Schulleiter Martin Klein ist mit den bisherigen Erfahrungen der Internationalen Klasse an seiner Schule sehr zufrieden. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Die Ämter und Schulen im Landkreis Esslingen sind von der Flüchtlingswelle überrannt worden. Alle mussten sich zunächst auf die Kinder und Jugendlichen, die aus Krisen- und Kriegsgebieten hierher kommen, einstellen. Das Schulamt richtete im Dezember 2015 an der Albert-Schweitzer-Schule in Denkendorf eine Internationale Vorbereitungsklasse (VKL) für die Sekundarstufe ein. Nach mehr als einem Jahr zieht der Schulleiter Martin Klein für das Projekt „Zeitung in der Schule“ eine erste Bilanz.

Wie viele Schüler gab es im vergangenen Schuljahr an Ihrer Schule und wie viele davon waren in der Internationalen Klasse, um dort Deutsch zu lernen?

Klein: Wir hatten 509 Schüler, und 22 davon besuchten die Internationale Klasse der ASS.

Wann wurde die Internationale Klasse bei Ihnen eingerichtet?

Klein:Die Internationale Klasse wurde am 1. Dezember 2015 eingerichtet und hatte zunächst sieben Schüler aus Süd- und Osteuropa. Die Kriegsflüchtlinge kamen später.

Wann kamen denn die ersten Kriegsflüchtlinge an die ASS?

Klein: Im März 2016 kamen die ersten Flüchtlinge, und wir wussten alle nicht, was uns erwarten würde, denn uns war klar, dass viele Schüler traumatisiert sein würden.

Aus welchen Ländern kommen die Schüler der Internationalen Klasse?

Klein: Die jungen Leute sind aus Afghanistan, Syrien, Kroatien, Bulgarien, Mazedonien, Russland, dem Irak, Nigeria und Somalia zu uns hierher gekommen.

Machen die Flüchtlinge an Ihrer Schule Ärger? Das wird ja von vielen Menschen befürchtet.

Klein: Nein, zum Glück machen unsere Flüchtlinge keinen Ärger. Für unsere Schule kann Entwarnung gegeben werden. Die Schüler benehmen sich anständig, sind höflich und lernen eifrig Deutsch. Sie haben sich gut eingelebt. Sie machen beim Deutschlernen sehr große Fortschritte. Bereits nach einem halben Jahr wechselten neun Schüler, darunter drei minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aus Afghanistan, in die Regelklasse der Hauptschule. Und sie gehören nun auch dort zur Klassenspitze.

Gab es wirklich noch keine Konflikte mit den jungen Flüchtlingen?

Klein: Nein, und das ist wirklich nicht schöngeredet. Es gab bisher keinerlei Konflikte, und das freut uns natürlich sehr. Das ganze Kollegium hat die Klassenlehrerin dieser Klasse bei der Integration unterstützt. Unser Schulkonzept für die Internationale Klasse geht auf, und das freut uns alle sehr.

Wie funktioniert die Integration von internationalen Schülern und Flüchtlingen an Ihrer Schule?

Klein: Die Integration der Flüchtlinge wird einerseits durch den Unterricht erreicht und andererseits auch dadurch, dass die Flüchtlinge am Schulfest und anderen schulinternen Aktionen teilnehmen. Ferner gibt es klassenübergreifende integrative Maßnahmen wie zum Beispiel einen gemeinsamen Sportunterricht, gemeinsames Frühstücken, Theaterbesuche mit anderen Klassen und Hospitationen. Das alles wird auch von der Schulsozialarbeiterin Birgit Schmidt und dem Jugendhaus Fokus in Denkendorf unterstützt und begleitet. Am Schulfest hat die Internationale Klasse zum Beispiel gezeigt, welches Potenzial in ihr steckt. Die Schüler präsentierten ein „sprechendes Klassenzimmer“. Da wurde in zehn verschiedenen Sprachen vorgelesen. Die Schüler dieser Klasse sprechen zusammen 20 Sprachen. Gerade in diesem Schuljahr hat die Klasse einen Preis gewonnen. Sie nahm am Wettbewerb „Unser mehrsprachiges Klassenzimmer“ des Schulamtes Esslingen-Nürtingen teil und gehörte zu einer der vier Gewinnerklassen.

Wie viele Schüler waren im vergangenen Schuljahr in der Internationalen Klasse der ASS?

Klein: Das kann man gar nicht so einfach beantworten, denn aus der Vorbereitungsklasse wechseln viele Schüler - auch während des Schuljahres - in eine Regelklasse. Neue Schüler rücken dann meistens umgehend nach. Nur sehr wenige Schüler verlassen die Internationale Klasse, weil sie umziehen.

Können Sie uns Zahlen zu Ihrer Internationalen Klasse nennen?

Klein: Selbstverständlich. Insgesamt sind wir bei 40 Schülern, die im Laufe des Schuljahres 2016/2017 in der Internationalen Klasse unterrichtet worden sind, angelangt. Fünf Schüler sind umgezogen, 13 Schüler konnten bereits im Verlauf des Schuljahres in eine Regelklasse wechseln. Am Schuljahresende waren noch 22 Schüler in der Klasse - einige von ihnen werden ebenfalls in die Regelklassen wechseln.

Bereichert die Internationale Klasse Ihre Schule?

Klein: Jeder Schüler und jede Schülerin in dieser Klasse ist zunächst eine Bereicherung, auch Schüler aus dem europäischen und außereuropäischen Raum. Wir warten jetzt mal ab, wie sich die Internationalen Schüler weiter an unserer Schule entwickeln, aber ich blicke positiv in die Zukunft.

Mohsen Hosseini, der dieses Interview geführt hat, kommt aus Afghanistan und hat im vergangenen Schuljahr die achte Klasse der Werkrealschule an der Albert-Schweitzer-Schule in Denkendorf besucht.