Angie und René Heinze haben das Kunstwerk geschaffen. Foto: Stotz - Stotz

Das an Kunstwerken reiche Lichtenwald ist um eine Skulptur reicher. Das Künstlerehepaar Angie und René Heinze hat eine „Perle der Erinnerung geschaffen“, die am nordwestlichen Rand des Ortsteils Thomashardt am Kunst- und Kulturrundweg enthültt wurde. Finanziert hat die Skulptur ein anonymer Spender.

LichtenwaldDer Kunst- und Kulturrundweg in Lichtenwald ist um eine glitzernde Perle reicher. Das Künstlerehepaar Angie und René Heinze hat in den vergangenen Monaten eine weitere Großskulptur geschaffen und der Gemeinde am Sonntag übergeben. Ein anonymer Spender hat die „Perle der Erinnerung“, eine mit fast 47 000 Glasplättchen belegte und mit handgearbeiteten vergoldeten Keramikaufsätzen verzierte Kugel mit einem Durchmesser von rund drei Metern, finanziert. Die Skulptur erinnert an die Schale eines Seeigels .

Die Szenerie der Übergabe des Kunstwerks glich einem kleinen Dorffest. Etwa 100 Besucher stapften über die verschneite Wiese am Rainweg an einer Wegkreuzung am nordwestlichen Rand des Ortsteils Thomashardt. Ein Pavillon war aufgebaut, Glühwein und Punsch dampften in den Bechern, etliche Besucher wärmten sich an Feuerschalen, Kinder tollten im Schnee herum, ein kleiner Chor und die Solistin Constanze Seitz sangen Lieder.

Prominent am Wegesrand steht die „Perle der Erinnerung“. Es bedurfte einiges an Zeit und einer gewissen Beharrlichkeit, bis der eigenwillige perlmuttartige Glanz der Glasplättchen und das Leuchten der 144 Goldaugen auf der Großskulptur ihre Wirkung entfalten konnte. Bürgermeister Ferdinand Rentschler erläuterte, dass Angie und René Heinze bereits vor eineinhalb Jahren mit einem Modell des Werks zu ihm gekommen waren. „Wie schon bei dem Kunstwerk „Augenblick“ am Höhenweg und beim Ammoniten am Bürgerzentrum hatte ein anonymer Gönner der Gemeinde eine Skulptur gespendet“, erzählte er. Den ursprünglichen Plan, mit der Skulptur den eher belanglos wirkenden Kreisverkehr am nördlichen Ortseingang von Thomashardt ästhetisch aufzuwerten und dort ein markantes Zeichen zu setzen, musste die Gemeinde verwerfen, da die Verkehrsbehörden starre Hindernisse auf Kreiseln nicht mehr genehmigen. Auch die folgende Suche nach anderen repräsentativen Plätzen am Ortseingang blieb erfolglos, da es sich um Privatgrund gehandelt hätte. Einen Alternativstandort im Nordwesten des Ortsteils lehnte das Landratsamt aus Gründen des Landschaftsschutzes ab.

Mit dem jetzigen Standort am Rainweg, auf einem gemeindeeigenen Grundstück sei nun eine „große Aufwertung für den Ort und tolle Ergänzung für den Kulturrundweg“ gelungen, schwärmte Rentschler. Dies bestätigte Angie Heinze, nicht zuletzt wegen des freien Sichtbezugs von der Skulptur zur Schwäbischen Alb, auf die sich das Werk inhaltlich direkt beziehe. „Vor 150 Millionen Jahren befand sich hier in der Gegend das schwäbische Meer. Dort lebte ein kleiner Seeigel, und dessen Versteinerung hat uns zu dieser Skulptur inspiriert“, erzählte sie.

Der Anblick dieses so alten Seeigels weise darauf hin, dass die Menschen auf einem Zeitstrahl leben. In der Rückschau „erkennen wir Erinnerungen, die wie auf einer Perlenkette gefädelt aufblitzen“. Leuchtende Momente, Kinder oder ein Lachen seien ebenso dabei wie Momente der Dunkelheit, des Abschiednehmens. „Das sind die Perlen der Erinnerung.“

Erinnerungen sind in das Innere der Skulptur eingearbeitet worden: ein Brief der Künstler an die Zukunft, eine Broschüre des Kulturrundwegs und ein Exemplar der Eßlinger Zeitung vom vergangenen Herbst. Erinnerungen haben auch zu einem bewegenden Moment am Rand der Feier geführt. Eine ältere Frau erzählte Angie Heinze, dass sie oft dort am Ortsrand mit ihrem Mann spazieren gegangen war und auf der Bank an dieser Wegkreuzung Platz genommen hatte, um auf die Alb zu schauen. Vor einiger Zeit war ihr Mann gestorben. „Jetzt habe ich gelesen, dass das Kunstwerk „Perle der Erinnerung“ heißt und ich habe gespürt, dass Sie das für mich geschaffen haben“, sagte sie und umarmte Angie Heinze.

Dieser Fingerzeig der emotionalen Kraft, die die Kunst entfalten kann,verdeutlichte den Künstlern, dass sie mit ihren Intentionen richtig lagen. „Diese Skulptur soll Zeuge einer Energie sein, der Kraft und des Muts, sich zu erinnern. Sich in die Vergangenheit und in die Zukunft zu erinnern, nämlich daran, das zu bewahren und zu lieben, was uns menschlich macht“, sagte Angie Heinze.