Einige Häuser stehen nicht mehr. Und aus drei sind zwei Fahrspuren geworden - die „alte B 10“ in den 1990ern (links) und heute (rechts). Zur Orientierung: Der Blick geht von der Ecke Stuttgarter Straße/Hauptstraße Richtung Plochingen. Der Bäcker im linken Bild ist dem „Haus der Sinne“ im rechten Foto (graues Haus auf der linken Straßenseite) gewichen. Foto: Archiv EZ/Rudel Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Kaum zu glauben: Noch vor 30 Jahren endete die B 10 vor Reichenbach abrupt. „Ende der Ausbaustrecke“, sagte ein Schild dem Autofahrer, der in Folge auf die Querspange und dann durch die Gemeinde hindurch geleitet wurde. Erst 1989 ist die Bundesstraße weiter Richtung Göppingen verlängert worden. Für Reichenbach eine enorme Entlastung um täglich zehntausende Autos.

„Wenn es die B 10 nicht gäbe, hätten wir heute 50 000 Fahrzeuge im Ort“, verdeutlich Bürgermeister Bernhard Richter, der seine Gemeinde gar nicht anders kennt. Er hat sein Büro im Rathaus erst 1992 bezogen. Wie der Bürgermeister erklärt, fahren derzeit rund 15 000 Fahrzeuge täglich durch Reichenbach und 30 000 bis 40 000 außerorts über die Bundesstraße - gäbe es sie nicht, würden alle wie früher durch die 8000-Einwohner-Gemeinde fahren. Sie würde durch die stark befahrene Straße praktisch zerschnitten.

Unter Richters Regie hat sich seither allerdings auch innerorts viel verändert. Seit der Jahrtausendwende hat die Ortsmitte dank Landesfördermitteln für das Sanierungsgebiet Zentrum Süd städtebaulich ein neues Gesicht erhalten. Neben der Sanierung und dem Neubau von Gebäuden wie dem „Haus der Sinne“ ist die Gemeinde schließlich auch die „alte B 10“ angegangen: In der Ortsmitte zwischen Schiller- und Moltkestraße ist die Fahrbahn verengt und Tempolimit 30 eingeführt worden. Statt drei Autospuren gibt es nur noch zwei. Ein Kreisverkehr an der Einmündung zur Schillerstraße, Fußgängerampeln und Fahrradschutzstreifen zwingen die Fahrzeuge zusätzlich, langsam zu fahren. „Vorher sind die Autos schon mit hoher Geschwindigkeit reingefahren“, erinnert sich Bernhard Richter.

Da der Bund die „alte B 10“ auch außerorts zum Ausgleich zurückbauen musste, wird der Verkehr zusätzlich an den Ortsgrenzen verlangsamt. So wird dem Bürgermeister zufolge die Strecke durch Reichenbach hindurch für Pendler zunehmend unattraktiv. „Wobei wir auch viel Ziel- und Quellverkehr haben“, so Richter.

Der Ausbau der B 10 habe den Reichenbachern eine Wohn- und Aufenthaltsqualität gebracht, die bei Fortbestand nicht möglich gewesen wäre, resümiert der Schultes. Er verweist außerdem auf eine Verbesserung, die beinahe in Vergessenheit geraten ist: Mit der neuen Bundesstraße einhergegangen ist auch die Tiefer- und Verlegung der Fils. Seither hat dieser Fluss im Ort nicht mehr für Überschwemmung gesorgt. Allerdings ist Reichenbach durch seine anderen Gewässer weiterhin von Hochwasser betroffen.

Für die „alte B 10“ in Reichenbach ist das Ende der Fahnenstange auch noch nicht erreicht. Richtung Plochingen ist die Fahrbahn breit wie eh und je und zudem ein ziemlicher Flickenteppich. Hier plant die Gemeinde, die Straße mittelfristig zurückzubauen.

Vorher-NAchher-Reihe

Erinnern Sie sich noch, wie es früher vor Ihrer Haustür aussah? Wahrscheinlich nicht - man gewöhnt sich so schnell an das Neue. Deswegen stellt die EZ in loser Folge alte und aktuelle Fotos nebeneinander, von zentralen Orten im Kreis Esslingen, die sich stark verändert haben.