Um den Verletzten schonend zu bergen, müssen die Feuerwehrleute zuerst die Türholme durchschneiden, damit das Dach abgenommen werden kann. Foto: Zimmermann Quelle: Unbekannt

Bei ihrem zweiten Feuerwehrtag zeigten die Altbacher Floriansjünger gestern, wie im Zusammenspiel mit dem Deutschen Roten Kreuz ein „Verletzter“ mit Hydraulikschere und -spreizer aus einem Auto befreit wird. Was Alltag auf Deutschlands Straßen ist, das betrachten rund 200 Besucher aus nächster Nähe. Tobias Herlein, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Altbach, und DRK-Einsatzleiter Thomas Gehringer erklärten jeden Schritt der Einsatzkräfte.

Von Martin Zimmermann

Krachend bohrt sich der Radlader in den weißen Kombi auf dem Schulhof. Aus dem Publikum sucht der Kommandant Freiwillige, die den Unfall an die Einsatzleitstelle melden sollen. Zwei junge Mädels melden sich und sie wissen, dass man die 112 wählen muss. „Hallo, hier ist ein Unfall passiert“, melden sie der Leitstelle. „Wo?“, will der Mann am anderen Ende der Leitung wissen. „In Altbach, an der Schule - da ist ein Radlader in ein Auto geboxt!“ Für die Leitstelle reicht diese Information und schon kurze Zeit später sind das DRK und die Feuerwehr mit ihrem „Allrounder für technische Hilfeleistung“, einem HLF 20, zur Stelle. Das Fahrzeug ist mit allem ausgestattet, was die Wehr zur technischen Hilfeleistung braucht: Vom einfachen Gerät, um eine Haustüre zu öffnen bis hin zu hydraulischen Werkzeugen, um Menschen aus Fahrzeugen zu bergen.

Doch bevor Scheren und Zangen zum Einsatz kommen, muss das DRK klären, wie es um den Verletzten steht. Die Feuerwehr sorgt deshalb zuerst dafür, dass Ersthelfer oder Notarzt in das Auto und damit an den Verletzten rankommen und feststellen, wie es ihm geht. „Davon hängt es ab, wie wir vorgehen, um die Person zu bergen“, erklärt Kommandant Herlein: „Schnell oder schonend.“ Weil die Ersthelfer Rückenverletzungen nicht ausschließen, muss der Verletzte schonend geborgen werden. Für die sieben Feuerwehrleute beginnt nun eine schweißtreibende Arbeit: Schnell werden die Scheiben des Autos entfernt, dann Schere und Spreizer angesetzt. Sie fressen sich mit rund vier Tonnen Kraft durch die Türholmen - dennoch dauert es knapp eine halbe Stunde, bis alle Holme „geknackt“ sind und das Dach abgenommen werden kann. Während der ganzen Zeit wird der Verletzte von einem DRK-Helfer betreut, Infusionen gelegt, die Person überwacht und beruhigt, wie Gehringer erklärt: „Schließlich erlebt das ein Mensch ja nicht alle Tage.“ Mit einer Spezialtrage wird der Verletzte dann geborgen. Ein beeindrucktes Publikum spendet den Akteuren auf dem Schulhof großen Beifall.

„Das ist schon unglaublich, was die leisten“, stellt ein älterer Besucher fest. Der Kommandant der Altbacher Wehr nutzt die Gelegenheit, um nach der Schauübung um Verstärkung für seine Truppe zu werben. 35 aktive Feuerwehrleute leisten ihren ehrenamtlichen Dienst in der Altbacher Wehr - aber nur vier davon arbeiten auch in Altbach und können schnell zur Stelle sein, wenn tagsüber Alarm ausgelöst wird. „Natürlich helfen uns in solchen Situationen andere Feuerwehren aus der Umgebung, aber wir würden uns über jeden freuen, der sich entschließt, bei uns aktiv zu werden“, betont er.

Im vergangenen Jahr musste die Wehr rund 40 Mal ausrücken und war 1488 Stunden im Einsatz. Außerdem wurden 742 Übungsstunden geleistet - ehrenamtlicher Einsatz, den man nicht hoch genug schätzen kann, wie Altbachs Bürgermeister Wolfgang Benignus betont. Auf Nachwuchs von unten kann die Wehr durchaus bauen: Zwölf Jugendliche sind in der Jugendwehr aktiv. Und dass die Jüngsten der Altbacher Floriansjünger schon einiges drauf haben, beweisen sie mit einem Löschangriff auf ein brennendes Auto. In kürzester Zeit war der Brand unter Kontrolle und die Jugendwehr freute sich über kräftigen Beifall.