Das Abschlusslied „Ride the chariot“ singen der Folklorechor Plochingen und der Spiritual- und Folklorechor Baden-Baden gemeinsam. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Katja Eisenhardt

Es wurde augenblicklich still im voll besetzten Kirchenraum, als die ersten, noch leisen Töne aus dem hinteren Teil der Kirche erklangen. Langsam schritten die Gäste aus Baden-Baden nach vorn zum Altarraum. Je näher sie k amen, desto kraftvoller wurde der Klang. Der Spiritual- und Folklorechor unter der Leitung von Axel Schweikert begann das Benefizkonzert mit dem gesungenen Gebet „Ukuthula“ aus Südafrika. Instrumentell begleitet wurden die Sänger während ihres kompletten Programms ausschließlich von Thomas Schweikert an der Percussion. Mehr brauchte es nicht. Bei der Gospel-Gala des Folklorechors Plochingen und des Spiritual- und Folklorechors Baden-Baden, die zweimal hintereinander die katholische Kirche St. Konrad füllte, erlebte das Publikum eine musikalische Reise von Afrika bis Nordamerika.

Die vielschichtigen Stimmfarben der Baden-Badener fügten sich zu einem großen harmonischen Ganzen, das die Zuhörer vom ersten Moment an in seinen Bann zog und begeisterte. Seinen Gesang - ob getragen und besinnlich oder von einer mitreißenden Rhythmik geprägt - unterstrich der Chor mit darauf abgestimmten Choreografien. 2012 waren die Baden-Badener auf Konzertreise in Südafrika. Jetzt nahmen sie das Plochinger Publikum mit auf eine musikalische Reise auf den südlichen Kontinent, hin zu den Ursprüngen des Spiritual und Gospel, dessen spätere Entwicklung sich im anschließenden Programm des Plochinger Folklorechors mit Gospels aus Nordamerika widerspiegelte.

Die Gastgeberrolle hatte nicht nur der Folklorechor Plochingen unter der Leitung von Hans-Günther Driess, der seinerseits vor wenigen Wochen in Baden-Baden zu einem Benefizkonzert eingeladen war. Auch der Hausherr der katholischen Kirche St. Konrad, Pfarrer Bernhard Ascher, begrüßte das Publikum: „Musik ist Kraft und Hoffnung, sie kommt in anderen Tiefenschichten unserer Seele an als Worte allein. Sie werden heute bereichert nach Hause gehen.“

Einer der Höhepunkte des afrikanischen Konzertteils war „Senzenina“, eine Hymne der Hoffnung auf Befreiung von Diktatur und Apartheid. Solistin Magali Steiner sorgte mit ihrer beeindruckenden klaren Sopranstimme für Gänsehautmomente. Der lange Applaus sprach für sich. Mit dem traditionellen südafrikanischen „Hlonolo fatsa“, einem ausdrucksstarken, schwungvollen Titel, übergaben die Baden-Badener an die Gastgeber.

Getragen war deren Einzug in die Kirche mit dem intonierten Gebet „Holy is the lamb“, das auf der Bühne nach und nach an Volumen zunahm und den Kirchenraum schließlich gänzlich ausfüllte. Begleitet wurde der Chor von der Combo mit Steffen Fischer (Klavier, Keyboard im Wechsel oder parallel mit Chorleiter Hans-Günther Driess), Peter Windisch (E-Bass), Philipp Lang (Schlagzeug) und Aike Schütte (Alt-Saxophon). Die Gastgeber präsentierten sich gewohnt frisch, stimmlich kraftvoll und klanglich differenziert.

Im Gepäck hatte der Folklorechor ein abwechslungsreiches Programm von lyrischen, besinnlichen Liedern bis hin zu temperamentvollen Gospels. Elemente des Jazz und Swing sorgten für die mitreißende Rhythmik. Besonders beeindruckend waren bekannte Titel wie „Swing Low“, „He’s got the whole world“ oder „Oh happy day“ mit einer herausragenden Solistin Rita Zink. Sie sorgte mit ihrer ausdrucksstarken dunkel gefärbten Stimme und viel Emotion für Standing Ovations. Einen gelungenen „Dialog“ (Call-and-response) zwischen dem Chor und den Solisten Andrea Spiegel und Pascal Martens, erlebte das Publikum während des A-Capella-Stücks „Ezekiel saw the wheel“, das die alttestamentarische Geschichte des gleichnamigen Propheten erzählt.

Für den krönenden Abschluss eines rundum gelungenen Konzerts sorgten beide Chöre gemeinsam mit „Ride the Chariot“. Der Erlös der Konzerte kommt der Renovierung der katholischen Kirche St. Johann auf dem Stumpenhof zugute.