Beim Vor-Ort-Termin erläuterten Revierförster Hartmut Scheuter und Forstamtsleiter Anton Watzek (von links) Gemeinderat Karl Münzinger die notwendige Maßnahme. Rechts Forstamtstrainee Cristina Ganter. Foto: Ehehalt - Ehehalt

Die Fällarbeiten im Staatswald haben im Gemeinderat Wolfschlugen für Ärger gesorgt. Der Gemeinderat bat die Verwaltung um Klärung beim Kreisforstamt Esslingen.

WolfschlugenFür viele Menschen ist der Wald mehr als eine Ansammlung von Bäumen. Der Aufschrei ist groß, wenn viele alte Bäume der Säge zum Opfer fallen. So wie im Sauhag an dem Hangwaldstück „Fuchsbau“. In dem drei Hektar großen Waldbereich „ernteten“ Mitarbeiter des Forstamtes vor ein paar Wochen eine große Anzahl alter Buchen. Insgesamt wurden 400 Festmeter Holz herausgenommen. Das Waldgebiet gehört zum Staatswald und ist damit Sache des Landes.

„Als ich Anfang des Jahres in Richtung Zigeunereiche spazierte, traute ich meinen Augen nicht“, klagte Karl Münzinger, Sprecher der Freien Bürgerliste (FB), in einer der letzten Gemeinderatssitzungen. „Fast der ganze Hang ist abgeholzt. Es war wie die sprichwörtliche Axt im Walde. Ich verstehe, dass Holz gemacht werden muss, aber so einen Kahlhieb habe ich noch nie erlebt.“ An dem Hang stehe kein einziger alter Baum mehr, meinte Münzinger. „Wenn es aus Gründen der Wirtschaftlichkeit noch fünf Jahre so weitergeht, gibt es in Wolfschlugen bald keine Bäume mehr mit dickerem Stamm.“ „Das hat nichts mit nachhaltiger Waldnutzung zu tun“, beklagte sich auch Jochen Knapp von der CDU. Und seine Fraktionskollegin Ellen Balz bedauerte, dass man als Gemeinde keinen Einfluss auf die Fällaktionen des Forstamtes habe.

„Es handelt sich hier um keinen Kahlschlag, dann würde ja gar kein Baum mehr stehen“, erklärte Revierleiter Hartmut Scheuter, der gemeinsam mit Kreisforstamtsleiter Anton Watzek und Trainee Cristina Ganter zu einem Vor-Ort-Termin in den Sauhag gekommen war, um die Abholzung aus Sicht des Forstamtes zu erklären. An dem Hang habe man mindestens 60 Bäume mit dickerem Stamm stehen lassen, so Watzek. „Der Wald ist ein dynamisches System, bei dem eine Generation die andere ablöst, es entwickelt sich weiter, wir haben stets den Naturschutz im Auge und lassen viele Bäume als Lebensraum für Tiere stehen“, sagte der Amtsleiter. Am Fuchsbau habe man einen jungen Bestand mit etwa 20-jährigen Buchen. Die alten seien 130 bis 150 Jahre alt gewesen und damit war die Zeit gekommen, den Generationenwechsel einzuleiten. „Förster denken in Generationen“, ergänzte Trainee Cristina Ganter. „Wenn man nicht alles umhackt, rentiert sich’s halt nicht“, bemerkte Karl Münzinger lakonisch. Der Festmeterpreis sei seit den 50er-Jahren nicht mehr gestiegen, gab Watzek zu bedenken. „Umso weniger interessant ist es finanziell, da sollte das Land lieber mehr alte Bäume stehen lassen“, konterte Münzinger. Für das Gebiet hätte man einen Schutzstatus wie im Unteren Hardtwald einrichten sollen, sagte er. In den nächsten fünf bis sieben Jahren passiere an diesem Hang beim Fuchsbau nichts mehr, der Hieb sei erfolgt, versprach Watzek.

Der Revierförster ist für circa 1000 Hektar in den Waldgebieten des Sauhags von Oberboihingen, Unterensingen und Wolfschlugen zuständig. „Alle zehn Jahre steht eine Betriebsplanung für den Gemeindewald auf der Tagesordnung, genauso ist es auch im Staatswald“, so Watzek. Scheuter begutachte die Bäume regelmäßig, markiere sie als Zukunftsbäume, die geschützt werden müssten, oder als Biotopbäume, deren Höhlen von Tieren bewohnt werden, auf denen Pilze und Flechten wachsen könnten.