Das Ehepaar hatte das Rauschgift unter anderem in einer Kaffeemaschine in ihrer Wohnung versteckt. Foto: dpa - dpa

Ein italienisches Ehepaar aus Plochingen ist vor dem Landgericht Stuttgart wegen des Handels mit Kokain angeklagt.

StuttgartSie brauchen keine Angst haben, der Kopf bleibt dran“, sagte der Vorsitzende Richter zur Angeklagten, die ziemlich aufgewühlt wirkte. Als die 49-jährige Mutter von vier Kindern und ihr erheblich jüngerer zweiter Ehemann in Handschellen in den Verhandlungssaal geführt wurden, flossen bei den Angehörigen Tränen. Das italienische Ehepaar aus Plochingen ist vor dem Landgericht Stuttgart wegen gemeinschaftlichen und gewerblichen Handels mit Betäubungsmittel in 19 Fällen angeklagt. Dabei soll auch der 25-jährige Sohn der Angeklagten aus erster Ehe, der gesondert verfolgt wird, beteiligt gewesen sein.

Von April bis Juni sollen die Angeklagten im Umfeld ihrer Wohnung, aber auch in einer Schrebergartenanlage in Deizisau und an einer Tankstelle in Aichwald hochwertiges Kokain für 70 bis 100 Euro pro Gramm verkauft haben. Sie sollen das Rauschgift unter anderem in einer Kaffeemaschine in ihrer Wohnung versteckt haben. Anfang Juli fuhr das Ehepaar in die Niederlande, die Polizei fand dann in ihrem Auto 500 Gramm Kokain in einem extra angefertigten Hohlraum unter der Mittelkonsole, knapp 100 Gramm Marihuana in der Mulde unter dem Ersatzrad im Kofferraum und knapp 90 Gramm Haschisch, berichtete die Oberstaatsanwältin.

Der 36-jährige Gerüstbauer sagte am ersten Verhandlungstag, seit dem Tod seines Vaters vor sieben Jahren konsumiere er selbst Kokain: „Um abzuschalten und Kraft zu schöpfen“. Nach einer Privatinsolvenz im Jahr 2015 habe sich der Konsum gesteigert bis er schließlich mittags während der Arbeit ein bis zwei Gramm geschnupft habe. Um seine Sucht zu finanzieren, habe er mit dem Drogenhandel angefangen. Seine Frau habe irgendwann gemerkt, dass er abhängig sei. Die Oberstaatsanwältin glaubte jedoch nicht an die Geschichte von der eigenen Sucht. Der Angeklagte habe sie in der Verhandlung zum ersten Mal angesprochen und während des gesamten Ermittlungsverfahrens nie erwähnt.

„Meine Frau hat mich aus Liebe unterstützt“, ließ der Italiener anschließend seinen Verteidiger eine vorbereitete Erklärung verlesen. Darin heißt es weiter: Ende April habe der Angeklagte in der Nähe von Koblenz 80 Gramm Kokain von einem Lieferanten erworben, die Hälfte selbst verbraucht und den Rest mit Gewinn im Bekanntenkreis verkauft. Mitte Mai habe es ein Treffen in Plochingen gegeben. Nachdem er dem Lieferanten, dessen Namen er nicht nennen wollte, dessen Auto aus Gefälligkeit auf seinen Namen umgemeldet habe, habe er 20 Gramm Kokain umsonst und weitere 100 Gramm zu einem günstigen Preis erhalten. Man sei auch im Juli zunächst nach Holland gefahren, das Treffen habe aber wieder in der Nähe von Koblenz auf einem Rastplatz stattgefunden. Der Dealer habe 500 Gramm Kokain und 100 Gramm Marihuana aus einem zuvor geplatzten Geschäft teilweise auf Kommissionsbasis angeboten.

„Ich habe aus Liebe zu meinem Ehemann mitgemacht“, ließ die Angeklagte von ihrem Verteidiger erklären. Da ihr Mann keinen Führerschein habe, sei sie gefahren. Und die Handys, mit denen die verfänglichen Gespräche geführt worden sind, liefen nur wegen der Privatinsolvenz auf den Namen der 49-jährigen. Die Reinigungskraft bezeichne ihren Ehemann als „meinen Löwen“, der immer bestimmt habe, wo es lang geht. Bei dem letzten Geschäft habe sich die Angeklagte darüber hinaus bei der Tankstelle aufgehalten und daher gar nicht mitbekommen, dass es ein Versteck unter der Mittelkonsole gab.

Der Prozess wird am 26. November fortgesetzt .