Die Arbeit in Kennenburg macht den Studenten sichtlich Freude.  Foto: oh - oh

Von Prem Kumar Arjunan und Saiprathap Kanamaneni

Einmal pro Woche machten sich die Studenten der Graduate School der Hochschule Esslingen im vergangenen Semester auf den Weg ins Geriatrische Zentrum nach Esslingen-Kennenburg, um sich für das Projekt „Leuchtturm“ ehrenamtlich zu engagieren. Sie besuchten die Bewohner des Zentrums und halfen gut gelaunt, die älteren Menschen auf ihren Zimmern abzuholen und zum Sonntagskaffee zu bringen. Dort halfen die Studenten aus Indien, Bolivien oder Kanada, Kaffee zu servieren. Manchmal präsentierten sie auch ihre Länder und Kulturen und kamen dabei mit den Bewohnern ins Gespräch.

Das Projekt, das die Studenten „Leuchtturm“ nennen, entstand spontan. „Einige indische Studenten kamen auf mich zu und erzählten mir von einem sozialen Projekt in Indien“, sagt Patrizia Grillo, die Lehrbeauftragte für Deutsch als Fremdsprache an der Hochschule Esslingen, die das Projekt betreut. Die Studenten erzählten von sozialen Projekten, in denen junge Leute alte oder blinde Menschen besuchen, um ihnen vorzulesen und Gesellschaft zu leisten. „Die Studenten haben mich darauf angesprochen und gefragt, ob ich helfen könnte, ein solches Vorhaben zu initiieren“, meint Grillo. Sie habe dann Silke Köhler, die Koordinatorin für das Ehrenamt im Geriatrischen Zentrum Kennenburg, kontaktiert. Köhler war von dem Vorschlag sofort begeistert. Das Projekt „Leuchtturm“ war geboren.

„Etwas zurückgeben“

Cecilia Alarcon Villarroel, eine Studentin aus Bolivien, erzählt, warum sie mitmacht: „Wir sind in Esslingen sehr freundlich aufgenommen worden. Deshalb möchten wir etwas zurückgeben.“ Man wolle nicht nur studieren und sich später als sehr gut ausgebildete Fachkräfte für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen, sondern auch sozial engagieren. „Wir unterstützen das Projekt, weil es die sozialen Kompetenzen unserer Studenten fördert“, sagt Michael Flad, Prodekan an der Graduate School. Es komme zu einem kulturellen Austausch. „Unsere Studenten sind international und ideal für dieses Engagement“, erklärt Flad. „Sie bringen viele Eigenschaften mit, die dafür benötigt werden.“

Und auch die Heimleiterin des Geriatrischen Zentrums ist begeistert: „Das Ehrenamt ist uns sehr wichtig, weil wir Menschen brauchen, die bei uns neue Impulse setzen“, erklärt Sabine Kutschus. Und das stimmt. Beim Stadtteilfest jodelten die Heimbewohner gemeinsam mit den Studenten im Chor. Es wurde geschunkelt, gegessen und gesprochen, und alle hatten viel Spaß. Die Studenten sind sich einig: Sie würden das Leuchtturm-Projekt gerne im nächsten Semester den nächsten Studenten übergeben.

Saiprathap Kanamaneni und Prem Kumar Arjunan kommen beide aus Indien. Sie studieren an der Hochschule Esslingen (HE) im Studiengang Master of Business Administration (MBA) und nehmen im Rahmen der Vorlesung „Deutsch als Fremdsprache“ am EZ-Projekt „Zeitung in der Schule“ teil.

Europa wird immer bunter und mehrsprachiger. Im Landkreis Esslingen leben Menschen aus 132 Nationen, viele davon auch in Denkendorf. In der Grundschule der Albert-Schweitzer-Schule hat der professionelle bilinguale Unterricht längst Einzug gehalten - eine junge Referendarin sorgt dabei für frischen Wind.

Gut ausgebildete Referendare legen die Grundlagen für eine nachhaltige, lebenslange und konstruktive Auseinandersetzung mit Mehrsprachigkeit. Dieses Wissen eignen sich die angehenden Lehrer am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Nürtingen an. In der bilingualen Lehrerausbildung wird ein Ausbildungsprogramm mit Auslandsaufenthalt in den USA angeboten. Den Austausch mit den Schools of Education an US-Universitäten gibt es seit 2010. „Die Teilnehmer sollen dadurch ihre interkulturellen Kompetenzen vertiefen, ihre Sprachkenntnisse erweitern und sich mit Diversity und Inklusion auseinandersetzen“, erklärt Manfred Kupper, Seminarschulrat am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Grundschule) in Nürtingen. Die angehenden Lehrer erhielten tiefe Einblicke in ein anderes Schul- und Ausbildungssystem und besuchen eine Schule in Buffalo.

„Ich konnte meine Teaching Skills durch Hospitationen und Auswertungsgespräche erweitern“, erzählt Meike Lehrmayer, Referendarin für bilingualen Unterricht an der Albert-Schweitzer-Schule. Die junge Frau hatte ihren Grundschülern von ihrer bevorstehenden Reise erzählt. Die Kinder haben daraufhin kleine Briefe für die amerikanischen Schüler in englischer Sprache verfasst. „Wir haben gemeinsam überlegt, wie solche Briefe aussehen könnten und was man schreiben könnte“, sagt Lehrmayer. Es entstanden schöne Texte über ihre Familien, ihre Hobbys, ihre Schule und über Deutschland. Die deutschen Kinder schrieben auch über ihre Lieblingsessen, -farben, -tiere und -schulfächer. „Es ist erstaunlich, was unsere Grundschüler in nur einem Schuljahr im Englischunterricht gelernt haben“, meint Schulleiter Martin Klein nach einem Unterrichtsbesuch. „Die amerikanischen Kinder haben sich sehr über die Briefe aus Deutschland und über das Gruß-Video gefreut“, berichtet Lehrmayer.

Die Referendarin empfiehlt den Auslandsaufenthalt in Amerika: „Man kann nur gewinnen. Es ist eine einmalige Chance, eine amerikanische Schule kennenzulernen. In den USA ist es sehr schwierig, ein Praktikum an einer Schule zu machen. Diese Chance muss man einfach nutzen. Ich habe viele neue Ideen für meinen Englischunterricht und authentisches Material bekommen.“

Teilnehmen können alle Lehramtsanwärter, sofern sie ausreichende Sprachkenntnisse in der Zielsprache Englisch besitzen. Ebenso muss man bereit sein, Verantwortung als Organisator und Ansprechpartner für Studenten, die den Schulamtsbezirk Nürtingen besuchen, zu übernehmen. In der Regel können fünf Lehramtsanwärter am Austauschprojekt teilnehmen.