Stabwechsel in Denkendorf: Peter Jahn (rechts) wurde verabschiedet, Ralf Barth auf das Amt vereidigt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Nach 32 Jahren als Denkendorfer Bürgermeister geht Peter Jahn in den Ruhestand. Er wurde zum Ehrenbürger ernannt. Gleichzeitig wurde Nachfolger Ralf Barth vereidigt.

DenkendorfLob- und Dankesworte wollten am Freitagabend in der voll besetzten Festhalle kaum enden, als sich Denkendorfer Bürger, Mitarbeiter und politische Weggefährten von Peter Jahn verabschiedeten. 32 Jahre hat er als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde geleitet. Das höchste schwäbische Lob zollte ihm Gemeinderat Peter Nester: „Er hat nicht viel falsch gemacht.“ Als frisch ernannter Ehrenbürger der Gemeinde, bestückt mit der Goldenen Ehrenmedaille des Landkreises sowie der Freiherr-von-Stein-Medaille des Baden-Württembergischen Gemeindetags, mit Gutscheinen beschenkt, mit vielen guten Wünschen für den Ruhestand bedacht und mit Standing Ovations gefeiert, verließ der 63-Jährige die Bühne. Da geriet der zweite Tagesordnungspunkt der feierlichen Gemeinderatssitzung beinahe zur Nebensache: die Verpflichtung und Vereidigung des 29-jährigen Nachfolgers Ralf Barth.

Hervorragender Netzwerker, weitblickender Planer, geschickter Rhetoriker – um diese Kerneigenschaften drehten sich viele Reden. Aber genauso oft war zu hören, wie Peter Jahn die Bürger und seine Mitarbeiter mitziehen und begeistern konnte. „Sie haben 32 Jahre Ihr Ganzes gegeben und können mit Stolz auf Ihre Lebensleistung zurückblicken.“ So dankte der stellvertretende Bürgermeister Frank Obergöker im Namen des Gemeinderats. Bis zum letzten Tag habe Jahn geackert, am Ende noch beschleunigt, so wie es ein guter Läufer mache, wenn er das Staffelholz übergebe. Wenn Jahn gerne von den „dicken Brettern“ gesprochen habe, sei es nicht bei den Worten geblieben: Er habe mit Zähigkeit den Lärmaktionsplan und den Zweckverband Hochwasserschutz durchgesetzt.

Hervorragende Infrastruktur und dennoch schuldenfrei, auch dafür wurde Jahn mehrfach gelobt. Für den Gemeinderat stand deshalb außer Frage, Jahn die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Für die Vereine und Organisationen, die Jahn in den vergangenen Wochen ebenfalls oft mit stehendem Beifall verabschiedet hatten, fasste Obergöker zusammen: „Wir fühlten uns in guten Händen.“ Er dankte auch Regina Jahn, der starken Frau an der Seite des Bürgermeisters, einer würdevollen First Lady, die an diesem Abend einige Blumensträuße erhielt.

„Einer, dem man Verantwortung geben kann, und einer, dem man vertraut“, so verabschiedete sich Landrat Heinz Eininger von einem Weggefährten und Freund. Mit ihm verlasse eine „prägende Persönlichkeit“ die kommunalpolitische Bühne des Landkreises. Jahn sei ein Bürgermeister mit „Gespür für das Machbare und für die Anliegen der Bürger“ gewesen. Eininger wies auch auf 64 Jahre Denkendorfer Kontinuität hin: Auf 32 Jahre mit Walter Dieterich – der Alt-Bürgermeister saß auch in der ersten Reihe – folgten 32 Jahre Peter Jahn. Diese Verlässlichkeit sei eine Grundlage für das blühende Leben Denkendorfs. Der Beruf des Bürgermeisters sei durch Bürokratie und intensive Bürgerbeteiligung schwieriger geworden, sagte Eininger, ermunterte aber – mit einem Stupser garniert – Nachfolger Ralf Barth: Der Beruf sei immer noch einer der interessantesten, wenn man gestalterisch agiere, mit Mut vorangehe, nicht nur moderierend.

Von den eigenen Kollegen Anerkennung zu bekommen, sei schwierig, sagte Roger Kehle, der Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg. Jahn habe nicht nur 23 Jahre den Kreisverband geführt, sondern in der Vertretung der mehr als 1000 Gemeinden einen Sitz im Präsidium ergattert und im Deutschen Städtebund mitgewirkt. Ein „kommunalpolitisches Schwergewicht“ gehe. Ihm selbst werde ein kluger Ratgeber und loyaler Partner fehlen, so Kehle. Jahn komme dem Ideal eines Bürgermeisters nahe, sei bürgernah, ohne sich anzubiedern. Obendrein habe der Sportler Jahn in der dritten Halbzeit Ausdauer gezeigt, sei charmant und schlagfertig.

Ebenso launig wie Kehle würdigte Ostfilderns Oerbürgermeister Christof Bolay im Namen der anderen Bürgermeister seinen Nachbarn. Der Zweckverband Hochwasser Körsch sei nicht gerade sexy, aber wichtig, und ohne Jahn würde es ihn nicht geben. Auch in der Fluglärmkommission und im Schulverband sei auf ihn Verlass gewesen. Als „Meister der Diplomatie“ beschrieb SPD-Gemeinderat Wilhelm Brandner den scheidenden Schultes.

Ein gutes Bild des Verwaltungschefs Jahn vermittelte Hauptamtsleiter Fritz Berner, der drei Jahrzehnte mit ihm gearbeitet hat: „Sie haben immer viel gefordert und das kurzfristig.“ Der Chef sei immer offen und fair gewesen, nur selten habe sich das Wesen des Widders explosionsartig entladen, dann habe man besser den Kopf eingezogen, bis sich der Pulverdampf verzogen habe. Beeindruckt von den Lobeshymnen und überrascht von der Ehrenbürgerwürde, bedankte sich Peter Jahn. Bei den Bürgern für ihr Engagement, beim Rat für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, bei seinen Mitarbeitern für die Teamleistung, bei seiner Frau für den Rückhalt. Der Beruf habe ihm „Erfüllung und Faszination bis zum heutigen Tag“ geschenkt. Mit stehendem Beifall dankte ihm der Saal. Dann hörte man die melancholische Liedzeile „The end ist near . . . the final curtain“ – Frank Sinatras „My way“, gesungen von Oliver Erb, gespielt von der Big Band der Musikschule.

Schließlich wurden Peter Jahns Nachfolger Ralf Barth die XXL-Schuhe hingestellt, mit denen er eigene Abdrücke hinterlassen soll. Werner Jaumann, dienstältester Gemeinderat, nahm Verpflichtung und Vereidigung vor. Der neue Amtsinhaber bedankte sich bei den Denkendorfern für das grandiose Wahlergebnis von 78,9 Prozent und die offenen Türen, mit denen sie ihn empfangen hätten. Er dankte aber auch seinem Vorgänger Jahn für die hilfreiche Übergabe. Dabei habe er das Herzblut und Brennen für die Gemeinde gespürt. Jahn-Nachfolger Barth versicherte dem Publikum: „Der Funke ist längst übergesprungen.“