Mehr als 40 Spieler haben bei einem Turnier den Sommer ausklingen lassen. Auch wenn es keinen Schiri gab, ging es fair zu. Foto: Eisenhardt Quelle: Unbekannt

Hochdorf - Ohne Schiri, ohne Abseits, dafür mit jeder Menge Spaß: Beim internationalen Fußballfest der Hochdorfer Flüchtlingshilfe wird nach Straßenfußballmanier gekickt. Etwa 40 junge Männer aus Afrika und Syrien haben am Freitag wieder bewiesen, dass dennoch Fairness an erster Stelle steht. Das Turnier ist Abschluss eines Sommerferienprogramms, bei dem Flüchtlinge Kindern ihre Art zu spielen beibringen.

Von Katja Eisenhardt

Das Spielfeld ist 40 auf 20 Meter groß. Abgesteckt hat es Organisator Paul Zinßer kurzerhand mit alten ausrangierten Kickstiefeln der Hochdorfer Fußball-Jugend, die er noch zuhause im Keller hatte: „Da sind sogar welche von 1950 dabei. Ich war früher Jugendleiter. Immer wieder mussten die Schuhe ausgewechselt werden. Da hab ich die alten einfach mal aufgehoben, kann man ja immer mal wieder brauchen“, meint Zinßer und lacht. Und an diesem Nachmittag kommen sie dann tatsächlich wieder zum Einsatz beim internationalen Fußballfest, bei dem hauptsächlich Flüchtlinge mitspielen. Gekickt wird nach Straßenfußball-Manier, sprich: „Ohne Abseits, ohne Schiri, den gibt’s in Afrika auch nicht, wenn sie auf der Straße kicken und es funktioniert“, weiß Zinßer. Da passen auch die Schuhe statt weißer Linien ins Bild.

Seit 1949 wird in Hochdorf Fußball gespielt. Ins Leben gerufen wurde die Abteilung des TVH von Zinßers Onkel Kurt Mühlhäuser. Paul Zinßer hat selbst seit seiner Jugend in Hochdorf gekickt, die Leidenschaft für den Sport hat er bis heute beibehalten. Einmal pro Woche trainiert er die AC Inter Kicker aus dem Hochdorfer Bergdorf. Seine Jungs - darunter hauptsächlich Fußballer aus Gambia - sind an diesem Freitagnachmittag beim internationalen Fußballfest mit von der Partie. Veranstaltet wird es von der Gemeinde, durchgeführt vom Freundeskreis Flüchtlingshilfe in Kooperation mit dem Jugendhaus Skunk.

„Angemeldet haben sich sechs Mannschaften aus Reichenbach und Hochdorf mit über 40 Spielern, darunter hauptsächlich afrikanische Teams und eine syrische Gruppe“, erklärt Paul Zinßer beim Blick auf seinen Spielplan. 15 Partien sind angesetzt, à zehn Minuten, bis jeder einmal gegen jeden gespielt hat.

Der Spaß am Spiel stehe ganz klar im Vordergrund, wenngleich natürlich schon auch ein wenig Ehrgeiz mitspiele, so viele Tore wie möglich zu schießen. Fünf Spieler treten pro Mannschaft gegeneinander an, am Spielfeldrand warten die Wechselspieler. Auf dem Rasen geht es durchweg fair und sehr motiviert zur Sache. Das können die Sanitäter des DRK Hochdorf bestätigen: „Außer einer Packung Eis für den ein oder anderen wurde unsere Hilfe seither nicht benötigt, das läuft hier alles sehr fair ab“, bestätigt Christoph Schwarz.

Dass beim Fußballfest allein Teams bestehend aus Flüchtlingen teilnehmen, habe sich so ergeben: „Wir hatten alle eingeladen, mitzumachen, zum Beispiel Teams von Firmen, Familien oder Vereinen. Da hat sich jetzt aber keiner angemeldet. Auch von den Kindern sind leider nur wenige gekommen“, so Zinßer. Während der Sommerferien haben die afrikanischen Fußballer gemeinsam mit allen interessierten Kindern einmal pro Woche gespielt und ihnen den Straßenfußball näher gebracht. Das Fußballfest sei nun der Abschluss des Sommertrainings.

Gewonnen hat am Ende das Reichenbacher Team „Hamburg“ rund um Gruppenleiter Mario, den zweiten Platz belegte die Mannschaft um Teamleiter John von den Hochdorfer AC Inter Kickern. Beide Teams freuten sich riesig über ihren Preis - für die Erstplatzierten gab es einen Bayern München Fußball, inklusive aufgedruckter Spielerunterschriften, einen neuen Fußball für die Zweitplatzierten und Erdnüsse für alle anderen - „denn da sind besonders unsere afrikanischen Kicker immer ganz wild darauf. Erdnüsse sind eines der Hauptexport-Produkte von Gambia“, erklärt Paul Zinßer.