Die Einmündung Franziska-/Heumadener Straße sei durch den Umbau für Fußgänger noch gefährlicher geworden, kritisieren Eltern. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

„Wir stoßen bei der Stadt zwar immer auf gewisses Verständnis, aber unterm Strich haben wir bisher nichts erreicht.“ Christian Sichel fühlt sich, als würde er gegen Windmühlen kämpfen. Sein Vorwurf: Im Kemnater Baugebiet Grund II und III werde viel zu wenig für die Verkehrssicherheit getan. Sichels Sorge gilt vor allem den Kindern. Damit ist der zweifache Familienvater nicht allein: Auch viele andere Eltern beklagen seit langem die Untätigkeit der Stadt Ostfildern. Und wenn etwas getan werde, laufe es in die falsche Richtung. Als Beispiel nennt Christian Sichel den Umbau der Einmündung Franziskastraße/Heumadener Straße. Statt die Situation zu verbessern, habe man mit dem vergrößerten Kurvenradius für die Schulkinder alles noch unübersichtlicher gemacht. „Das ist ein Schildbürgerstreich“, schimpft Sichel.

Im Oktober 2016 hatten sich Sichel und seine Frau im Namen vieler Eltern mit einem offenen Brief an die Stadt gewandt. Bereits vor der Bebauung des Gebietes Grund III habe man darum gebeten, im Bereich der Baugebiete einschließlich der Franziskastraße eine verkehrsberuhigte Zone einzurichten oder Tempo 20 anzuordnen, genauso wie in der Eberhard-, in der Rosen- oder der Neidlinger- straße in Kemnat. Doch sei nichts passiert. Inzwischen sei aber die Zahl der Kinder wie auch die Zahl der Verkehrsbewegungen stark gestiegen.

Einige Wochen später kam die Antwort von Ostfilderns Baubürgermeisterin Monika Bader. Verkehrsberuhigte Bereiche, im Volksmund Spielstraße genannt, könne man nur ausweisen, wenn dies die bauliche Situation zulasse. Die Franziskastraße sei von Anfang an als Erschließungsstraße konzipiert gewesen. Da sie einen Gehweg habe, könne man unterscheiden zwischen den Bereichen für Fußgänger und motorisierten Verkehr, so die Baubürgermeisterin. Die Straße vermittle nicht Eindruck, „dass die Aufenthaltsfunktion überwiegt und der Fahrzeugverkehr lediglich eine untergeordnete Bedeutung hat“.

Eine Tempo-20-Zone, wie von den Eltern gefordert, könne man in Betracht ziehen. Jedoch sei in reinen Wohngebieten Tempo 30 üblich. Und damit genüge man „in aller Regel auch den Sicherheitsbedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer“. Dies entspreche den Erfahrungen in anderen, ähnlichen Wohngebieten in Ostfildern. Laut Bader ist „eine konkrete besondere Gefährdungslage, die eine weitere Reduzierung des zulässigen Tempos in der Franziskastraße erforderlich macht, derzeit nicht erkennbar“. Im restlichen Wohngebiet sei eine Mischfläche, sprich ein verkehrsberuhigter Bereich, vorgesehen. Bevor dieser als solcher gekennzeichnet werde, müssten alle Erschließungsarbeiten und Hochbau-Projekte abgeschlossen sein. Das könne aber noch bis zu zwei Jahre dauern.

„Zu schnell sind oft die Anlieger“

Im Übrigen weist die Bürgermeisterin darauf hin, dass es im „Grund“ als abgeschlossenem Wohngebiet keinen Durchgangsverkehr gebe. Erfahrungen aus andere Gebieten zeigten, dass in aller Regel nicht die Besucher, sondern die Anlieger selbst oftmals zu schnell fahren. Mit dieser Antwort geben sich die Eltern nicht zufrieden. Die Verkehrsplanung sei einfach nicht auf Familien mit Kindern eingestellt, wirft Sichel der Stadt vor. „Da ist zu wenig Gestaltungswille vorhanden.“ Auf kommunaler Ebene solle man doch versuchen, die Menschen vor Ort möglichst stark einzubinden. Genauso sieht es Tina Fröschle, die mit ihrer Familie seit 2014 hier wohnt. „Die Stadt zieht sich da aus der Verantwortung.“ Unzufrieden ist man darüber, dass man bei der Verbindung zur Neidlinger Straße auf Metallbügel als Bremsen verzichtet hat, nur weil die Fahrrradlobby dies abgelehnt habe. Auch Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer hätte man mit den Bügeln eine unnötige Barriere in den Weg gestellt, so Bader. Als völlig misslungen bewerten die Eltern den erwähnten Umbau der Einmündung Franziska-/Heumadener Straße. Man habe die Situation sogar noch verschärft, so Fröschle. Denn die vielen Kinder, die die Einfahrt auf ihrem Weg zur Schule überquerten, hätten nun bis zur anderen Straßenseite eine längere Distanz zu gehen. Die Kreuzung sei höchst unübersichtlich. Die Situation an der Stelle sei einfach „historisch gewachsen“, so die Bürgermeisterin. Auch sie sei damit nicht glücklich. Deswegen werde es noch mal einen Vor-Ort-Termin mit den Verkehrsbehörden geben. Es gebe zudem Überlegungen, die Kinder auf anderen Wegen zur Schule zu lotsen.