(red) - Die Auszubildenden in der Schreiner-Innung Esslingen-Nürtingen arbeiten derzeit an ihren Gesellenstücken. Zu ihnen gehört Farid Jafari. Er hat sich in der Schreinerei Mäckle in Plochingen weit mehr vorgenommen, als er muss. Eine Tür und eine Schublade sind Vorschrift. Doch wie will man damit ein schönes Möbelstück gestalten? Das Sideboard von Farid Jafari hat zwei Türen und vier Schubladen und wird ganz genau auf Gehrung gearbeitet. Seine Spanplatten werden mit Echtholzfunier aus Eiche funiert, 0,6 Millimeter dünn. Die einzelnen Funierstreifen hat Farid Jafari mit einer Maschine so sorgfältig und später unsichtbar vernäht, dass das Bild der Maserung über die gesamte Front ohne Unterbrechung durchgeht. Für die Gehrungskanten hat er massive Vierkanthölzer aus Eiche umgeleimt, am fertigen Sideboard ist später nichts mehr vom Innern der Spanplatte zu sehen.

Die Griffe der Schubladen werden weiß lackiert. Der Rest wird mit Klarlack lackiert, geschliffen und dann nochmals lackiert. „Das ist so glatt wie ein Kinderpopo“, sagt der Chef. Er gab nur Anregungen, das gesamte Design ist vom Auszubildenden, er hat es von Hand gezeichnet. Reinhard Mäckle ist mit vielen verschiedenen Maschinen bestens ausgestattet, allerdings ohne CNC. Er hat aber dafür gesorgt, dass Farid Jafari dank Extrakursen auch mit dieser Technik umgehen kann. Die von den Prüfern abgenommene Zeichnung trägt einen Stempel, spätere Änderungen sind tabu. Die Einhaltung der Maße wird bei der Bewertung überprüft.

Reinhard Mäckle hat seinen Auszubildenden vor fünf Jahren bei einem Praktikum kennengelernt. Als Farid Jafari sich später bewarb, hat er ihn sofort eingestellt: „Ich habe nie Bedenken gehabt, er hatte sogar einen Vorsprung.“ Denn er hat in Afghanistan im Schreinerbetrieb seiner Familie gearbeitet. „Bei uns wurde meist Fichte verarbeitet, für Möbel und Türen“, erzählt er. „Küchen wurden aus MDF-Platten hergestellt, oder aus Fichte massiv“. Die Maschinen waren teils kombiniert, so gab es die Kreissäge, Langlochbohrmaschine und den Hobel in einem.

Seit vier Wochen weiß Farid Jafari, dass er dauerhaft in Deutschland bleiben darf, nach seiner Ausbildung bleibt er bei der Schreinerei Mäckle. Bereits seit dem zweiten Lehrjahr war er bei jedem Auftrag dabei, von maßgefertigten Möbeln für Schlafzimmer, Flur oder Bad bis zur kompletten Küche. Die Schreinerei zählt dann weiterhin ganze drei Mitarbeiter: den Chef, seine Frau und Farid Jafari. Doch ab September wagt Reinhard Mäckle eine Verdopplung. Dann bildet er gleichzeitig drei Auszubildende aus, einer davon ist sein eigener Sohn.

Heute werden die Gesellenstücke bewertet und eine Jury wählt die Stücke für den Wettbewerb „Gestaltete Gesellenstücke 2017“ aus. Morgen sind sie von 10 bis 16 Uhr in der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen (Kanalstraße 29) ausgestellt und sind auch auf www.schreiner-es-nt.de zu sehen.