Auf dem Roten Teppich stellt sich das Jugendfilmteam zum Siegerfoto auf. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Dass die Schule sich einfach in Luft auflöst, wünscht sich so mancher Schüler. 16 Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 6 bis 9 der Denkendorfer Albert-Schweitzer-Schule setzten dieses Thema so gekonnt in Szene, dass die Jury ihnen den Jugendfilmpreis Baden-Württemberg verlieh. Den mit 300 Euro dotierten Preis für den Film „Ein Streich mit Folgen“ gewannen sie in der Kategorie „Beste Ensembleleistung“. Das erfolgreiche Filmteam freut sich nun gemeinsam mit Eltern, Schulleitung und Lehrern über den „schwäbischen Oscar“.

Schulsozialarbeiterin Birgit Schmidt hatte das Filmprojekt angestoßen. „Die Schüler waren Feuer und Flamme.“ Da aber weder die technische Ausstattung noch das entsprechende Knowhow vorhanden waren, engagierte sie die Profi-Kamerafrau Melina Frommann. Der Förderverein der Schule übernahm die Kosten. Dafür bedankte sich die Crew mit einem selbst zubereiteten Essen.

Demokratisch wurde das Thema ausgewählt und auch die Aufgaben wurden so verteilt: Schauspielrollen, Regie, Kamera, Requisite, Ton, Beleuchtung und Sound - jeder fand seinen Platz. In Kleingruppen entstand das Drehbuch, das Melina Frommann so überarbeitete, dass es stimmig war. Von März bis Juli hat das Team am Projekt gearbeitet, fast ausschließlich außerhalb der Schulzeiten.

Entstanden ist ein spannendes Mystery-Abenteuer, in dem Schüler auf unterschiedliche Weise erreichen wollen, dass die Schule ausfällt. Dabei werden sie in den Katakomben der Schule gefangen und begegnen dort dem Schüler Jonas, der durch das Hantieren mit Chemikalien unsichtbar geworden ist. Lediglich seine Base-Cap geistert durch die dunklen Flure. Schließlich gelingt die Flucht aus dem düsteren Keller. Jonas‘ „Erfahrungen“ macht sich die Gruppe zunutze, um am Ende die ganze Schule verschwinden zu lassen.

Es war ein hartes Stück Arbeit, bis die neun Filmminuten im Kasten waren. „Ich hätte nicht gedacht, dass man dafür so lange arbeiten muss“, gesteht Nick Harfmann aus der 9a. „Es war anstrengend, Szenen immer wieder zu drehen und mit verschiedenen Kameraeinstellungen“, erzählt Sophia Gese (9b), die eine Hauptrolle spielte. Ihr Klassenkamerad Matti Schwarz, der hinter der Kamera agierte, fand es zuweilen „nervig, dass man alles zig Mal aufnehmen musste“. Doch insgesamt habe es riesigen Spaß gemacht, sind sie sich einig. Alle drei hatten durch Musicalaufführungen schon Bühnenerfahrung.

Gedreht wurde viel im Heizungskeller der Schule. Dort sei es heiß und stickig gewesen, erzählt Schmidt. Umso mehr freut sie sich, dass das Team immer vollzählig und engagiert zur Stelle war. Auch an Wochenenden wurde klaglos am Set gearbeitet. Zuweilen halfen andere Schüler als Komparsen aus, einmal schlüpfte in einer kurzen Szene ein zufällig vorbeikommender Vater spontan in die Rolle des Hausmeisters.

Der tollste Moment sei gewesen, als sie den Film zum ersten Mal komplett sehen durften, erzählt Sophia. Erst nach der Fertigstellung kam die Idee, ihn für den Jugendfilmpreis einzureichen. Die Konkurrenz war groß: Etwa 80 Bewerbungen seien eingegangen. Dass die Denkendorfer für die beste Ensembleleistung ausgezeichnet wurden, freut die Sozialarbeiterin besonders: „Schließlich ging es darum, in Teamarbeit etwas zu schaffen und als Gruppe zusammenzuwachsen.“

„Ein Paradebeispiel für Teamwork und Freude am Filmemachen“ attestiert die Jury den Nachwuchsfilmern. Schon die erste Szene lasse den Zuschauer zu einem Teil der Gruppe werden und nehme ihn fortan mit auf das kleine Abenteuer. „Der Film versteht es, mit gut gesetzten Pointen und bissigen Dialogen die Dynamik der Gruppe aufleben zu lassen“, loben die Juroren.

Nach der Auszeichnung, die im Metropol-Kino in Stuttgart übergeben wurde, überlegt Birgit Schmidt, den Film auch für den Deutschen Jugendfilmpreis 2018 einzureichen. Irgendwann soll der Film auch auf der Internetseite der Schule zu sehen sein.