte man bei den Fällarbeiten auf schwere Geräte und Maschinen. Und die Eidechsen werde man wie geplant umsiedeln.

Anlieger versuchen seit Jahren, die Erweiterung der Parksiedlung zu stoppen. Auf Betreiben einer Bürgerinitiative kippte der Verwaltungsgerichtshof Mannheim (VGH) 2017 den Bebauungsplan. Vor allem beim Umgang mit dem Baulärm müssten Korrekturen erfolgen, verfügten damals die Richter. Hauptziel der Initiative war es, gegen den Wegfall vieler öffentlicher Parkplätze in der Danziger Straße vorzugehen. Aber da stellte sich der VGM auf die Seite der Stadt: Es gebe keinen Anspruch darauf, auf öffentlichen Straßen und Plätzen Parkmöglichkeiten zu erhalten oder einzurichten. Ostfilderns Gemeinderat hat mittlerweile einen neuen Bebauungsplan auf den Weg gebracht. In der Verwaltung geht man davon aus, dass er im Sommer als Satzung verabschiedet wird und die Hofkammer Projektentwicklung mit der Bebauung des Gebietes beginnen kann.