Projektleiter Peter Bartholot, selbst Informatiker, erklärt Felicia und Kathrin (von links), wie sie mit Playmobil und einem Tablet samt entsprechender App ihren individuellen Slow-Motion-Film gestalten können. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Programmieren schon im Grundschulalter? In Altbach werden in einer AG und am Aktionstag „Hour of Code“ Schüler, Lehrer und Eltern an die digitalen Medien herangeführt.

AltbachKathrin und Felicia (beide sieben Jahre) sind hoch konzentriert bei der Arbeit: Immer wieder verändert Kathrin die Position der Playmobilpiraten ein klein wenig, Felicia drückt dann am Tablet auf den Auslöser, um ein Bild von der Szene zu machen. „Das wird dann am Ende unser eigener Film“, erklären die Erstklässlerinnen stolz, „es geht um Piraten, die eine Schatztruhe geklaut und versteckt haben. Der, dem sie gehört, will sie sich jetzt zurückholen. Schau, da kommt er mit dem Boot angefahren.“ Der so entstehende Slow-Motion-Film ist eine der Stationen des Projekts „Hour of Code“, das am Nikolaustag in der Grundschule Altbach stattfand. Schüler lernen auf spielerische Art und Weise das Programmieren. 60 Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse haben teilgenommen – manche gemeinsam mit ihren Geschwistern und Eltern. „Das ‚Hour of Code’-Projekt findet weltweit jährlich in der zweiten Dezemberwoche statt“, erklärt Peter Bartholot. Zum vierten Mal in Folge leitet der Informatiker die „Hour of Code“ an der Altbacher Grundschule, die auch sein Sohn Ben besucht. „Wir sind bislang noch die einzige Grundschule in Baden-Württemberg, die an der weltweiten Aktion teilnimmt.“

Vor fünf Jahren hat der Vater die Denkwerkstatt-AG an der Altbacher Grundschule ins Leben gerufen. Ebenfalls mit im Team ist hier Thomas Kintzel, der von Beruf Softwareentwickler ist. In der AG geht es um die Förderung des Wissens für Logikverständnis, Kreativität und der Problemlösungskompetenz im Bereich der Informatik. Die Grundschule Altbach hat sich dabei zum Ziel gesetzt, allen Schülern, Eltern, Lehrern und Mitbürgern den Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang ist die Teilnahme an der „Hour of Code“-Aktion entstanden. „Man kann damit nicht früh genug anfangen, denn die Technik entwickelt sich heutzutage einfach sehr schnell und beständig weiter“, so Bartholot. Die Kinder sollen ein Verständnis dafür entwickeln, die Entstehung der Programme begreifen lernen, sodass sie sensibilisiert werden für den richtigen Umgang mit den digitalen Inhalten – ob nun am Smartphone oder am PC.

Mit Unterstützung von Thomas Kintzel und Lehrerin Carolin Scholz testen Antonin (8) und Kerem (10) das Programm „Lego WeDo“. Hier gilt es zunächst, nach Anleitung eine Legofigur zu bauen – im Falle der Jungs einen Affen. Dieser ist mit einem kleinen Motor ausgestattet und mit dem Laptop verbunden. „Hier programmieren wir den Affen dann so, dass er sich bewegt“, erklärt Antonin. „Bei dem Programm gilt es, selbst kreativ zu werden, etwa bei der Kombination einer Bewegungsabfolge für die Figur“, so Thomas Kintzel.

Im Nebenraum sitzt die neunjährige Lia gemeinsam mit ihrer Mutter Gabriele Meirich vor dem Computer und lässt gerade eine Katze, ein Einhorn und einen Roboter zu den Klängen von Sia’s „Cheap Thrills“ tanzen. Tanzparty heißt die Programmier-Software. „Das macht wirklich Spaß, da muss man verschiedene Aufgaben lösen. Zum Beispiel die Farbe für den Hintergrund oder den Tanzstil einstellen. Das wird nach und nach dann immer schwieriger“, erklärt Lia. „Ich finde das auf jeden Fall sinnvoll, dass die Kinder auf die Art und Weise frühzeitig einen Einblick in die Materie bekommen“, findet Gabriele Meirich.

Das sieht auch Daniela Glockner so, die mit Sohn Elias (7) bereits zum zweiten Mal teilnimmt: „Durch das selbstständige Ausprobieren bekommt man für die Programme und Spiele ein ganz anderes Verständnis. So lernen die Kinder rechtzeitig, die Angebote einzuschätzen, werden dafür sensibilisiert und fallen dann zum Beispiel auch nicht auf die ganzen kostenpflichtigen Spiele herein.“

„Das logische Denken und der richtige Umgang mit den Medien wird durch das eigenständige Programmieren gefördert“, so Schulleiterin Uschi Stein, „man kann mit ganz einfachen Aufgaben starten, die dann Schritt für Schritt immer ausgeklügelter werden. Auch wir Lehrer wurden von Peter Bartholot schon geschult.“ Der zweite Medienraum der Schule in Kombination mit der Bibliothek sei neu seit diesem Schuljahr dazugekommen. In zwei Räumen stehen aktuell insgesamt neun Laptops und 13 Computer zur Verfügung. Die PCs werden regelmäßig im Unterricht eingesetzt.