Die Leitungsseile über der B 10 werden oberhalb von Deizisau mit einer kräftigen Seilwinde nach unten gezogen. Hinter der Winde werden die Seile auf zwei Haspeln aufgewickelt. Foto: Kurz Quelle: Unbekannt

Auf mehr als 20 Kilometer Länge baut die TransnetBW zwischen dem Remstal und Wendlingen eine 220-Kilovolt-Leitung ab. 70 Strommasten werden verschwinden. Diese Woche turnten die österreichischen Monteure an den Masten und Leitungen zwischen Altbach und Deizisau herum.

Von Roland Kurz

Der Rückbau sei möglich, weil man das Höchstspannungsnetz im Raum Mittlerer Neckar optimiere, erklärt Alexander Schilling, Pressesprecher der TransnetBW, einer Tochtergesellschaft der EnBW. So werden beispielsweise einzelne Leitungsabschnitte zwischen den Umspannwerken Hoheneck im Kreis Ludwigsburg und Wendlingen von 220 auf 380 Kilovolt umgestellt.

Es sieht wagemutig aus, wenn die Monteure auf gut 80 Meter Arbeitshöhe auf Trägern, Drähten und Leitern hin- und herlaufen. Alle 27 Mann kommen aus der Steiermark und aus Kärnten. Seine Heimat sei bekannt für gute Leitungsbauer und Dunkelbauer, sagt Bauleiter Ernst Lueger. Viele Dunkelbauer bohren derzeit die Tunnels für Stuttgart 21.

„Abbau oder Neubau bleibt sich gleich“, meint Lueger, bei der Demontage müsse man noch mehr auf die Sicherheit achten. So haben seine Leute zuerst Querseile gespannt, falls je ein Leitungsseil fallen sollte. Wenn über Straßen oder bewohntem Gelände gearbeitet wird, hängt unter der Arbeitsplattform eine Folie, falls eine Schraube aus der Hand rutschen sollte.

22,6 Millimeter stark sind die Leiterseile, die verschwinden sollen. Außen Aluminium, in der Mitte die zugfesten Stahllitzen. 1100 Meter lang sind die Seile zwischen den beiden Abspannmasten auf dem Altbacher Industrieareal und oberhalb des Coca-Cola-Werks Deizisau. Dazwischen liegt noch ein Stützmast. Um die unnötige Stromleitung übers Tal ziehen zu können, wird das sogenannte Vorseil wie ein Strumpf übergezogen. Unter Zug liegt der Strumpf stramm an.

Auf einer Wiese oberhalb des Cola-Werks hat die Kolonne ihren Trommelplatz eingerichtet. Hier wird das Seil über zwei Rollen am Mast nach unten und dann zur Seilwinde umgelenkt. Hinter der schweren Seilwinde stehen zwei Haspeln, um die Leitungen aufzuwickeln.

Die zwei Männer oben am Mast lösen mit kräftigen Hammerschlägen einige Klemmen und werfen sie in den Materialkorb. Die Monteure unten werfen den Dieselmotor der Seilwinde an. Sie korrigieren noch einmal die Umlenkrolle. „Langsam nachlassen!“ Das Kommando gilt den Kollegen, die auf der anderen Seite der B 10 mit einem Funkgerät auf dem Mast sitzen. Die Kommunikation zwischen oben und unten läuft über Zeichensprache: Arm raus, Arm hoch - laufen lassen, stoppen. Das ist einfacher als auf Knöpfe zu drücken. Gleichmäßig zieht die Winde die zwei parallel liegenden Leitungen herunter. 1550 Kilogramm Zugkraft zeigt das Instrument an. Das reicht für die gut eine Tonne schweren Leitungen. Zwei Arbeiter kontrollieren, ob die Seile richtig aufgewickelt werden. Zehn Minuten läuft die Winde, dann führen zwei Leitungen weniger übers Tal.

Die Masten über dem Neckartal werden aber noch benötigt. Die Deutsche Bahn hat hier drei Leitungsseile bis zum Masten am Cola-Werk liegen. Von dort bis Wendlingen wird die Hälfte der Masten verschwinden. Die 380-KV-Leitung und ihre Masten werden aber weithin die Landschaft schmücken. Nächste Woche sind die Demonteure über den Bahngleisen von Altbach aktiv. Im Abschnitt bis Wendlingen wird noch im März gearbeitet, dann kommt eine Pause während der Vegetationszeit. Im Herbst werden die restlichen Arbeiten ausgeführt. Zwischen Endersbach und Aichschieß sollen die Arbeiten bereits in diesem Monat abgeschlossen werden.

Für interessierte Bürger bietet TransnetBW eine kostenlose Hotline an: Unter Tel. 0800 / 38 04 70-1 oder unter dialognetzbau@transnetbw.de