Bernd Berroth, Leiter des städtischen Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Kinder und Jugendliche verbringen zunehmend mehr Zeit in Schulen und Tagesstätten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass dort für eine abwechslungsreiche Ernährung gesorgt wird.

EsslingenWie sich der Nachwuchs ernährt, liegt zuvörderst in der Hand der Eltern. Da Kinder und Jugendliche aber immer mehr Zeit in Tagesstätten oder der Schule verbringen und dort zu Mittag essen, sieht sich auch die Stadt in der Verantwortung. Welche Kriterien für Mensen gelten und welche Rolle das Thema Ernährung in Kitas und Schulen spielt, erklärt Bernd Berroth, Leiter des städtischen Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung, im EZ-Interview.

Macht die Stadt Lieferanten von Essen für Schulmensen und Kitas Vorgaben?
Ja. Aktuell wird die europaweite Ausschreibung der Essensversorgung in den Kitas ab September 2020 vorbereitet. Dazu wurde ein Arbeitskreis mit Beteiligung der Fraktionen gebildet, welcher die Kriterien und Standards nochmals aktualisiert und überarbeitet.

Wie sehen die aus?
Die Auswahl der Lebensmittel und die Zusammenstellung der Mahlzeiten in unseren Schulen und städtischen Kindertagesstätten erfolgt auf Basis der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in der jeweils aktuellen Fassung. Bei der Ausschreibung für die Kitas werden zum Beispiel die Speiseplangestaltung, der Fleischanteil, die Lebensmittelauswahl, die Portionsgrößen, die sensorische Qualität und die Nachhaltigkeit vorgeschrieben.

Was ist mit den Schulen, in denen Eltern selbst kochen?
Die Stadtverwaltung stellt in allen Selbstkochmensen hauptamtliche Mensakräfte zur Verfügung, welche vor Ort die Rezepturen der Kochgruppen überprüfen und gegebenenfalls überarbeiten. Auch achten sie darauf, dass die Speiseplangestaltung abwechslungsreich ist.

Spielt das Thema gesunde Ernährung im Schulunterricht oder in Kita-Gruppen inhaltlich eine Rolle?
In den städtischen Kindertageseinrichtung spielt die Ernährungsbildung eine wichtige Rolle. Es geht darum, Kinder durch eine ausgewogene und vielseitige Ernährung mit einer entdeckenden Haltung an Lebensmittel heranzuführen. Das bedeutet auch, den Kindern zu zeigen, wo die Lebensmittel herkommen und wie diese verarbeitet werden, bis sie auf den Tisch kommen. Auf die Bildungspläne und die Unterrichtsgestaltung hat die Stadtverwaltung keinen Einfluss. Wir weisen jedoch immer wieder auf attraktive Schulungsangebote für Lehrkräfte und Klassen hin oder werben für die Teilnahme am „Tag der Schulverpflegung.“

Softdrinks werden mit dafür verantwortlich gemacht, dass immer mehr Kinder übergewichtig sind. Kann da ein städtisches Amt gegensteuern?
Wir tragen in unseren Kindertageseinrichtungen, in den Mensen und in der Grundschulbetreuung dafür Sorge, dass grundsätzlich keine Softdrinks angeboten werden. In den Schulmensen wird ausschließlich Wasser angeboten. In den Kindertageseinrichtungen beschränkt sich das Getränkeangebot auf Wasser und ungesüßten Tee.

Gibt es Richtlinien für externe Lieferanten, die an weiterführenden Schulen Automaten aufstellen oder in den Pausen Snacks anbieten?
Die Aufstellung von Automaten liegt bei den Schulen in der Verantwortung der Schulleitungen, ebenso die Vergabe und Auswahl der Pausensnacks. Auch hier gibt es interessante Angebote zur Optimierung des Angebots von Bäckereien an Schulen.

Bewegungsmangel ist ein weiteres Problem. Reicht die Zahl der Sportstunden?
Das Kultusministerium gibt die Kontingentstundentafel und damit die Verteilung der Unterrichtsstunden für die jeweilige Schulart und Klassenstufe vor. Sicher wäre es wünschenswert, den Anteil der Sportstunden zu erhöhen, aber gleichzeitig müsste geklärt werden, auf Kosten welches Faches diese Erhöhung gehen soll. Dem Thema Bewegungsmangel kann nicht ausschließlich durch die Schulen begegnet werden, da sind auch die Eltern gefordert.

Gibt es über den Schulsport hinausgehende Bewegungsangebote?
Es gibt an den Esslinger Schulen zahlreiche Sport-AG-Angebote, darüber hinaus Kooperationen mit außerschulischen Bildungspartnern und Sportvereinen. Die Stadt Esslingen bezuschusst auch die Kooperation von Schulen mit Sportvereinen. An den Ganztagsschulen sind zusätzliche Sportangebote besonders nachgefragt, die auch teilweise von städtischen pädagogischen Fachkräften angeboten werden.

Das Interview führte Dagmar Weinberg.