Die Veranstalter haben das Festivalgelände liebevoll dekoriert. Das Zeltdach diente nur an einem Tag als Schutz gegen Regen. Fotos: Bail Quelle: Unbekannt

Von Petra Bail

Mit der furiosen Bühnenshow von „Planet Floyd“, der Pink-Floyd-Tribute-Band, ist das Aichwalder Goldgelb-Festival am Montagabend nach fünf grandiosen Konzerttagen zu Ende gegangen. In der Bilanz des alle zwei Jahre stattfindenden Musik-Marathons stehen unter dem Strich sieben hoch motivierte Bands und 28 000 Besucher auf dem Festival-Acker unter dem Krummhardter Wasserturm.

„Ein Regentag gehört dazu“, sagt Anita Geyer, Sprecherin des Kulturvereins Krummhardt, der das Festival veranstaltet. Der war am Freitag. Aus Sorge vor dem Sturm waren die Techniker in ständigem Kontakt mit dem Wetterdienst. Die Stimmung blieb dennoch super. Natürlich bringt so ein Festival die Helfergemeinschaft an ihre Grenzen. Wenig Schlaf, viel Arbeit - wie am Samstag und am Montag, als jeweils zwischen 6000 und mehr als 7000 Festivalbesucher den Acker fluteten.

Hans Hallwachs, Vorsitzender des Kulturvereins, lobte den großartigen Einsatz der 550 Helfer. Er zeigte sich überwältigt von der Besuchermasse am Montag, mit der niemand gerechnet hatte. Normalerweise ist der Abschluss ein Insidertreff für Musikfreaks. Doch dieses Mal zog es gut 7000 Gäste zu „Planet Floyd“ auf den Schurwald. „Ein schöneres Finale als heute kann man sich nicht vorstellen“, schwärmt Hallwachs.

Die Magie und der Mythos von „Pink Floyd“ wirken auch nach bald 50 Jahren noch. „Planet Floyd“ ist eine Coverband auf hohem Niveau. Mit ausgeklügelten Pink-Floyd-Arrangements zogen sie das Publikum hinein in die bombastisch-psychedelische Musikwelt. Mit pompösen, aber eigen interpretierten Coverversionen und einer aufwendigen Licht- und Videoshow erwiesen die neun Musiker aus Stuttgart und Heilbronn der legendären britischen Rockband, die mit Titeln wie „Wish You Were Here“ und „Another Brick In The Wall“ Musikgeschichte schrieb, die Ehre.

Videos auf der runden Leinwand

Es ist schwer, an ein Gesamtkunstwerk von Gigantomanen heranzukommen. Mit Unterstützung von viel Technik und mit eigens produzierten Videos auf der runden Leinwand schaffte es die Formation, der Legende mit ihrem teils monströsen Sound zu huldigen. „Die Sonne geht goldgelb unter und wir spielen ‚Shine On You Crazy Diamond‘“, frohlockte Sänger und Gitarrist Mario Gebhardt. Die rhythmisch synchronisierten Loops aus Geräuschen von Münzgeld läuten den Song „Money“ ein, der vom Publikum genauso begeistert aufgenommen wurde wie „In The Flash“ mit seinen rauen Riffs.

Am Sonntag waren alle auf „Grachmusikoff“ gespannt. Die Schwabenrocker gaben in Aichwald eines der letzten Konzerte ihrer langen Karriere. Die Band um die Zwillinge Alex und Georg Köberlein sowie Hansi Fink löst sich zum Jahresende nach fast 40 Bühnenjahren auf. Die alten Herren sind müde geworden. Davon war auf der Bühne allerdings nichts zu erkennen. Das Publikum ging nicht nur bei den alten Ohrwürmern wie „Rastaman“ und „Oiner isch emmer der Arsch“ begeistert mit. Auch neue Titel wie „Party im Hause Sonnenschein“ von der aktuellen CD kamen an.

Die Conference des oberschwäbischen Rock-Urgesteins Alex Köberle freute die Zuhörer. Nach dem Ausverkaufsmotto „Alles muss raus“ boten die Alt-Rocker aus Bad Schussenried CDs zum Schnäppchenpreis für fünf Euro. „Da fängt des Herz vom Schwob zom Pumpa an“, freute sich Köberlein. Das Konzert war eine Reminiszenz an eine Zeit, in der Handys und Internet keine Rolle spielten. Gemeinsam mit Bassist Paul Harrimann und dem Schlagzeuger Martin Mohr wurde der groovige Grachmusikoff-Sound beschworen: rhythmisch, rockig wie der wohl längste Titel der oberschwäbischen Musikgeschichte „Woisch no, wo dr Peschel Adam anno ‚62‘ em Schualhof von 13 Kerle Gosch voll griagt hod und nemme aufgstanda isch“.

Das Rahmenprogramm wurde laut Anita Geyer sehr gut angenommen. Jürgen Maier richtete am Sonntag mit seinem Oldtimerbus einen Shuttle zwischen den Schurwald Classics in Baltmannsweiler und der Oldtimer-Ausstellung beim Goldgelb-Festival ein. Der zum Schwoba-Rock passend formulierte „Fahrbla“ am Infostand sorgte für Heiterkeit: „von Haugairn noach Krommert zom Goldgelb über Baltemore, Weißer Stoi Oichschiaß ond Schabach“. Alles klar? Im Kontrast dazu stand das experimentelle Klangerlebnis des blutjungen Band-Projekts „Rigna Folk“. Die sympathische Mischung aus Neuem und Bewährtem, dabei ganz und gar unkommerziell, zeichnet das charmante Festival aus. Wo gibt’s das noch? Hoffentlich in zwei Jahren wieder unterm Wasserturm.