Auf der einen Seite Freude über den Ruhestand, auf der anderen Freude über das neue Amt (von links): der scheidende Bürgermeister Wolfgang Benignus mit seiner Frau Ingrid und sein Nachfolger Martin Funk mit seiner Verlobten Anna Lovre. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Von Peter Dietrich
Zwei wichtige Nachrichten gab es bei der Amtseinführung von Altbachs Bürgermeister Martin Funk in der voll besetzten Gemeindehalle erst ganz zum Schluss: Er und seine Lebensgefährtin Anne Lovre haben sich über die Weihnachtstage verlobt und sie haben inzwischen in Altbach ihr künftiges Zuhause gefunden. Das war kurz vor dem Stück „My Way“ des Musikvereins. In der gleichen Veranstaltung wurde Funks Vorgänger Wolfgang Benignus verabschiedet.

Bei der Dauer der Feier hatte sich der stellvertretende Bürgermeister Mathias Lipp (UWV) leicht verschätzt: Er sagte zwei Stunden und 28 Minuten voraus, es waren vier Minuten weniger. Richtig lag er mit der Erwartung einer vollen Gemeindehalle und zahlreichen Vertretern aus der Politik wie acht amtierenden Bürgermeistern. Helmut Maschler (CDU) übernahm als dienstältester Gemeinderat - er ist seit 22 Jahren im Gremium - Funks Verpflichtung auf sein Amt. Dafür war er extra aus dem Urlaub eingeflogen und flog am Tag darauf wieder zurück.

Wolfgang Benignus sei zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle aktiv geworden, sagte Mathias Lipp in seiner Ansprache. Er sei ständig präsent und ansprechbar gewesen, habe Weichen und gestellt und dicke Bretter gebohrt. Dem Gemeinderat sei er stets ein fairer, offener, berechenbarer und zuverlässiger Partner gewesen. „Wenn Sie doch einmal in einer Entscheidung falsch lagen, dann konnten Sie das auch eingestehen.“ Den Einzug ins neue Rathaus hätte er Benignus noch gegönnt - selbst wenn sich die UWV-Fraktion, der Lipp angehört, gegen das Bauprojekt ausgesprochen hatte.

Landrat Heinz Eininger erinnerte ebenfalls an die dicken Bretter, die ein Bürgermeister bohren muss, und erinnerte daran, wie Benignus in Altbach für eine gute Infrastruktur gesorgt hat. Als Dank überreichte er ihm die goldene Landkreismedaille. Bei seinem Nachfolger lobte er, wie zurückhaltend er sich im EZ-Interview geäußert habe. „Bevor man sich aus dem Fenster lehnen kann, muss man zuerst einmal im Rathaus einziehen.“ Er empfahl Funk für die Teamarbeit „eine gute Mischung aus Machenlassen und Führen.“

Bürgermeister müsse man mit Haut und Haaren sein, sagte Plochingens Bürgermeister Frank Buß, mit dem Funk im Gemeindeverwaltungsverband zusammenarbeiten wird. Mit dem Wechsel in die größere Kommune müsse Funk nun seine Arbeitsweise ändern, müsse loslassen, delegieren, kommunizieren und Vertrauen erwerben. Als Präsent hatte Buß - dicke Bretter zum Dritten - den obligatorischen langen Bohrer dabei.

Feuerwehrkommandant Tobias Herlein hatte für „Altbach 1 a.D.“ als Erinnerung eine auf einem Wandbrett montierte Spritze mitgebracht, dazu drei Feuerwehrmalbücher für den schon vorhandenen und die bald erwarteten weiteren zwei Enkel. Benignus freute sich drauf, „wenn die ganze Nachbarschaft vor Neid erblasst, wenn ich die an meinen Gartenschlauch anschließe“. Der neue Bürgermeister Martin Funk hört noch nicht auf den Feuerwehrruf „Altbach 1“. Herlein betonte: „Das ist ein Titel, den muss man sich erarbeiten.“ Erarbeiten muss sich Funk, so Helmut Maschler, auch das Prädikat „Schultes“. „Dazu gehört Persönlichkeit, ein persönliches Standing, mordsmäßig viel Geschick und Umsichtigkeit im Umgang mit den Bürgern, mit Gemeinderäten, mit Verhandlungspartnern und Mitarbeitern.“

„Dir gehört mein größter Dank“, sagte Benignus zu seiner Frau Ingrid, die ihm zugleich Begleitung, Katalysator, Blitzableiter und Botin der Bevölkerung war. „Ich glaube, wir haben zu Altbach gepasst und Altbach zu uns.“ Sein Nachfolger Martin Funk dankte Benignus für die schönen Aufgaben gleich zu Beginn, also ein neues Rathaus und ein großes Baugebiet. Die Bürger bat er: „Wenn Sie der Schuh drückt, lassen Sie es mich wissen. Ich will allen die Hand reichen, auch denen, die nicht für mich gestimmt haben.“