Ulrich (links) und sein Sohn Roman Krieger diskutieren gerne auch mal kontrovers über kommunalpolitische Themen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Seit 20 Jahren sitzt Ulrich Krieger für die Freien Wähler im Gemeinderat. Vor fünf Jahren wurde sein Sohn Roman auf der SPD-Liste ins Gremium gewählt. Im Rat streiten sich sich die beiden auch mal. Einig sind sie sich, dass Neuhausen eine spannende Gemeinde mit großem Zukunftspotenzial ist.

Neuhausen Dass sich sein Vater im Gemeinderat von Neuhausen engagiert, fand Roman Krieger schon immer toll. Vor fünf Jahren hat sich der damals 19-Jährige dann entschlossen, selbst zu kandidieren – allerdings auf der Liste der Sozialdemokraten. Ulrich Krieger ist seit 20 Jahren für die Freien Wähler im Gremium vertreten. Der Finanzbeamte und Vorsitzende des Turn- und Sportvereins Neuhausen hat viele große kommunalpolitische Projekte mit auf den Weg gebracht, darunter die Sanierung des Schlossplatzes und des Oberen Schlosses.

Das hat den Sohn motiviert, auch selbst die Kommunalpolitik in seinem Heimatort mitzugestalten. Roman Krieger studiert in Ludwigsburg an der Verwaltungshochschule. „Durch die Gemeinderatsarbeit lerne ich da viel für die Praxis“, findet der wortgewandte Student. Weil er in den vergangenen fünf Jahren manches über die Strukturen einer Kommune mitbekommen habe, sei er da gegenüber anderen Studierenden im Vorteil. Beim Praktikum in der Gemeinde Aichwald lernte er auch die andere Seite kennen. „Gerade wir jungen Leute müssen unsere Zukunft doch mitgestalten“, ist der Student überzeugt. Er wundert sich, dass nur vergleichsweise wenige seiner Altersgenossen den Mut oder die Energie hätten, für den Gemeinderat oder für den Kreistag zu kandidieren. Da will er Vorbild sein, andere begeistern und jetzt auch die Werbetrommel rühren, dass junge Leute zur Wahl gehen. „Zeitaufwändig ist so ein Amt schon, aber die Erfahrung ist unschätzbar wichtig.“

Das findet auch der Umsatzsteuerprüfer Ulrich Krieger, der im Hauptberuf beim Finanzamt Esslingen tätig ist. Über die Zukunft der Gemeinde mit zu entscheiden, das findet der TSV-Chef eine spannende Herausforderung. Kürzlich wurde er für 20 Jahre Gemeinderatsarbeit mit der Ehrennadel des Gemeindetags Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die Vorbereitung der Sitzungen mache sehr viel Arbeit, da müsse man sehr diszipliniert sein. „Etliche Stunden verbringe ich am Schreibtisch und arbeite mich ein.“ Dazu kommt die Leitung des mitgliederstärksten Vereins in Neuhausen. Dass das auch mit dem Job und der Familie unter einen Hut zu bringen ist, hat der 63-Jährige seinem Sohn vorgelebt. Er ist stolz, dass dieser auf politischem Parkett in seine Fußstapfen getreten ist.

Gibt es denn in der Familie manchmal Zwist, weil Vater und Sohn in gerennten Fraktionen sitzen? „Der Roman war schon immer ein Sozi“, verrät Mutter Uschi Krieger und lacht. Seit seinem Schülerpraktikum bei der einstigen SPD-Bundestagsabgeordneten Karin Roth habe ihr Sohn sich für die Partei interessiert. Die Politikerin hat den engagierten Jungen früh gefördert und ihm Mut gemacht, sich in der Partei zu engagieren. „Streit gibt es deshalb bei uns aber nicht“, sagt Ulrich Krieger, ganz im Gegenteil. Er findet es spannend, mit seinem Sohn kontrovers über ein Thema zu diskutieren, das die Gemeinde betrifft. Den Streit lassen die beiden aber meist im Ratssaal. „Daheim haben wir andere Themen, über die wir uns austauschen.“

Seine umfassenden Kenntnisse in der Finanzverwaltung helfen Ulrich Krieger dabei, das komplexe Haushaltsgefüge einer Kommune zu verstehen und besser abschätzen zu können, was machbar ist und was nicht. Ganz in die Politik zu gehen, kam für den Familienvater aber nie in Frage. Nach dem Realschulabschluss absolvierte Sohn Roman eine Ausbildung zum Automobilkaufmann. Damals machte das dem kommunikativen Jugendlichen großen Spaß. Nebenbei aber drückte er die Schulbank und holte die Fachhochschulreife nach. Den 24-Jährigen reizt es, politische Verantwortung zu tragen. Deshalb hat er sich für das Studium in Ludwigsburg entschieden, das auch viele Verwaltungschefs absolviert haben. Als Beisitzer ist Krieger auch im SPD-Kreisverband Esslingen aktiv.

Ihren unermüdlichen Einsatz für politische Ziele und ihre Überzeugungskraft haben die zwei Kriegers gemein, da sind sich Vater und Sohn sehr ähnlich. Beide sprühen vor Energie. Mit ihrer offenen Art und mit sachlichen Argumenten können sie Menschen mitreißen. Als aktiver Sportler kämpft Ulrich Krieger derzeit vehement dafür, dass sich für die Sportstätten in Neuhausen eine gute, zukunftsfähige Lösung findet. Sohn Roman stand im Sommer mit dem Theaterverein auf der Freilichtbühne vor dem Oberen Schloss.

An der Hochschule in Ludwigsburg nutzt der engagierte Jungpolitiker jede Möglichkeit, seinen Horizont zu weiten. Dazu gehören auch Praktika im Ausland. In Indonesien hat er mehrere Wochen lang dabei geholfen, den Menschen dort den Aufbau neuer Verwaltungsstrukturen zu vermitteln. „Die Kommunalpolitik im größeren Zusammenhang sehen“ möchten Ulrich und Roman Krieger. Neuhausen ist für sie nicht nur ihre Heimat, sondern eine spannende, zukunftsfähige Kommune. „Dass wir so schnell wachsen, ist eine Herausforderung für uns Kommunalpolitiker“, findet Ulrich Krieger. Da gelte es, die Infrastruktur anzupassen. „Wir haben die Chance, die Filder so mitzugestalten, dass sie lebenswert bleiben“, sagt Roman Krieger. Besonders begeistert es ihn, den Prozess der Bürgerbeteiligung als Gemeinderat zu begleiten. „In Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern bekomme ich viele Anregungen.“ Dass sie gerne in dem katholisch geprägten Ort leben, steht für die Kriegers außer Frage. Neuhausen mit seinem regen Vereinsleben sei „eine ganz besondere Gemeinde“.

In dieser Serie stellt die EZ Gemeinderäte und -rätinnen sowie Kreisräte und -rätinnen aus verschiedenen Gemeinden vor. Sehr junge Ratsmitglieder, sehr erfahrene Räte, Personen mit unterschiedlichsten Erfahrungshorizonten.

Kandidaten zu den Gemeinderatswahlen im Kreis Esslingen finden Sie im Wahlportal der Eßlinger Zeitung unter https://wahlen.esslinger-zeitung.de