„Schüler und Kollegen werden mir fehlen“, sagt Martin Klein, dennoch freut er sich auf den Ruhestand. Foto: Rapp-Hirrlinger - Rapp-Hirrlinger

40 Jahre im Schuldienst, neun Jahre Rektor der Albert-Schweitzer-Schule Denkendorf: Nun geht Martin Klein in den Ruhestand. Die Nachfolge steht noch nicht fest.

DenkendorfGanz gelassen und entspannt sitzt Martin Klein an seinem Schreibtisch in der Albert-Schweitzer-Schule (ASS). Seit 2009 ist er dort Rektor, jetzt geht der 62-Jährige nach 40 Jahren im Schuldienst in den Ruhestand.

„Es war eine erfüllte, gute und erfolgreiche Zeit“, zieht er Bilanz. Eine Zeit, in der an der ASS fast permanent Baumaßnahmen anstanden. Denn der Campus von Grund-, Haupt- und Realschule wurde in Kleins Zeit komplett saniert und umgestaltet. Auch ein neues Verwaltungsgebäude wurde gebaut. Das bedeutete unter anderem Unterricht in Containern und diverse Umzüge. „Natürlich mussten wir Kraft und Zeit aufbringen, waren aber in die Gestaltung einbezogen“, freut er sich. Dass er jetzt, so kurz nach Abschluss der Rundum-Sanierung seinen Hut nimmt, schmerzt ihn nicht. „Ich konnte diese wunderschöne neue Schule ja noch einige Zeit genießen.“ Besonders schön sei, dass durch die Bündelung der Verwaltung im Neubau jetzt das 45-köpfige Lehrerkollegium zusammengewachsen ist und sich nicht mehr in zwei separaten Lehrerzimmern in unterschiedlichen Gebäuden der Schule trifft.

Vorsitzender der Rektoren

Auch im Schulsystem gab es große Veränderungen. „Die schwierigste Situation war, als die Landesregierung alle Realschulen in Gemeinschaftsschulen umwandeln wollte“, sagt der Schulleiter. Er sei schon ein bisschen stolz, dass er als Vorsitzender der Realschul-Rektoren AG in Baden-Württemberg daran mitwirken konnte, die Realschulen zu retten. Auch an deren neuer Konzeption hat Klein mitgewirkt. An der ASS stieß er das musische Profil mit Gesangs- und Bläserklasse an, das heute besonderes Merkmal der Schule mit ihren gut 500 Schülern ist.

Intensiv hat man sich in Denkendorf mit der Gemeinschaftsschule beschäftigt, um sie letztlich für den Ort zu verwerfen. Heute ist die Realschule an der ASS begehrt. Rund 20 Prozent der Schüler kommen von außerhalb, erzählt er stolz. Klein schmerzt allerdings, dass mit diesem Schuljahr die Hauptschule ausläuft.

„Kein Schüler darf verloren gehen“, das ist sein Credo: „Leider ist mir das nicht ganz gelungen“, bedauert er. Viele ASS-Schüler schließen die Schule erfolgreich ab. Doch der eine oder andere schaffte den Abschluss nicht oder musste wegen eines Vergehens von der Schule verwiesen werden. Ein offenes Ohr für Schüler, Kollegium und Eltern war Klein wichtig. Deshalb stand seine Tür im Rektorat fast immer offen. Selbst die Kleinsten trauten sich, bei ihrem Rektor ihre Anliegen vorzubringen. „Es ist wichtig, alle am Schulleben Beteiligten bei der Frage mitzunehmen, wie sich eine Schule entwickelt“, betont er. Deshalb gibt es unter anderem alle vier Wochen einen Jour fixe mit dem Elternbeirat.

Mit Sorge hat er verfolgt, dass das Mobbing unter Schülern zugenommen hat. Sehr hilfreich sei, dass die ASS eine Schulsozialarbeiterin habe. Sie betreibe gemeinsam mit den Lehrern Vorbeugung. Der Pädagoge, der in Denkendorf aufgewachsen ist und dort immer noch lebt, ist gerne nah bei seinen Schülern. Und so hat er auch keine Berührungsängste, wenn er sie im Ort trifft. Auch im Freibad freue er sich, wenn sie ihm ein „Hallo“ entgegenriefen.

Gängelei von oben

Schulleiter zu sein, bedeutet viel Verwaltungsarbeit. Dennoch hat Klein, der Sport und Germanistik studiert hat, stets noch einige Stunden unterrichtet. „Geärgert hat mich, dass in den letzten Jahren durch die moderne EDV die Verwaltung nicht weniger, sondern mehr wurde und das Kultusministerium mehr Kontrolle ausübt.“ Es sei gut, bei Defiziten einzugreifen, aber permanente statistische Meldungen etwa über hitzefreie Tage empfindet er als „Gängelei“. Und so sagt Klein unumwunden: „Der Abschied fällt mir nicht schwer.“ Der frühe Tod seines Bruders vor einigen Jahren sei ein Weckruf gewesen. „Das Leben besteht aus mehr als Arbeit.“ Jetzt freut er sich darauf, dass der Wecker nicht mehr um sechs Uhr klingelt, er Zeit für Haus und Garten hat, und mit seiner Frau auch mal außerhalb der Ferien Urlaub machen kann. Sein Kreistagsmandat für die Freien Wähler wird Klein behalten. Dort ist er Sprecher im Schul- und Kulturausschuss. Etwas Wehmut schwingt beim Abschied doch mit: „Die Schüler und Kollegen werden mir fehlen“, räumt er ein. Und so werde er sich über eine Einladung zum Schulfest oder der Weihnachtsfeier freuen. Wer seine Nachfolge antritt, steht noch nicht fest.

Martin Klein wird am 20. Juli um 16.30 Uhr in der ASS feierlich verabschiedet.