Die kleinen Zuschauer sind begeistert: Sie dürften die Steine ganz aus der Nähe betrachten – und die noch nicht umgefallenen Dominos selbst anstoßen. Foto: Eberle - Eberle

Der Verein TPT Domino hat am Freitag in die Sporthalle der Albert-Schweitzer-Schule nach Denkendorf geladen. In rund fünf Minuten waren fast alle 120 000 Dominosteine gefallen.

DenkendorfIn wenigen Minuten war alles vorbei, fast 120 000 Steine waren wie gewünscht und geplant gefallen. „Ich bin einfach erleichtert, glücklich und zufrieden“, sagte Virginia Hablitzel vom Verein TPT Domino. Zwei Wochen lang hat sie gemeinsam mit acht anderen Dominostein an Dominostein gereiht, eine Mauer mit Bild gebaut, komplizierte dreidimensionale Objekte errichtet und wunderbare Bilder gelegt. Zum großen Dominoevent hatte der Verein TPT Domino dann am frühen Freitagabend in die Sporthalle der Albert-Schweitzer-Schule nach Denkendorf geladen. In rund fünf Minuten waren alle 120 000 Steine gefallen – zumindest fast alle. „Aufbauen macht Spaß, braucht aber viel Geduld und Sitzfleisch“, so Hablitzel. Den richtigen Kick bringt dann dieses besondere Geräusch: „Wenn die Steine dann fallen und wenn alles funktioniert, ist das ein sehr schönes Gefühl“.

Kurz vor 18 Uhr lag Spannung in der Luft, denn eine kleine Unsicherheit, ob am Ende alles tatsächlich funktioniert wie geplant, gibt es immer. Dann tippte Denkendorfs Bürgermeister Ralf Barth den ersten Stein an. Und die Evolution entwickelte sich in rasendem Tempo vom Einzeller zum urzeitlichen Krebs über einen dreidimensionalen Dschungel, einen riesigen Dino und ein Mammut bis zum Homo Sapiens. Und mittendrin war ein riesiges Porträt von Charles Darwin platziert. Während die Steine fielen gab es immer wieder Szenenapplaus und am Ende einfach nur Glücksgefühle und Neugier bei den Besuchern, denn sie durften die Bilder jetzt aus der Nähe betrachten und Stehengebliebenes zum Einsturz bringen.

„Dass nicht alle Steine fallen, ist völlig normal“, bestätigte Tobias Demuth. Während des Aufbaus befürchte man immer, dass etwas umfalle und wenn es dann losgeht, „darf man endlich das Geräusch genießen“. Er hat zusammen mit zwei anderen auch in diesem Jahr die Idee entwickelt, mit Programmen die Bilder kreiert, dreidimensionale Objekte entworfen und den Legeplan für die einzelnen Bilder und die sie verbindenden Linien erstellt.

In den vergangenen Jahren hat der Verein zwei Weltrekorde geholt. 2016 legten zehn Aufbauer die größte Dominospirale der Welt mit knapp 85 000 Steinen, im Jahr darauf bauten fünf Leute mit knapp 150 000 Steinen die längste Dominomauer der Welt. Sie hatte eine Länge von 44 Metern und zeigte das Planetensystem.

Die Veranstaltungen wachsen

Nach eigenen Aussagen ist der Verein der erste Domino-Verein Deutschlands und ihr Event am Ende der Sommerferien das größte dieser Art in Baden-Württemberg. Gegründet hat sich der Verein im Jahr 2015, drei der Gründer gaben dem Verein TPT den Namen. Das waren Tobias Demuth, Philipp Schmidt und Tobias Weiß. Bereits 2009 haben sie ihre erste gemeinsame Aktion gestartet. Und die Events wurden jedes Jahr ein bisschen größer und spannender. In diesem Jahr haben die Aufbauer eine bekannte Geschichte in wundervollen Bildern erzählt und im Großen und Kleinen witzige und kreative Ideen entwickelt.

Derzeit nimmt der Verein hauptsächlich über veröffentlichte Filme bei dem Videoportal YouTube Geld ein. Über YouTube hat auch der 12 Jahre alte Niclau Kemper von dem Event in Denkendorf erfahren. Er ist mit seiner Mutter extra aus einer kleinen Stadt bei Rosenheim angereist, um das Event mitzuerleben. Er durfte selbst am Donnerstag noch etwas mithelfen und am Rand – außer Konkurrenz sozusagen – ein eigenes Bild gestalten: „Es sind professionelle Steine, die sind schwerer und haben exakte Kanten, da macht es einfach richtig Spaß.“ Besonders fasziniert ihn, „dass man nur einen Stein umschmeißt und dann passiert ganz viel“. Begeistert ist er in Denkendorf von allem: von dem Miteinander der Aufbauer, von den Möglichkeiten, von den Bildern. „Es war schön, das werde ich nie vergessen“, fasste Niclau zusammen.

Viele der Aufbauer sind durch den über mehrere Jahre hinweg medial inszenierten Domino-Day zu ihrem Hobby gekommen. „Das Glücksgefühl, das ich damals als Kind hatte, das möchte ich heute anderen Kindern schenken“, sagte Demuth. Natürlich werde es auch im nächsten Jahr ein Domino-Event geben. Weitere Aufbauer und Sponsoren seien jederzeit willkommen, so Demuth. Es gibt auch noch etwas Luft nach oben. In die Halle passen immerhin eine Million Steine.