Catharina Jule Weiß Foto: Wunderl/oh - Wunderl/oh

Catharina Jule Weiß hat es im Rollstuhlbasketball bis in die Nationalmannschaft gebracht. Jetzt trainiert die junge Sportlerin von den MTV Stuttgart Wheelers für die Teilnahme an den Paralympics 2020 in Tokio.

Esslingen/Stuttgart In allen wettkampfmäßig ausgeführten Sportarten gibt es Menschen, die aus der Masse der Sporttreibenden herausragen, sei es wegen ihrer besonderen Begabungen, sei es wegen ihres ausgeprägten Ehrgeizes, häufig aber auch wegen einer Kombination aus beidem. In unserer Rollstuhlbasketballmannschaft, den MTV Stuttgart Wheelers, macht eine junge Frau mit, die es in einer männerdominierten Sportart geschafft hat, sich zu behaupten. Inzwischen hat sie es sogar zur Nationalspielerin gebracht: Catharina Jule Weiß. Wie sie das erreicht hat und wie Sport, Schule und Privatleben zu vereinbaren sind, wollte Florian Lushaj von ihr wissen. Er ist Schüler der Klasse 9a (Bildungsgang Werkrealschule) an der Rohräckerschule Esslingen.

Sitzt du wie ich schon immer im Rollstuhl?
Nein, ich hatte Krebs, als ich zwei Monate alt war, und seitdem sitze ich im Rollstuhl.

Wie bist du zum Rollstuhlbasketball gekommen?
Beim MTV Stuttgart gab es eine Rookie- Gruppe, also Anfänger. Wir sind immer zusammen Handbike gefahren, und da hatten mir Leute erzählt, dass sie Rollstuhlbasketball spielen und in ein Jugendtraining gehen. Dann hab ich mir gedacht, dass ich das auch mal ausprobieren möchte. 2012 hab ich dann richtig mit Basketball begonnen.

Wie ist es als Frau in einem eher von Männern dominierten Sport?
Ich denke, das hat bei uns keine große Relevanz. Im Vergleich zu Männern spielen aber wenige Frauen Rollstuhl-Basketball.

Würdest du lieber mit Frauen spielen?
Ich spiele gerne mit Männern zusammen. In der Nationalmannschaft spiele ich ja sowieso mit Frauen zusammen.

Wie oft trainierst du in der Woche?
Zwei- bis dreimal. Zusätzlich mache ich zweimal die Woche Krafttraining.

Du spielst in der Nationalmannschaft und in zwei verschiedenen Vereinen. Wie bringst du Sport, Schule und dein Privatleben unter einen Hut?
Das ist nicht immer ganz einfach, doch es geht mit einem guten Zeitmanagement.

Empfindest du deine Sportart als Leistungssport?
Ja, aufgrund des hohen zeitlichen Aufwands durch wöchentliches Training und die Trainingslager.

Spürst du Leistungsdruck? Und wenn ja: Wie kommst du damit zurecht?
Leistungsdruck ist spätestens dann gegeben, wenn man in einer hohen Liga spielt oder international. Ich finde es nicht immer einfach, mit dem Leistungsdruck umzugehen. Doch mit der Zeit lernt man Mittel und Wege, damit klar zu kommen.

Was macht man bei Nationalmannschaftslehrgängen?
Man hat einen geregelten Tagesablauf. In den Trainingseinheiten befasst man sich mit verschiedenen Schwerpunkten in Offense und Defense.

Als Mitglied der Nationalmannschaft kommt man sicherlich auch in der Welt herum. Wo warst du denn schon überall?
Man kommt viel herum, aber das heißt leider nicht zwangsläufig, dass man auch viel sieht. Ich war bereits auf Lanzarote, Teneriffa, in England und in Australien mit der Nationalmannschaft.

Wie klappt das Reisen im Rollstuhl?
In der Regel ohne Komplikationen.

Was sind deine sportlichen Ziele?
Dieses Jahr bin ich im Kader für die Europameisterschaft in Rotterdam, hierbei müssen wir das Halbfinale erreichen, um uns für die Paralympics 2020 in Tokio zu qualifizieren. Wenn wir uns qualifizieren, haben wir im Januar 2020 ein Selection Camp bei dem der Zwölfer-Kader für Tokio benannt wird. Mein Ziel ist, bei den Paralympics zu spielen.

Das Interview führte Florian Lushaj.