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In den vergangenen Jahrzehnten stieg die Zahl der Asthmadiagnosen bei Kindern bedenklich an. Verantwortlich gemacht wurden hierfür die steigenden Belastungen mit Feinstaub und veränderte Lebensumstände.

In Deutschland ist etwa jedes zehnte Kind betroffen, wobei die Lebenszeitprävalenz bei etwa 10% liegt, mehr als zwei Drittel erkranken bereits im fünften Lebensjahr oder noch früher. Jungen sind dabei bis zu doppelt so 
anfällig wie Mädchen. Die korrekte Diagnostik im Kindesalter ist nicht in jedem Fall simpel, sodass Diskussionen über die Korrektheit der statistischen Erhebungen beginnen.

Falsche Diagnosen als Grund für den Anstieg?

Eine Studie aus den Niederlanden wirft die Frage auf, ob Asthma bei Kindern tatsächlich häufiger 
auftritt oder ob es nur vermehrt fälschlicherweise diagnostiziert wird. Typische Symptome für eine Asthmaerkrankung wie Husten oder Kurzatmigkeit können genauso gut auf eine andere Erkrankung der Atemwege hindeuten. Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, wird eine sogenannte Spirometrie empfohlen. Dieses international empfohlene Diagnoseverfahren zur Feststellung von Asthma misst den Widerstand der Lunge und die Atemfähigkeit eines Patienten. Der notwendige Test wurde jedoch laut den holländischen Wissenschaftlern lediglich bei jedem sechsten Kind durchgeführt. Eine fundierte Diagnose ist aufgrund des einheitlichen Testverfahrens daher nicht gegeben.

Die Symptome von Asthma können nach Schweregraden eingeteilt werden. Die bis 2008 gültige Einteilung stützte sich beispielsweise auf Faktoren wie Lungenfunktion, Atemnot und nächtliche Beschwerden. Seit 2009 wird der Fokus jedoch nicht mehr auf die Symptomatik, sondern auf die notwendigen Kontrollmechanismen gelegt. Gerade bei Kindern ist es wichtig auf die Kontrollierbarkeit der Symptome zu achten. Die Art der Beschwerden allein kann schnell zu einer Fehldiagnose führen. So leidet etwa jedes zweite Kind bis zum sechsten Lebensjahr an einer chronisch obstruktiven Bronchitis, die zwar ein erstes Anzeichen für die Entwicklung einer Asthma-Erkrankung sein kann, aber nicht muss.

Diagnose-Verfahren bei kindlichem Asthma

Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, muss der Patient Atemtests mithilfe von verschiedenen Messgeräten durchführen. Es ist entsprechend eine aktive Mitarbeit des Betroffenen notwendig, der in diesem Ausmaß nicht in jedem Kindesalter geleistet werden kann. Entsprechend kann sich die Diagnose kompliziert gestalten.

Zunächst wird der Arzt eine körperliche Untersuchung und Befragung des Kindes durchführen, um 
sich ein umfassendes Bild von der Symptomatik und möglichen Auslösern machen zu können. Besonderer Fokus wird dabei auf die vorherrschenden Allergien und familiäre Vorbelastungen gelegt. Das Abhören der Lungen- und Brustgeräusche ergänzt diese vorläufige Untersuchung. Insbesondere pfeifende oder brummende Geräusche deuten auf eine Erkrankung hin. Für eine eindeutige Diagnose ist dies jedoch nicht ausreichend. Bei Babys und Kleinkindern muss sich der Arzt auf diese Anamnese und weitere Beobachtung des Symptomverlaufs verlassen. Die meisten Atemtests sind nicht geeignet, lediglich eine Ganzkörperplethysmographie kann in Frage kommen.

Ganzkörperplethysmographie: Die Ganzkörperplethysmographie sowie andere Lungenfunktionstests sind für ältere Kinder durchaus geeignet. Bei der Ganzkörperplethysmographie werden der Druck in den Lungenbläschen, der Atemwegwiderstand und das Luftvolumen beim normalen sowie maximalen Ausatmen bestimmt. Hierfür befindet sich der Patient in einer geschlossenen Glaskammer, in der Druckschwankungen erzeugt werden.

Lungenfunktionsprüfung oder Spirometrie: Das Atemvolumen und der Atemwiderstand des Patienten werden bei verschiedenen Manövern gemessen. Während der Atemmanöver atmet das Kind in ein Mundstück. Der entscheidende Wert der Spirometrie ist die sogenannte Sekundenluft, welche angibt, wie viel Luft von den Bronchien pro Sekunde ausgeatmet werden kann. Je geringer der Wert ausfällt, desto wahrscheinlicher ist eine Erkrankung der Atemwege.


Peak Flow Messung: Der Peak Flow Meter ist ein kleineres Messgeräte, welches in der Handhabung für Kinder noch einfacher ist und auch zur heimischen Kontrolle des Symptomverlaufs verwendet werden kann. Dabei wird die Strömungsgeschwindigkeit der ausgeatmeten Luft gemessen, der sogenannte Spitzenfluss. Dabei atmet der Patient schnell und kraftvoll in das Mundstück.

Provokationstest: Wenn Spirometrie und Peak Flow Messung kein Ergebnis bringen, der Verdacht auf Asthma jedoch weiterhin besteht, bietet sich der sogenannte Provokationstest an. Der Patient atmet hierfür eine Substanz ein, die
die Bronchien reizt, falls eine Überempfindlichkeit vorliegt. Im Anschluss wird die Sekundenluft. Unterscheiden sich die Werte der Sekundenluft mit und ohne Reizsubstanz um 20%, liegt eine asthmatische Erkrankung vor.

Bronchospasmolyse-Test: Dieser Test dient der Prüfung der Bronchien. Nach der Gabe eines Medikaments zur Bronchienerweiterung wird die Sekundenluft gemessen und mit dem Wert vor der Medikamenteneinnahme gemessen. Unterscheiden sich die Werte um 15% liegt wahrscheinlich eine Asthma-Erkrankung vor.

Allergietests: Da Asthma unter Kindern häufig allergisch bedingt ist, wird ermittelt ob eine Überempfindlichkeit gegenüber einem bestimmten Stoff vorliegt. Für gewöhnlich werden hierfür Haut- oder Bluttests vorgenommen, auch eine Form des Provokationstests kann möglich sein.

Da alle Diagnoseverfahren auf der Mitarbeit des Patienten beruhen, können sie erst ab einem Alter von etwa vier bis fünf Jahren bei Kindern angewendet werden. Vorher muss sich der Arzt auf eine Diagnostik anhand der Symptome verlassen und eine mögliche Fehldiagnose in Kauf nehmen.